Ein Sommer im Revier der Sprudelkavaliere

Der Attersee ist auch heute noch einer der großen Anziehungspunkte für Sommerfrischler.
Der Attersee ist auch heute noch einer der großen Anziehungspunkte für Sommerfrischler. (c) cupix/reinhold leitner/2016
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Baden, Wandern, Kulturgenuss – die Sommerfrische im einstigen Promi-Hotspot ist heute nicht nur gekrönten Häuptern und Künstlern vorbehalten. Sie erlebt eine Renaissance.

Hier ist der Himmel auf Erden“, soll einst Franz Joseph I. gesagt haben. Und man kann ihn schon verstehen, den Kaiser. Und auch Gustav Klimt, Gustav Mahler, Arthur Schnitzler, sämtliche Musiker, Maler, Literaten, Schauspieler sowie Industrielle und Bankiers, die sich einst den Luxus leisteten, sich in den Sommermonaten von Wien ins vergleichsweise bescheidene Salzkammergut zurückzuziehen.

Die Villa Paulick war einst ein Künstlertreff.
Die Villa Paulick war einst ein Künstlertreff.(c) Reitshammer

„Schau dir das Wasser an, genau so schaut doch das Bild vom Klimt aus!“, zeigt sich eine Besucherin am Attersee begeistert. Sie meint eines der Bilder, die im Gustav-Klimt-Zentrum am Attersee in Schörfling hängen, leider nur als – wenn auch hochqualitativer – Druck. Am 14. Juli 2012 wurde das Zentrum anlässlich des 150. Geburtstags von Klimt eröffnet und zeigt seither eine permanente Schau über Leben und Wirken, seine am Attersee entstandenen Gemälde und seinen Einfluss auf die Region (und umgekehrt). Der Themenweg an der Promenade gibt einen Überblick, und seit 21. Juni gibt es zusätzlich einen „Klimt-Garten“, der die Farbenpracht seiner Gartenansichten widerspiegeln soll. Bis zum 27. Oktober ist darüber hinaus die Sonderaustellung „Florale Welten – blühender Jugendstil“ in den Räumen zu sehen.

Inspirationsquelle See

Von 1900 bist 1916 verbrachte der berühmte Maler seine Sommer „dort“, wie er seinen Rückzugsort kurz und bündig nannte, mit seiner Muse Emilie Flöge. In verschiedenen Domizilen in Seewalchen, Kammer und am südlichen Ufer in Weißenbach suchte er nicht nur Abstand vom Wiener Hof, sondern fand im beschaulichen Alltag, beim Baden und Rudern Inspiration: Etwa 45 Bilder schuf er an seinem geliebten See. Verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen pflegte er mit den Familien Flöge und Paulick. Oft war er in der historischen Villa Paulick, einem beliebten Künstlertreff, zu Gast. „Ich glaube nicht, dass sie hier übernachtet haben, zumindest nicht oft. Sie hatten ja ihre eigenen Unterkünfte“, erläutert Elfriede Mandl vom Klimt-Zentrum. Übernachten können Gäste, eine frühzeitige Reservierung vorausgesetzt, dort jedoch heute noch. Sieben Zimmer in der in Privatbesitz befindlichen Villa stehen von Mitte Juni bis Mitte September zur Verfügung. Einfache Unterkünfte, nur teilweise mit eigenem Bad, jedoch heiß begehrt. Kein Wunder: Der Blick von den Balkonen oder vom Turm auf See, Bootshaus, Schloss Kammer und den blumenreichen Garten kann ohne Übertreibung durchaus als „malerisch“ bezeichnet werden.

Auf der Postalm lässt sich's gut wandern.
Auf der Postalm lässt sich's gut wandern.(c) ÖW Leitner/ SKG Tourismus

Grundsätzlich hat aber jeder Ort am Attersee seinen Reiz. Es lohnt sich allemal, die Ufer wandernd, mit dem Rad, per Segelboot oder Schiff abzuklappern und in den Strandbädern das erfrischende Nass des Sees, dem mit 46,2 km2größten Binnensee Österreichs, zu erkunden. Eine Fahrt mit dem 1923 erbauten Nostalgieschiff Liesa, im Besitz der Familie Föttinger in Steinbach, ist dafür ideal. Dabei lassen sich unter anderem auch die Villen damaliger und heutiger Berühmtheiten aus der Ferne bestaunen. Am südlichen Ufer hat man außerdem die Möglichkeit, Gustav Mahler näherzukommen. In Steinbach nämlich fand der Komponist in den Sommermonaten 1893 bis 1896 einen ruhigen und damals abgeschiedenen Rückzugsort für sich. In seinem speziell für ihn gebauten „Komponierhäuschen“ schuf er unter anderem Teile seiner Zweiten und Dritten Symphonie. Heute ist das kleine Gebäude direkt am Wasser, das zwischendurch als Schlachthaus, Wäscherei und Toilette diente, ein kleines Museum.

