„Nominierung ist schon ein Preis“: Der Durchbruch der Anna Posch

Ging in „Chucks“ an ihre Grenzen und wurde dafür belohnt: Anna Posch
Ging in „Chucks“ an ihre Grenzen und wurde dafür belohnt: Anna Posch(c) Stanislav Jenis
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Gleich für ihre erste große Rolle in der Romanverfilmung „Chucks“ ist die Niederösterreicherin Anna Posch für den Österreichischen Filmpreis nominiert.

Unangepasst, rothaarig, widerborstig – das ist Mae (eigentlich „Maeva, das sagt aber niemand“). Sie ist die Hauptfigur des 2012 erschienenen Romans „Chucks“ von Cornelia Travnicek. Im Herbst kam Mae auf die Kinoleinwand. Zuvor wurde die Verfilmung von Sabine Hiebler und Gerhard Ertl bei ihrer Weltpremiere beim Filmfestival Montreal mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

„Wenn ich mit einer Figur der zeitgenössischen Literatur in einem Lift stecken bleiben möchte, dann mit Mae. Ob ich heil aus dem Lift kommen würde, weiß ich nicht, aber das wär's wert.“ Mit dieser prägnanten Aussage des Autors Clemens J. Setz wurde für den Film im Vorfeld geworben. Und damit die Latte für Anna Posch, die Mae verkörpert, sehr hoch gelegt. Die 23-jährige Niederösterreicherin, die bei Elfriede Ott Schauspiel studierte und bisher in Filmen von Michi Riebl und Peter Kern mitwirkte, erfüllte die Erwartungen nicht nur, sie übertraf sie sogar. Ihre von Kritikern hymnisch bejubelte Leistung könnte am 20. Jänner mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet werden, sie ist neben Ulrike Beimpold („Superwelt“) und Gerti Drassl („Vals“) als beste Hauptdarstellerin nominiert.

In einem schönen Rhythmus zwischen Nervosität und Ruhe erzählt der Film vom zeitgenössischen Leben in der großen Stadt, von der Vielfalt an Lebensstilen. Mittelpunkt ist Mae, die im Aidshilfe-Haus, wo sie gemeinnützige Arbeit leistet, dem Fotografen Paul (Markus Subramaniam) über den Weg läuft. Paul hat nicht nur Aids, sondern auch Hepatitis C. „Doppeljackpot.“ Der Ausbruch seiner Krankheit setzt die Beziehung der beiden der denkbar größten Belastungsprobe aus. Doch mit dem Tod hat Mae Erfahrung: Die titelgebenden Markenturnschuhe hat sie von ihrem an Krebs gestorbenen Bruder übernommen.

„Alles oder nichts“

„Der Film hat mein Leben ab dem Tag der Zusage auf den Kopf gestellt, ich hätte mir nichts Schöneres vorstellen können“, sagt Posch. „Ich habe das Drehbuch gelesen und wusste: Alles oder nichts – ich will dieser Geschichte einfach alles geben, was ich zu geben habe, keine Grenzen setzen und mich ganz darin vertiefen.“ Sie sei „so froh“, diese Chance bekommen zu haben. Denn einen ganzen Spielfilm von Anfang bis zum Ende zu spielen, bedeute auch, eine Rolle „ganz und gar erleben und sie ausgestalten zu können“.

Die Liebe zum Schauspiel entdeckte Posch schon früh – bei einem Workshop im Gymnasium. „Für mich war das ein sehr wichtiger Punkt in meinem Leben, weil ich da eine bisher noch nie da gewesene Fokussierung auf den Moment erlebt habe“, erzählt sie. „Es hat mich einfach wie in einen Sog hineingezogen, und von da an war meine Leidenschaft, mein Spieltrieb da.“ Es folgten weitere Workshops und erste Gedanken, die Schauspielerei zum Beruf zu machen. „Ich habe damals gar nicht gewusst, dass es so etwas wie ein Schauspielstudium gibt. Dennoch stand für mich relativ bald fest, dass ich das machen will. Und nichts anderes.“ Nach der Matura und den beiden Jahren bei Elfriede Ott begann sie mit dem Studium der Ergotherapie – als „Erweiterung zum Schauspiel“, wie sie betont. „Ergotherapie setzt sich mit menschlichem Handeln auseinander – man lernt, genau zu beobachten, was Menschen und vor allem wie sie es machen“, sagt Posch. „Dass ich Handlungen beobachten kann, hat große Bedeutung für mich als Schauspielerin. Dadurch konnte ich meinen Horizont erweitern.“

Was als nächstes kommt? Eine Rolle in einem Historienfilm ist bereits fix, weitere sind in der Verhandlungsphase. Am Ende des Jahres – nach Abschluss des Studiums – sind drei Monate Auszeit in Asien geplant: „Damit erfüllt sich für mich ein großer Traum.“ Zunächst steht aber noch die Verleihung der Österreichischen Filmpreise an. „Die Nominierung hat mich total überrascht. Und gefreut und geflasht, weil mir der Film so am Herzen liegt“, meint Posch. „Die Nominierung ist eigentlich schon der Preis. Wenn ich gewinne, wäre das das Tüpfelchen auf dem i, aber ich kann ein i auch ohne Tüpfelchen lesen.“

Zur Person

Schauspielerin. Anna Posch wurde 1992 im niederösterreichischen Neunkirchen geboren und wuchs in Grafenbach auf. Die Liebe zur Schauspielerei entdeckte sie bei einem Workshop im Gymnasium in Ternitz. In der Buchverfilmung „Chucks“, die im Herbst ins Kino kam, spielte sie ihre erste Hauptrolle und wurde dafür beim Österreichischen Filmpreis als beste Schauspielerin nominiert. Die Verleihung findet am 20. Jänner statt. Posch lebt in Wien und studiert in Wiener Neustadt Ergotherapie – als, wie sie sagt, „Ergänzung zur Schauspielerei“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2016)

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