Art Basel: Ein Museum mit Kaufoption

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Die Kunstwelt, reduziert auf einen Ort: Demnächst gibt sich die globale Szene auf der Art Basel wieder ihr jährliches Stelldichein.

Sie gilt als die Königsdisziplin unter den Kunstmessen. Galeristen loben vor allem die Dichte des hervorragenden Publikums und die hochkarätigen Side-Events. Was in Basel passiert, gibt immer noch in vielerlei Hinsicht den Ton an – hier werden Künstler und Galerien zu Akteuren auf dem Weltmarkt gemacht oder unschön aus ihm entlassen. „In Basel kann es sich kaum einer leisten, etwas Schwieriges abzugeben“, weiß Ursula Krinzinger, die mit ihrer Wiener Galerie seit Jahren hervorragende Ergebnisse verzeichnet. „Basel ist wie ein großes Museum, aber trotzdem musst du verkaufen“, meint sie. Die Messe sei für sie immer noch eine Herausforderung, jedoch durchaus eine spannende. So war sie heuer auch schon in Hongkong am Start und konnte beispielsweise Brigitte Kowanz gut auf dem asiatischen Markt platzieren. Seit 2013 veranstaltet die Art Basel die Dependance in China, bereits 2002 wurde die Art Basel Miami Beach ins Leben gerufen. Die Megamesse jedoch bleibt jene im schweizerischen Basel, wo sie erstmals 1970 stattfand. Unter der Leitung von Marc Spiegler, des „Global Director“ der Art Basel, nahmen zuletzt Galerien aus 35 Ländern teil – es kamen 95.000 Besucher in die unterschiedlichen Sektoren.

Art Basel. Die Messehalle wurde 2013 von Herzog & de Meuron neu gebaut.
Art Basel. Die Messehalle wurde 2013 von Herzog & de Meuron neu gebaut. (c) Art Basel

Megaplayer wie etwa Thaddaeus Ropac, der auch 2017 laut „Art Review“ zu den 100 einflussreichsten Personen der Kunstwelt zählte, buchen in der Regel einen klassischen Messestand und setzten auf eine ausgewählte Präsentation ihrer Stars.

Nur das Beste. So wird auch die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder wieder eine Künstlerauswahl präsentieren. „Man will das Beste nach Basel bringen, weil dort das größte Potenzial vorhanden ist und man auch einer Prüfung unterzogen wird – Basel gilt als der Gradmesser“, sagt Krinzinger, die die Teilnahme an Basel das ganze Jahr plant, um am Tag X ausreichend hochwertige Arbeiten in petto zu haben – gerade bei etablierten Künstlern ist vieles ständig auf Ausstellungen unterwegs.

Neben Ständen, die mehrere Positionen versammeln und fast unkuratiert wirken, stechen Präsentationen einzeln hervorgehobener Künstler heraus. Die Art Basel begrüßt dies mit den Bereichen „Feature“ und „Statements“. In beiden sind auch Wiener Galerien am Start. Emanuel Layr widmet sein Feature einer historischen Position: Stano Filko, einem wichtigen Vertreter der slowakischen Konzeptkunst. Ein mannigfaltiger Künstler, der mithilfe von Environments und Installationen sowie Happenings eigene Weltbeschreibungsmodelle untersuchte und ein „absolutes Kunstdenken“ lebte. So erklärte er 1965 beispielsweise im Manifest „Happ­soc“ (kurz für Happening und Society) eine Woche lang das Leben in Bratislava zum Kunstwerk. Filko entwickelte auch eine komplexe Farbkosmologie, der er auch sein Leben unterwarf. So teilte er sein Atelier in Farbräume.

Mutterschiff. Ableger gibt es auch in Miami und Hongkong. ­Basel bleibt die wichtigste Station.
Mutterschiff. Ableger gibt es auch in Miami und Hongkong. ­Basel bleibt die wichtigste Station.(c) Art Basel

Für die Messe wird Emanuel Layr einen Teil dieses Ateliers rekonstruieren. Der etwa 30 Quadratmeter große, schwarze Raum, der Filkos Ideen des „Ego“ versammelt und sowohl auf schwarze Löcher wie auch dunkle Materie referenziert, kann als Kern seines Gesamtkunstwerks gelesen werden. Im Vorjahr zeigte Layr Cécile B. Evans (noch bis 1. Juli im Mumok zu sehen) unter den „Statements“. Es lief, wie er sagt „crazy gut“, und Basel konnte gleich mehrere Verkäufe anregen. Im selben Sektor präsentiert heuer Croy Nielsen, die 2016 aus Berlin an den Wiener Parkring übersiedelte Galerie, Georgia Gardner Gray. Für Malerei wird eine Messezusage dem Vernehmen nach von Jahr zu Jahr schwieriger. Das Konzept eines inszenierten U-Bahn-Abteils mit Plexiglasteilen, Requisiten und großflächigen Leinwänden überzeugte die Jury jedoch.

