Österreich

Salzburg: Festspielstadt mit Schneefenster

Sportlich: Skifahren in Flachau und Wagrain.
Sportlich: Skifahren in Flachau und Wagrain. (c) Christian Fischbacher
  • Drucken

Der Mix bietet sich aufgrund der geografischen Nähe an: Kulturreisende legen in Salzburg zwischen Klassik und Moderne einen sportlichen Skitag in Flachau ein.

Tagsüber als Wintersportler verschneite Berghänge in Sportausrüstung erkunden, abends als Städtetourist Kunst und Kultur in festlicher Kleidung genießen: In Salzburg ist das keine Seltenheit mehr, denn die Mozartstadt liegt nur rund eine Autostunde von den größeren Skidestinationen entfernt.

Wie aber kommt man von der Innenstadt direkt ins Skigebiet, wenn man mit der Bahn oder dem Bus in der Salzbachmetropole gelandet ist? Und wie kommt man zur Skiausrüstung, wenn man doch die Bekleidung eigentlich für Oper und Konzert gewählt hat? Salzburg bietet vom 22. Dezember 2018 bis 17. März 2019 einen kostenlosen Skishuttle, der die Gäste in der Früh bequem direkt vom Mirabellplatz im Zentrum der Stadt oder vom Europapark direkt ins Skigebiet Flachau bringt. Wenn man sich am Vortag im Hotel oder via Homepage bis 18 Uhr anmeldet, ist man auch schon mit von der Partie in diesem Snow Space Salzburg Ski Shuttle. Reiseleiter (mehrsprachig, erfahren) sind mit an Bord der modernen Skibusse, um sich um die Organisation von Skipässen, Ausrüstung oder Kursen zu kümmern.

Das größte nahezu zusammenhängende Skigebiet der Salzburger Sportwelt ist Flachau-Wagrain-St.Johann-Alpendorf mit insgesamt mehr als 200Kilometern Pisten, die Abfahrten haben vorwiegend leichte und mittlere Schwierigkeitsgrade – mehr, als man an einem Tag zu absolvieren vermag. Übrigens sind hier die Gondelnamen auf das Thema Kultur abgestimmt: Die Zehn-Personen-Kabinenbahn, die die Gäste in zwei Sektionen von Wagrain auf das Grießenkareck bringt, heißt Flying Mozart. Es muss natürlich nicht immer Skifahren sein, auch eine Winterwanderung oder Rodelpartie in der verträumten Winterlandschaft und danach eine gemütliche Einkehr auf Kaspressknödelsuppe oder Kaiserschmarren sind eine willkommene Abwechslung zur Stadtbesichtigung.

Magnetisch: das winterliche Salzburg, vor allem in der Vorweihnachtszeit (Getreidegasse r. u.).
Magnetisch: das winterliche Salzburg, vor allem in der Vorweihnachtszeit (Getreidegasse r. u.). (c) Tourismus Salzburg

Abseits der „Jedermann“-Saison

Was bietet Salzburg Kulturelles während der Wintermonate? Vieles, mit rund 4000 Veranstaltungen pro Jahr ist die Mozartstadt eine der beliebtesten Kulturdestinationen, wobei sich die Events mehr oder weniger dicht über den Kalender verteilen. Mit der Mozartwoche vom 24. Jänner bis 3. Februar 2019 beginnt traditionellerweise das Festspieljahr. Seit 1965 begründen die besten Orchester, Ensembles und Interpreten den beispiellosen Ruf dieses einzigartigen Festivals, bei dem es vor allem darum geht, Mozart immer wieder neu erlebbar zu machen.

Villazón liebt Mozart

Intendant Rolando Villazón will sich in der Mozartwoche 2019 auf bekannte und selten gespielte Chorwerke Mozarts, allen voran mit einer neuen, szenischen Erzählung von „Thamos, König in Ägypten“ KV345 konzentrieren. „Wir stellen zudem Werke vor, für die Künstler zusammenkommen und zusammenarbeiten – Sänger, die von obligaten Soloinstrumenten begleitet werden, spezielle Konstellationen in der Kammermusik und ein Akademiekonzert wie zu Mozarts Zeiten,“ sagt Rolando Villazón.

