Neue Frühaufsteherin mit Schmäh „Ich bin so was von mostschädelig“

Miriam Hie
Miriam Hie(c) Stanislav Jenis - Die Presse
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Miriam Hie moderiert neuerdings die „Morning Show“ von Radio Superfly. Manchmal derb, manchmal charmant, aber stets sehr quirlig.

Schauspieler haben oft keine fest umrissene Persönlichkeit. Sie hetzen lieber durch fremde Charaktere. Kaum glaubt man, sie durchschaut zu haben, sind sie schon wieder ganz woanders. Bei Miriam Hie, die das darstellerische Gewerbe an der Wiener Filmschule erlernte, kann man sich wenigstens auf eines verlassen: auf ihren guten Schmäh.

Aus der fernöstlichen Schönheit mit indonesischen Wurzeln spricht eine bodenständige Oberösterreicherin. Eine, die zu Leuten, die ihr nicht zu Gesicht stehen, schon mal derb „Hau de daune“ sagt. An der Kraft der Gene zweifelt auch, wer erfährt, dass Hie keine der typisch asiatischen Unverträglichkeiten zeigt. Milch? Käse? Alles kein Problem. „Ich bin so was von mostschädelig, ich vertrag einfach alles. Auch Alkohol. Wenn es darauf ankommt, kann ich wie ein Loch trinken.“

Furchtlos übersiedelte sie nach Wien, wohnte in einer hässlichen, winzigen Wohnung mit WC am Gang. Hauptsache: eigenes Leben. Die frisch erworbene Freiheit war gleich wieder bedroht. Kurz nach Abschluss ihrer Ausbildung bekam sie ihren Sohn. „In gewissen Momenten war ich als junge Mutter schon verzweifelt. Ich dachte, da sind jetzt viele Züge abgefahren. Aber es hat mich sicher auch auf positive Weise geformt.“

Der Traum von der Karriere als „große Bühnenschauspielerin“ platzte aber erst mit ihrem Engagement beim ORF. „Ich habe mich voll auf das Abenteuer Fernsehen und Moderation eingelassen“, gibt sie sich reuelos. Zunächst schuftete sie als Volontärin, kontrollierte die Korrektheit des Product Placement in unzähligen „Seniorenclub“-Sendungen. Bald brillierte sie als Moderatorin von „25 – Das Magazin“ an der Seite von Christoph Feurstein, den sie heute als ihren besten Freund bezeichnet.

Glitzerdisco und Schmusebären

Nach zweieinhalb Jahren wird das Format eingestellt. Hie wechselt nach einer Nachdenkpause zum ZDF, moderiert dort „Infolympia“, eine Sendung, die anlässlich der Peking-Olympiade Einblick in die chinesische Kultur geben soll. „Das wurde politischer als wir eigentlich gedacht haben“, schmunzelt sie heute über die Wogen, die sie damals ausgelöst hat. Ab da flutschte es mit der Karriere. Dem Angebot, das Kinomagazin „Lichtspiele“ bei Servus-TV zu gestalten, mochte sie nicht widerstehen.

Die Imponderabilien der Branche nimmt sie mittlerweile auf die leichte Schulter. Die Einstellung von „Lichtspiele“ schmerzte sie zwar, aber sie übernahm frohgemut die hintersinnige Wettersendung des Mateschitz-Senders. „Wir besuchen die Menschen, deren Arbeit wetterabhängig ist.“ Das Spektrum reicht da von Bergbauern bis zu Bobfahrern. Jüngst schäkerte sie mit einem Eismeister in Igls und jagte mit ihm im knallroten Anorak die Kunsteisbahn hinunter. Das rasante Spektakel präsentierte sie auch stolz auf ihrer Facebook-Seite. „Die Lust, mich vor anderen zu spiegeln, die war schon früh da“, stellt sie nüchtern fest.

Partnerschaftlich tut sie dies mit Gastronomiekritiker Florian Holzer. Die Rollen sind klar verteilt. „Für den Wirbel bin ich zuständig. Er ist der Bobo, ich der Punk.“ Beruflich probiert sie ihren rüden Charme seit Kurzem in einem für sie neuen Medium, dem Radio. Auf Radio Superfly 98,3 moderiert sie die „Morning Show“. Angeheuert wurde sie von der scheidenden Programmchefin Astrid Hauss. „Ich lass' mich gern einfangen“, kichert sie.

Das frühe Aufstehen nimmt sie gern auf sich, weil sie sich „mit der Musik des Senders sehr gut identifizieren kann. Ich steh auf Glitzerdisco-Weiber wie Viola Wills und Stephanie Mills, aber auch auf diese Schmusebären Luther Vandross und Teddy Pendergrass.“

Sanft brummelnd stand ihr auch Kollege Gerald Travnicek zunächst zur Seite. „Er war eine Art Mentor in der ersten Zeit. Wobei, gelernt hab ich's dann doch am besten selbst“, lacht sie. Das Angenehme bei Radio Superfly ist, dass „du nicht den Kasperl runterreißen musst. Mal bin ich sentimental, dann wieder ein bisserl angeknipster. Es macht den Sender aus, dass jeder der sein kann, der er ist.“

ZUR PERSON

Miriam Hie (geboren 1987) wuchs im oberösterreichischen Christkindl auf. Sie ist ausgebildete Schauspielerin und wurde als Moderatorin von „25 – das Magazin“ bekannt. Derzeit moderiert sie bei Servus-TV die Wettershow „Na Servus“. Neuerdings arbeitet sie auch beim Radio: Auf Radio Superfly 98,3 moderiert sie von 7 bis 9 Uhr neben anderen die „Morning Show“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2015)

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