Sparks: „Ich will auf Platz eins einsteigen“

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Nicholas Sparks ist Amerikas Spezialist für hollywoodtaugliche Love Stories. Ein Gespräch über Erfolg, Schule und sein liebstes Bibelgebot.

Gerade eben hat Hollywood wieder einen seiner Romane verfilmt. In „The Choice – bis zum letzten Tag“ gibt es Boote, Strände und Sonnenuntergänge, braun gebrannte Haut und weiße Zähne, Mädchen mit langen Beinen und junge Männer mit breiten Schultern, die gern im Garten am Grill stehen.

Nicholas Sparks sieht aus wie einer von ihnen, nur ein bisschen älter. Die PR-Leute haben eine Ecke im Café des Park Hyatt reserviert, es gibt Pommes frites und Cola light, und Nicholas Sparks trägt einen blauen Pullover mit V-Ausschnitt, der ihn noch breiter wirken lässt, als man ihn ohnehin schon von Fotos kennt (vielleicht hat er in letzter Zeit aber auch noch ein wenig mehr trainiert). Sparks lächelt und antwortet bereitwillig routiniert, unwillkürlich fühlt man sich wie bei Oprah Winfrey auf der Couch. Denn der 50-Jährige steht für amerikanische Masse, für ein Millionenpublikum.

Nicholas Sparks schreibt Bücher mit Covern in pastelligen Farben mit schwer zu merkenden Titeln, die dann ganz oben auf den Bestsellerlisten landen und im nächsten Schritt mit dem aktuell hübschesten Hollywood-Pärchen (Rachel McAdams/Ryan Gosling, Channing Tatum/Amanda Seyfried, Miley Cyrus/Liam Hemsworth) verfilmt werden. Eine Art Abercrombie & Fitch-Werbung in Spielfilmlänge, eine Mischung aus „Eine himmlische Familie“ und Rosamunde Pilcher für Jüngere, für die man Taschentücher braucht.

Sparks gegen Grisham

Gerade hat Sparks wieder ein Buch herausgebracht. In „Wenn du mich siehst“ trifft brave Anwältin aus liebevoll-konservativer mexikanischer Familie auf Bad Boy auf dem Weg der Besserung, und weil Sparks sich immer auch etwas Neues überlegt, hat er das Ganze mit Elementen eines Stalking-Thrillers kombiniert. Und damit wieder einmal alle Erwartungen – inklusive seiner eigenen – erfüllt. Nur auf die Bestsellerliste zu kommen ist da zu wenig. „Ich will immer auf Platz eins einsteigen“, sagt Sparks, und man ist sich plötzlich nicht ganz sicher: Schwingt da Ironie mit, oder ist das völlig ernst? „Das ist ein gewisser Druck“, sagt er. „Was ist, wenn John Grisham gerade mit seinem neuen Buch herauskommt, oder der neue ,Harry Potter‘? Es ist manchmal gar nicht so leicht, die Nummer eins zu sein.“

Begonnen hat seine Karriere mit einem jener Wunder des Alltags, die auch in seinen Büchern gern vorkommen: Agentin Theresa Park zog sein Manuskript aus einem Stapel vorzusortierender Angebote, der Rest ist Hollywood-Geschichte. Der Teil davor auch: Da war Sparks klischeehaft erfolglos: Zulassung zum Jusstudium verweigert, zwei Romane abgelehnt, Sparks schlug sich – unter anderem – als Kellner, Telefonverkäufer, Makler und Pharmavertreter durch. Und begann trotzdem wieder zu schreiben: Über die Geschichte der Großeltern seiner Frau. „Ich hatte das Gefühl, dass ihre Geschichte etwas Besonderes ist, und mehr noch, dass es eine Geschichte war, für die ich die Fähigkeiten hätte, um sie zu schreiben: Einfach genug, ausreichend natürliche Intensität, dass die Menschen sie mögen könnten.“ Daraus wurde „Wie ein einziger Tag“.

Für den nächsten Roman entschied er, „bei einer Liebesgeschichte zu bleiben, aber mit einem anderen Thema, einer anderen Perspektive. Heraus kam eine Geschichte, die von meinem Vater nach dem Tod meiner Mutter inspiriert war. Das war ,Message in a Bottle‘.“ Überhaupt lebt Sparks' Werk von der Mischung aus Herz und Schmerz, und vom Schmerz hat er einiges abbekommen. „Sechs Wochen nach meiner Hochzeit ist meine Mutter gestorben, mein Vater starb bei einem Autounfall ein paar Jahre später, meine Schwester hat einen Gehirntumor, mein Kind Asperger. Wenn man das in einem Roman verpackt, heißt es: Oh, das ist melodramatisch. Aber es ist auch mein Leben.“

Kürzlich wurde nach einem Vierteljahrhundert auch seine Ehe geschieden. „Ich habe nie behauptet, im Privatleben ein Experte zu sein. Ich schreibe nur Romane“, sagt er und lacht. „Die Scheidung bedeutet nicht das Ende unserer Geschichte. Wir haben fünf Kinder, wohnen nur ein paar Meilen entfernt, es ist eine kleine Stadt, wir sehen uns dauernd.“ In eben jener Stadt hat Sparks, ein überzeugter Katholik, auch eine christliche Schule gegründet. Auf Kritik am US-Schulsystem will er sich nicht einlassen. Nur besser wollte er es machen. „Mit den Werten, die ich für wichtig für das 21. Jahrhundert halte. Was beinhaltet, den Rest der Welt kennenzulernen. Hier in Europa ist das üblich, aber in Amerika nicht.“

Dass die Schule explizit auf einem Bibelgebot fußt, erklärt er pragmatisch. „Ich lebe im ländlichen Süden. Die Kirchen dort glauben sehr unterschiedliche Dinge. Manche glauben, dass Mormonen nicht in den Himmel kommen, oder Zeugen Jehovas, Muslime oder jüdische Kinder. Ich wollte eine Schule, die alle inkludiert. Daher: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.“

ZUR PERSON

Nicholas Sparks (50) erwarb mit einem Leichtathletik-Stipendium einen Wirtschaftsbachelor, bekam aber keine Zulassung für Jus. Mit „The Notebook“ („Wie ein einziger Tag“) gelang ihm sein erster Bestseller, inzwischen sind es an die 20. Nach Wien kam Sparks anlässlich des Erscheinens von „Wenn du mich siehst“ und der Premiere von „The Choice – Bis zum letzten Tag“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2016)

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