Gemeinsam mit dem Salzburger Landestheater wird eine eigens für die Mozartwoche entwickelte Ballettgala mit internationalen Gästen erarbeitet, am Marionettentheater werden „Bastien und Bastienne“ und „Der Schauspieldirektor“ aus dem Jahr 2006 wiederaufgenommen. Im Rahmen des neuen Formats „Briefe und Musik“ werden die Gäste Auszüge aus Mozarts Briefen sowie auf Originalinstrumenten gespielte Sonaten im intimen Ambiente des Tanzmeistersaals im Mozart-Wohnhaus lauschen können. Ein einzigartiges Mozart-Dinner wird von Starkoch Alfons Schuhbeck für die Mozartwoche im Wiener Saal kreiert, und eine musikalische Kabarettperformance in der Arge Kultur lässt Mozarts Witz und Humor spüren. Im Republic wird seine Geschichte anhand der Poesie und des Humors von mimischer Clown-Kunst erzählt. „An Mozarts Geburtstag schließlich ziehen wir durch Salzburgs Straßen und bringen unserem geliebten Genius Loci mexikanische Serenatas dar“, kündigt Villazón an. Eine Vielzahl von Zusatzaktivitäten ergänzen die Woche, darunter Meisterklassen, Filmvorführungen, Lesungen und Gespräche mit Künstlern und Mozart-Spezialisten.

Klassisch: Salzburger Nockerln.
Klassisch: Salzburger Nockerln. (c) Tourismus Salzburg

Alltag eines Wunderkinds

Doch nicht nur abends ist Salzburg für Kulturreisende verlockend, sondern auch untertags warten zahlreiche Museen und Veranstaltungen zum Kunstgenuss ohne sommerliche Touristenmassen. In Mozarts Geburtshaus kann man daher die Gelegenheit nützen, sich in aller Ruhe in die damalige Zeit versetzen zu lassen. W. A. Mozart wurde 1756 im Hagenauer Haus der Getreidegasse 9 in Salzburg geboren. Ganze 26 Jahre, von 1747 an, bewohnte die Familie eine 130 Quadratmeter große Wohnung im dritten Stock. Die Fassade des Hauses wurde seit Mozarts Ära nur geringfügig verändert, hauptsächlich wurden nur die barocken Fenster ausgetauscht. Am Eingangsportal zeigt sich noch immer ein besonderes historisches Detail: die Klingelzüge, mit denen man die Wohnungsglocken in den einzelnen Stockwerken bedienen konnte.

Die mittelständische Bürgerfamilie konnte sich eine Dienstmagd leisten, die in der Küche gearbeitet und auch genächtigt hat. Im 18. Jahrhundert waren die Küchen aufgrund der starken Rauchentwicklung und der Brandgefahr nicht Teil der Wohnung, sondern befanden sich abseits der Wohnräume. Auf einem großen Steinherd wurde bei offenem Feuer gekocht. Eine Vertiefung beim Fenster lässt eine für damalige Zeiten moderne Spüle erkennen, die direkt über den Innenhof abgeleitet wurde. Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail wird im Wohnzimmer erzählt: Mozart wurde 35 Jahre alt – zehn davon war er auf Reisen. Schon als kleines Kind war Mozart ein weit gereister Europäer, schaffte es gar nach London. Man bedenke, dass das Fortbewegungsmittel Nummer eins die Kutsche war – unbequem und sehr langsam. Eine Reise nach Wien konnte bis zu einer Woche dauern. Alles zusammen unternahm Mozart 17 Reisen, was ihn 3720 Tage kostete.

1773 folgte der Umzug der Familie ins Mozart-Wohnhaus am Makartplatz. Dieses hält für Besucher echte Gustostückerln bereit: Mozart konnte ja bereits als Fünfjähriger Klavier und Geige spielen und verfasste seine ersten kleinen Kompositionen, die aber sein Vater für ihn niederschrieb. Mit neun Jahren notierte Mozart sein erstes Werk selbst. Im Keller des Wohnhauses werden diese Originaldokumente gelagert, weil sie nur zum Teil Licht und schwankenden Temperaturen ausgesetzt werden können. An einigen der ausgestellten Kompositionen von Mozarts Schwester Nannerl ist leicht zu erkennen, dass sie ebenfalls ein überragendes musikalisches Talent gezeigt hat. Das übliche Schicksal damals: Ihre Begabung wurde weder gewürdigt noch entsprechend gefördert.

