Gut gereift: Morgan Plus 4

Erlebnis. Pur und unverfälscht wird Autofahren wieder zu einer sinnlichen, nicht-elektronischen Angelegenheit.
Erlebnis. Pur und unverfälscht wird Autofahren wieder zu einer sinnlichen, nicht-elektronischen Angelegenheit.(c) beigestellt
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Das Gegenstück zum heutigen Auto, wie es uns als rollendes Smartphone
vom Fahrer zum User degradiert: Sinnliches Roadsterfahren im Morgan Plus 4.

Es ist nicht so, dass bei Morgan im englischen Örtchen Malvern die Zeit stehen geblieben wäre. In dem Familienunternehmen weiß man sehr wohl, wohin die Reise geht. Man pflegt traditionell die Zusammenarbeit mit universitären Einrichtungen und erprobt Fahrzeugkonzepte, für die man schnell und flexibel fahrbare Prototypen als Technologieträger entwickelt. Begonnen hat die Marke freilich vor über 100 Jahren mit Dreirädern, eine damals beliebte, weil günstige Fahrzeugklasse im Land. Nun wird der erste rein elektrische Threewheeler erwartet.

Das Rückgrat von Morgan bildet aber ein Auto, das in seiner Grundkonstruktion tatsächlich ein paar Jährchen auf dem Rahmen hat. Der Plus 4, wie man ihn heute nagelneu erstehen kann, ist seit 1950 unterwegs, und er basiert auf dem Modell 4/4 (für vier Räder, vier Zylinder), das wiederum aus den 1930ern stammt.

Gereift. In seiner Grundkonstruktion reicht der Plus 4 bis in die 1930er-Jahre zurück.
Gereift. In seiner Grundkonstruktion reicht der Plus 4 bis in die 1930er-Jahre zurück. (c) beigestellt

Was die einen für antiquarisch halten, kann man auch gut gereift nennen. Genau genommen wird der Plus 4 immer besser und zeitgemäßer. Einerseits, weil Morgan das Auto über die Jahrzehnte handwerklich gepflegt und verfeinert hat, vor allem in der heutigen, aktuellen Variante. Zum andern gibt es eine starke Sehnsucht nach unverfälschtem, puristischen Fahrvergnügen, nach dem Analogen sozusagen. Und da nimmt es der Plus 4, in dem nichts piepst und keine Elektronik ihr Unwesen der Bevormundung treibt, ziemlich locker auf mit übertechnisierten Hightech-Boliden, deren Seele auf der Strecke geblieben ist. Der Plus 4 ist ein robuster, zweisitziger Roadster, wie er klassischer gar nicht sein könnte. Das Bordentertainment besteht aus Fahrtwind und der sensorischen Vernetzung des Menschen am Steuer mit der Mechanik des Autos. Der Morgan ist kein Oldtimer, auch wenn ihn viele dafür halten. Das Getriebe beispielsweise stammt vom Mazda MX-5 und ist so knackig, wie man sich das nur wünschen könnte. Der Motor liefert alle Leistung, die man braucht; wer betont sportlich fahren möchte, macht das mit einem sauberen, runden Fahrstil und nicht mit deppensicherer Elektronik. Einer der letzten, in dem das geht.

Info

Name: Morgan Plus 4
Gebaut seit: 1950
Preis: ab 65.445 Euro
Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder (Ford)
Leistung: 154 PS bei 6000/min
Gewicht: ca. 930 kg
0 auf 100 km/h: 7,5 Sekunden
Verbrauch: 2,0 Tassen Earl Grey/100 km

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