Ergebnisoffen in die Pause: Bauchklang feiert Abschied

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Die St. Pöltner A-Capella-Beatbox-Formation zieht sich zurück und überdenkt ihre Zukunft. Am Donnerstag gibt die Band mit Freunden ein Abschiedskonzert.

Es soll ja Bands geben, die mit ihrer ursprünglichen Formation allenfalls noch den Sänger gemeinsam haben. Was aber, wenn alle Sänger sind – beziehungsweise mit ihrer Stimme sämtliche Klänge produzieren? Nun ist es zwar auch bei Bauchklang nicht so, dass es nicht Zu- und Abgänge gegeben hätte. Aber als Gründungsmitglied Alexander Böck heuer zu Beginn des Jahres seine Entscheidung kundtat, fortan lieber ein stetes Leben zu führen, war für den Rest der St. Pöltner Truppe klar, „dass es Bauchklang in dieser Form ab 2014 nicht mehr geben kann“.

Überraschend kam das nicht: Böck – Bass und „wichtige Bühnenfigur“ – habe schon vor ein paar Jahren das erste Mal Tendenzen gezeigt, die Rechnung („sehr viel Zeit für das, was am Ende rauskommt“) kritisch zu überdenken, berichten seine Kollegen Andi Fraenzl und Gerald Huber im von ihnen ausgesuchten Rüdigerhof. Böck sei nun, im musikalischen Sinne, „Privatier“. Und sie selbst haben, erstmals seitdem das Beatboxing-Werkl im Jahr 2000 so richtig zündete, eine Auszeit.

Es ist das zumindest vorläufige Ende einer bemerkenswerten Bandgeschichte, die mit – anfangs ließen sie es lieber unerwähnt, heute können sie darüber schmunzeln – „Jesus Christ Superstar“ begann. Ein Lehrer hatte die Teenager, die gar nicht vor hatten, mitzumachen, 1996 für das Musical am musischen Gymnasium rekrutiert. Huber: „Es war dann so eine Energie da, die den Grundstein dafür gelegt hat, gemeinsam weiterzumachen.“

„Man ist ja keine Gitarre“

Schnell bewegten sich die A-Capella-Sänger weg von den Kleinkunstbühnen, auf denen immer auch ein Witzchen erwartet wurde. „Wir waren damals schon unlustiger als die anderen, haben den Kunstanspruch hoch gehalten.“ Das Beatboxing habe sich eingeschlichen. „Anfangs“, erzählt Huber, „war es nur ich, weil ich groovig klingen wollte.“ Bald wechselte man vom Imitieren dazu, neue Klänge zu kreieren. Huber: „Wenn man wie eine Gitarre klingen will, wird man immer schlechter klingen, weil man eben keine Gitarre ist.“

Ein Festival im französischen Rennes öffnete früh die Türen zu den europäischen Festivals. Ebenso schnell Fuß fasste die Band im Zuge der End-Neunziger-Elektronik-Welle in der heimischen Clubszene, in Flex und Co – „wir haben gemerkt, das Konzept funktioniert da wie dort“. Seit 2001 seien sie eigentlich ununterbrochen auf Tour gewesen, eine dreimonatige Pause ist auch schon wieder zehn Jahre her.

Jetzt passiert in Sachen Bauchklang erst einmal ein halbes Jahr lang nichts. Dann treffen sich die verbliebenen Mitglieder, um frisch und erholt zu entscheiden, „ob es ein neues Agreement geben soll“, erklärt Fraenzl. Huber: „Oder eben keines.“ Klar sei, dass die übrig gebliebenen vier „hochmotiviert“ seien, weiter Musik zu machen, hält Fraenzl fest. „Und wir sind uns bewusst, dass es etwas sehr Besonderes ist, was wir geschaffen haben.“ Zu ihrer eigenen Überraschung: „Es hat sich seither zwar eine Riesen-Beatbox-Szene entwickelt, aber dass die Leute damit richtig Musik machen, das ist nicht passiert.“ Bis heute säßen eigentlich nur sie zwischen den beiden Stühlen – hier die Beatbox-Szene, die nicht an A-Capella streift, dort die A-Capella-Szene mit ihren Covern und wenig Lust auf Experiment.

Doch fürs Erste wird am Donnerstag im Wiener Gasometer Abschied gefeiert. Mit Freunden wie Skero und Violetta Parisini wird gemeinsam gesungen, Francis International Airport und Elektro Guzzi treten ebenfalls auf. Und dann, sagt Fraenzl, „kann jeder einmal frei laufen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2013)

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