Der Eintritt in sämtliche Museen und die Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie die Festungsbahn und die Salzach Schiff sind übrigens mit der Salzburg Card kostenlos zu nützen. Inkludiert ist auch eine Führung durch das große Festspielhaus, das man als Kulturbegeisterter nicht versäumen darf. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen, vor denen Weltstars auftreten und im Publikum sitzen?

88 Gruften unter dem Marmor

Nach den vielen historischen Details tut ein Spaziergang an frischer Luft zum idyllischen St.-Sebastian-Friedhof gut. Dort findet man das Grab von Constanze von Nissen, der Ehefrau von Wolfgang Amadeus Mozart, und seinem Vater, Leopold Mozart, sowie das Grab von Paracelsus. Der Friedhof mit dem wunderschönen nach innen offenen Bogengang rund um einen Hof gleich neben der zentrumsnahen geschäftigen Salzburger Linzergasse ist eine Oase der Ruhe und Stille. 88 Gruften reihen sich an die Außenmauer, auf berühmtem Untersberger Marmor wandelt man auf den Grabstätten. Im Mittelpunkt steht das opulente Mausoleum von Fürsterzbischof Wolf Dietrich.

Gruselführung durch die Stadt

Bei einer rund eineinhalbstündigen Stadtführung kann man sich noch von weiteren düsteren Geheimnisse Salzburgs verhexen lassen. Die Gruselführung ist nichts für schwache Nerven. Hauptaugenmerk wird auf den Hexenprozess des 17. Jahrhunderts gelegt. Hierbei geht es nicht nur um den berühmten Zauberer Jakl, der in Salzburg sein Unwesen getrieben haben soll, sondern auch um Hexensabbate und um Orgien mit dem Teufel, die – laut Foltergeständnissen – auch am Salzburger Gaisberg abgehalten worden sein sollen.

Auf der Festung Hohensalzburg trieb den Erzählungen zufolge die Weiße Frau – hauptsächlich in Vollmondnächten – ihr Unwesen. Seitdem die Festung nachts mit Scheinwerfern bestrahlt wird, ist sie verschwunden. Orte wie das Rathaus, der Waagplatz und die neue Residenz waren damals zum Teil Gefängnisse, Folterkammern, Richtstätten und Hinrichtungsplätze. Die Schauergeschichten sind abends besonders einprägsam. Tipp: Als Abschluss einer Salzburg-Tour daher eher noch ein positives Ereignis auswählen – einen Skitag zum Beispiel.

KULTUR IN SALZBURG, SKI AB SALZBURG

Skitag von Salzburg aus. Plätze im Snow Space Salzburg Ski Shuttle in Flachau-Wagrain-St.Johann können bis 18 Uhr des Vortags reserviert werden: im Hotel, bei den Tourismus-Salzburg-Infostellen am Mozartplatz und Bahnhof, via Telefon (0662/88987-340) oder Internet (www.salzburg.info).

Restaurants: La Tavolata – Weinarchiv des Art-&-Design-Hotels Blaue Gans: In den jahrhundertealten Gewölben des ehemaligen Jazzkellers wird hausgemachtes Köstliches aus der eigenen Speisenmanufaktur serviert. www.blaue- gans.at

M 32: Das Restaurant im Museum der Moderne bietet einen grandiosen Aus- blick über die Dächer der Stadt Salzburg. Das Interieur wird von 390 Hirschgeweihen bestimmt und trifft auf Beton und strahlende Farben. m32.at

Sarastro: Wegen der Nähe zum Festspielhaus und Sehenswürdigkeiten wie Dom und Getreidegasse besonders beliebt bei Festspielgästen. Das Sarastro befindet sich in den Räumen des Rupertinums. www.sarastro.co.at

Infos: www.mozartwoche.at, www.salzburgerland.com, www.salzburg.info

Compliance: Die Reise erfolgte auf Einladung von Salzburgerland Tourismus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.