Lena Avanzini: Mörder und Silberfische

Lena Avanzini liest am Samstag im Wiener Schauspielhaus bei „A Mörda Frühling“.
Lena Avanzini liest am Samstag im Wiener Schauspielhaus bei „A Mörda Frühling“.(c) Thomas Schrott
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Die Innsbrucker Autorin schreibt Krimis ebenso wie Kinderbücher und Jugendthriller: Diese Woche liest sie beim Mörda Frühling in Wien.

Die Frau, die ihre Kommissarin Carla Bukowski in ihrem zweiten Fall in einer Reha-Klinik ermitteln lässt, nennt sich Lena Avanzini. Ihr richtiger Name ist das nicht, vielmehr ein Pseudonym, „das viel schöner klingt als mein eigener Name,“ wie die Autorin sagt.

Als sie sich entschloss, Krimis zu schreiben, wollte sie das von Anfang an unter einem Pseudonym tun. „Ich wollte mein privates und berufliches Leben trennen“, sagt sie. Und vor allem: „Ich mag diese Entwicklung nicht, dass es mittlerweile fast wichtiger zu sein scheint, wer die Person des Autors ist und weniger, was er geschrieben hat.“ Jeder Autor, jede Autorin brauche heute eine spannende Vorgeschichte, dabei „sollte es doch eigentlich nur um die Geschichten gehen, die sie schreiben. Ich verstehe diese Entwicklung nicht ganz.“

Es verwundert also wenig, dass Avanzini lieber über ihre Arbeit redet: Eben ist ihr zweiter Krimi rund um die Tiroler Kommissarin Bukowski erschienen („Auf sanften Schwingen kommt der Tod“), aus dem sie auch am kommenden Samstag (siehe Infobox) beim Mörda Frühling im Schauspielhaus Wien lesen wird. Für ihren ersten Krimi „Tod in Innsbruck“ wurde Avanzini 2011 mit dem Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte „Debüt“ ausgezeichnet, seither hat sie mehrere Krimis verfasst, die meisten spielen in Österreich, einer („Amsterdam blutrot“) in den Niederlanden.

Kein Regionalkrimi

Auf Lokalkolorit, die ausführliche Beschreibung der jeweiligen Region, die nach wie vor im Krimigenre enorm populär ist, verzichtet Avanzini bewusst, was als Leser durchaus erfrischend ist. Zwar spielen ihre Geschichten an realen Orten – in Bukowskis erstem Fall kommt etwa die Höhenstraße in Wien vor – sie stehen aber nicht im Vordergrund. „Ich habe nichts gegen Regionalkrimis“, sagt Avanzini, „es gibt aber wahnsinnig viele, weil das so eine Modeerscheinung ist.“ Ihr sei es im Prinzip egal, wo ein Krimi spielt und welches Label ihm der Verlag umhängt, „wichtig ist, dass der Text spannend ist, dass die Personen authentisch sind. Keine Abziehbilder, sondern Personen mit Ecken und Kanten.“

Viel Wert legt Avanzini auch „auf eine schlüssige Handlung, die nicht gleich ganz durchschaubar ist.“ Krimis schätzt sie („Ich lese aber alles kreuz und quer von Fantasy bis zu historischen Romanen“) auch deshalb, „weil sie ein sehr großer Tummelplatz sind. Es gibt einen gewissen Rahmen, aber innerhalb dieses Rahmens kann man sehr viel ausprobieren und ausreizen.“

Die Innsbruckerin schreibt nicht nur Krimis. Sie hat auch einen Jugendthriller verfasst und ein Kinderbuch („Hugo, streck die Fühler aus“), in dem ein Silberfischchen – also nicht unbedingt ein allgemein bekannter Sympathieträger – zum Helden wird.

Auf Lesungen mit anderen Krimiautoren wie am Samstag – im Oktober kommt mit dem von Thriller-Autor Bernhard Aichner initiierten Krimifest Tirol ein prominent besetztes, weiteres Lesefestival dazu – freut sich Avanzini. „Ich mache sehr gern Lesungen. Es ist schön, mit Lesern in Kontakt zu treten, Fragen zu beantworten.“

Hundert Lesungen im Jahr wie mancher Autorenkollegen seien für sie aber nicht denkbar – nicht nur, weil es mit ihrem anderen Beruf als Klavierlehrerin nicht vereinbar wäre. „Ich mache lieber nur zehn Lesungen im Jahr, die ich dann auch unterschiedlich und interessant gestalten kann.“

AUF EINEN BLICK

Das Krimifestival „A Mörda Frühling“ findet am kommenden Samstag (20. Mai) ab 16 Uhr im Schauspielhaus Wien statt. Mehr als 20 Autoren lesen - u. a. Herbert Dutzler, Lena Avanzini, Eva Rossmann, Clementine Skorpil, Joe Fischler und Gerhard Loibelsberger. Karten (Vollpreis 11 €) gibt es in den Morawafilialen (Wollzeile, SCS und Auhof Center) und im Schauspielhaus. Infos und Reservierung: www.krimiautoren.at oder www.schauspielhaus.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2017)

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