Fahren wir nach Ischl!

Im Gegensatz zum Norden des Sees suchten die Künstler im Süden die Nähe des Kaisers, und das gilt besonders für die Kaiserstadt Bad Ischl selbst. „Damals die zweite Hauptstadt der Monarchie“, so Helga Peer, Fremdenführerin in Ischl. Eine Straße durchs Weißenbachtal führt vom Attersee an den Wolfgangsee, nach Strobl, Bad Ischl und weiter auf die Postalm.

Bad Ischl hat eine lange Tradition in Sachen Kur und Sommerfrische. Seit Jahrtausenden wird in der Region das lebenswichtige Salz abgebaut. Bereits ab 1822 kamen die ersten Kurgäste, die die Wirkung von Salz und Sole nutzten. So wie Erzherzogin Sophie, die nach so einer Kur endlich Kinder zur Welt brachte, die „Salzprinzen“. Einer davon war Franz Joseph I., der fast sein ganzes Leben lang jeden Sommer samt Hofstaat in Ischl verbrachte, unter anderem in der Kaiservilla, einem Hochzeitsgeschenk seiner Mutter für ihn und seine geliebte Sisi.

Alle, die dabei sein, sehen und gesehen werden wollten, viele gekrönte Häupter, Industrielle und Künstler waren damals zu Gast in den stolzen Villen und suchten Erholung; die Damen der Gesellschaft oft für mehrere Wochen ohne Gatten. Für männliche Begleitung bei den diversen Kulturveranstaltungen wurde dennoch gesorgt, erzählt Fremdenführerin Peer. „,Sprudelkavaliere‘ oder ,Sprudelknaben‘ nannte man diese gern zur allgemeinen Erheiterung.“ Am Theater spielten und sangen die Besten der Wiener Kulturszene oder gaben hier ihr Debüt (Girardi, Nestroy, Schratt, Moser). Es wurde geschrieben (Stifter, Schnitzler, Musil, Kraus) und komponiert (Brahms, Strauss, Lehár, Kálmán, Bruckner). Die feinen Besucher nutzten die Natur zur Erfrischung, zum Wandern, Reiten oder Schwimmen. Und es wurde gefeiert. Dass es dabei auch den einen oder anderen Skandal gab, ist fast selbstverständlich.

Auf die Alm

Heute will die Region das Thema Sommerfrische „neu aufladen“, wie Michael Spechtenhauser, Geschäftsführer von Salzkammergut Tourismus, betont. „Die Gäste sollen faul sein – aber nicht nichts tun, sondern sich Zeit nehmen zum Schauen, Flanieren, gut Essen und Trinken. Die Kühle der Nacht, das Grün der Natur genießen, wandern und die Kulturveranstaltungen besuchen“, so seine Empfehlung. In dieses Programm passt auch die Seilbahn auf den Bad Ischler Hausberg, „Katrin“ genannt, die 2019 ihr 60-Jahr-Jubiläum feiert. Oben auf 1400 Metern bietet sich nicht nur eine Almhütte zur Einkehr an, mit Blick auf den Hallstättersee, den Dachstein und den Krippenstein; Spazierwege führen außerdem zu diversen Aussichtsplattformen und ein alpiner Wanderpfad lädt zur „Sieben-Seen-Blick-Wanderung“. Seit Frühling 2017 gibt es zudem den rund 350 Kilometer langen „Salzkammergut BergeSeen Trail“, einen Weitwanderweg, der auf 20 (oder mehr) Etappen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden 35 Seen und 15 Gipfel in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark miteinander verbindet. Zum Schnuppern können Bewegungshungrige einzelne oder kürzere Abschnitte erwandern, beispielsweise von der Postalm, dem zweitgrößten zusammenhängenden Almenhochplateau Europas, über die Thoralm.

ATTERSEE UND UMGEBUNG

Regionen und Orte:

www.attersee-attergau.at, www.wolfgangsee.at, www.badischl.at

Auf den Berg: www.katrinseilbahn.com

Gustav-Klimt-Zentrum:

www.klimt-am-attersee.at

Essen, trinken, schlafen:

Gasthof-Hotel Bramosen in Weyregg am Attersee, www.hotel-bramosen.at

Das Grafengut in Nussdorf am Attersee, grafengut.com

Druckerhof in Unterach am Attersee, www.druckerhof.com

Hotel Föttinger in Steinbach am Attersee, www.hotel-attersee.at

Gasthaus Wachtberg in Weyregg am Attersee, www.wachtberg.at

Dornerhof in St. Wolfgang im Salzkammergut, www.jausenstation-dornerhof.at

Postalm: Erlbachhütte in Russbach, www.postalm.at

Infos: www.salzkammergut.at, www.oberoesterreich-tourismus.at

Compliancehinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung von Oberösterreich Tourismus und Salzkammergut Tourismus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2019)

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