Kunstmessen-Überdruss? „Ein Messeauftritt ist ein wichtiger Schritt für unsere Künstler – nicht nur kommerziell, sondern auch wegen der kuratorischen Aufmerksamkeit“, so Galeristin Henrikke Nielsen. Sie berichtet jedoch auch, dass Messebeteiligungen sehr (kosten-)intensiv seien und Galerien verstärkt Strategien entwickeln müssten, um zu bestimmen, für welche Events sie sich bewerben. „Es gibt eine gewisse Müdigkeit gegenüber Kunstmessen, doch man kommt nicht um sie herum – es ist einfach praktisch, so viele Personen in kurzer Zeit zu erreichen.“ Croy Nielsen ist bereits Basel-erfahren, jedoch an einem anderen Schauplatz, der „Liste“.

Gianni Manhattan. Die ­Galerie zeigt in der „Liste“ ­Arbeiten von Zsófia Keresztes.
Gianni Manhattan. Die ­Galerie zeigt in der „Liste“ ­Arbeiten von Zsófia Keresztes. Simon Veres, courtesy the artist and GIANNI MANHATTAN

Jede der großen Messen hat inzwischen ihre fest etablierten Satellitenmessen. Die „Liste“ gilt mit Sicherheit als die coolste der kleinen Schwestern in Basel. „Das ist eine so handverlesene ‚Liste‘ – das allerbeste Sprungbrett für eine junge Galerie. Sie ist federführend darin, eine, meine, Generation zu zeigen“, so die Galeristin Laura Windhager voller Vorfreude. Seit etwa einem Jahr führt sie im dritten Bezirk den Kunstraum „Gianni Manhattan“ mit jungen oder teils noch unterschätzten Positionen. In Basel wird sie die ungarische Künstlerin Zsófia Keresztes zeigen.

Ebenfalls zum ersten Mal vor Ort wird die aufstrebende Galerie Ermes-Ermes sein, die Ilaria Leoni an der Linken Wienzeile führt: „Ermes-Ermes präsentiert einen Stand mit zwei jungen Künstlerinnen, Gina Folly und Bleta Jahaj. Wir bauen das Konzept ausgehend von der vorherigen persönlichen Beziehung der Künstler auf und versuchen, eine starke und intensive In­­stallation aus Skulpturen zu zeigen.“

Als Highlight gehandelt. Seit 2005 steht eine weitere Nachwuchsmesse in Basel im Fokus: die Volta. Ein Umschlagplatz für die Werke zeitgenössischer internationaler Jungkünstler und, wie sie sich selbst beschreibt, ein „space for discovery“. Entdeckt hat die Volta 14 in diesem Jahr auch Scag aus Wien. Die jüngste Galerie der Schleifmühlgasse, noch kein Jahr in Betrieb und mit Wurzeln in Istanbul, wurde persönlich zur Teilnahme eingeladen und wird in Vorabberichten bereits als Highlight gehandelt.

„Volta hat uns vorgeschlagen, dass wir unser Galerieprogramm auf der Messe so gut wie möglich reflektieren sollen. Das hätten wir auch mit einem Solo-Booth machen können, was meistens eine bessere Wirkung hat, aber mein Wunsch für jede Messe ist, dass so viele Künstler wie möglich gesehen werden. So hat sich ein Konzept mit zwei Künstlern ergeben, Christiane Peschek und Julian Palacz“, erklärt Galeristin Feza Velicangil.

Was sie sich von Basel erwartet? Bekanntschaften aus aller Welt und unter anderem auch die Möglichkeit, Wienern im Ausland das eigene Programm näherzubringen, denn viele Messebesucher seien keine Galeriegäste. Basel ist und bleibt auch in dieser Hinsicht ein einmaliges Event.

Tipp

„Art Basel 2018“. Vom 14. bis 17. Juni (jeweils 11 bis 19 Uhr) in der Messe Basel. Die Ausstellungs­halle wurde 2013 neu gebaut und von Herzog & de Meuron designt. www.artbasel.com

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