Alain-Fabien Delon: „Keiner hat auf mich gewartet“

Alain-Fabien Delon (rechts) beim Shooting mit Kiera Chaplin für Strassl-Schaider.
Alain-Fabien Delon (rechts) beim Shooting mit Kiera Chaplin für Strassl-Schaider.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Model und Schauspieler Alain-Fabien Delon arbeitet am liebsten mit Leuten, die seinen Vater nicht mögen. Ein Gespräch über eine schwierige Familie.

Ein Hinterhaus in der Kaiserstraße im Wien Neubau, ein Beinahezusammenstoß an der Tür. Alain-Fabien Delon, der gerade hinaus will, tritt galant zur Seite, hält den Türflügel auf. Der höfliche Charmeur. Später wird er fürs Erinnerungsfoto mit Friseur Peter Schaider den Bad Boy mimen (eine Vorstrafe, da ein Mädchen bei einer Party versehentlich angeschossen wurde, hat er passenderweise schon). Dazwischen: Der 23-Jährige, der am Rande des Fotoshootings mit Kiera Chaplin für das österreichische Friseurunternehmen unverblümt aus dem Leben einer so berühmten wie wenig harmonischen Familie erzählt.

Alain-Fabien Delon ist der jüngste Sohn der französischen Schauspiellegende Alain Delon. Ari Boulogne, den Sohn von Sängerin und Muse Nico, hatte Delon nie anerkannt. Anthony, der Sohn von Nathalie Delon, ist heute 53. Die Niederländerin Rosalie van Breemen schließlich ist die Mutter von Tochter Anouchka und Alain-Fabien Delon. Alle Söhne haben Gesichtszüge des Vaters geerbt, die ihnen in Kombination mit dem Namen grundsätzlich nicht zum Nachteil gereichen sollten.

Alain-Fabien Delon modelt seit fünf Jahren, in einem Film hat er bisher auch mitgespielt – allerdings ohne je davon geträumt zu haben, dem Vater ins Showgeschäft zu folgen. „Es klingt dumm“, sagt er, „aber eigentlich wollte ich Erster Botschaftssekretär werden in irgendeinem Land, dann selbst Botschafter – und mir dann aussuchen können, wohin ich möchte.“ Zu oft hatte ihm sein Vater eingetrichtert, dass er Schauspieler werden würde, als dass er das als 15-Jähriger noch hören konnte.

Auf der Straße gelandet

Dann stellte allerdings er „ein paar dumme Dinge“ an, flog mit 18 aus der Schule. „Es gibt Momente, in denen man einfach keine Wahl hat.“ Von den Eltern kam keine Unterstützung, „ich musste mich selbst um mich kümmern, und Modeln und Schauspielen waren der einfachste Weg, Geld zu verdienen.“ Die ersten Interviews hatte er da kurz zuvor schon gegeben. „Im Grunde war ich mit meinem besten Freund auf der Straße gelandet, und eines Nachts haben wir überlegt, wie wir an Geld kommen könnten. Irgendwann sah er mich an und meinte, ich sei doch als Kind schon auf Magazincovern gewesen. Also haben wir um vier Uhr morgens ein Angebot verschickt.“

Am nächsten Tag in der Früh gab es die Zusage für Scheck, Fotoshooting, Interview. „Meine Eltern hatten mein Gesicht versteckt, die französischen Medien hatten mich seit vier Jahren nicht gesehen. Alle wollten mich.“ Er verkaufte die Bilder in andere Länder, „mein erster Job, es war einfach.“ Dem folgte eine erste Filmrolle, eine zweite allerdings nicht. „Ich war ein verwöhntes Kind“, bekennt der 23-Jährige freimütig. Er ließ Termine platzen, „ich dachte, ich wäre der Beste, glaubte, dass alle auf mich warten. Aber das war nicht der Fall.“ Vor allem mit Castingleuten fürs Kino hatte er es sich verscherzt. „Da blieb nur das Modeln“, und auch dort litt sein Ruf. Seither habe er sich seinen Weg zurück mühsam erarbeitet. Höflich, geduldig, mit Modeljobs im Ausland, die ihn schließlich zurück nach Frankreich, zur Agentur IMG und zu Dior brachten. Seit zwei Wochen dreht er auch endlich wieder einen Film, ein Independentprojekt. Im Frühjahr folgen zwei weitere Produktionen. Heute erscheint ihm die Berufswahl logisch. „Der Sohn des Fleischhauers wird zu 80 Prozent auch Fleischhauer. Beim Sohn des Schauspielers ist es nicht anders.“

Eines der kommenden Projekte dreht ein Regisseur, der vor 20 Jahren mit seinem Vater gearbeitet hat. „Er hasst meinen Dad“, meint Delon unbekümmert. Und: Er habe daraus geradezu ein Geschäftsmodell gemacht. „Mein Vater kann sich darüber aufregen, dass ein Stuhl aus Plastik ist. Er macht die Menschen verrückt. Nette Menschen, die ihn in ihr Haus eingeladen haben und freundlich sind und alles für ihn tun. Er beklagt sich trotzdem.“ Der Sohn nutzt das nun quasi als Anknüpfungspunkt. „,Er hat Sie schlecht behandelt? Arbeiten Sie mit mir!‘ Es ist wirklich witzig.“

So witzig, wie es klingt, dürfte das Familienleben dabei nie gewesen sein. „Wir sind keine richtige Familie“, sagt Delon, und der gleiche Vorname dürfte auch nicht gerade helfen. „Wenn du 80 bist, und plötzlich ist da jemand, der aussieht und heißt wie du und deine Arbeit macht – ich glaube, da geht es irgendwie um Eifersucht.“

Zur Person

Alain-Fabien Delon (23) ist der Sohn von Schauspiellegende Alain Delon und der Niederländerin Rosalie van Breemen. Er flog mit 18 von der Schule, bekam von der Familie keine Unterstützung mehr. Seither arbeitet er als Model und mittlerweile auch wieder als Schauspieler. In Wien stand er gemeinsam mit Chaplin-Enkelin Kiera Chaplin für die Frühlingskampagne des Coiffeur-Unternehmens The Hairstyle by Schaider und Strassl-Schaider vor der Kamera. Die Kampagne will mit den großen Namen für Glamour und klassisches Styling werben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2017)

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