Peter Liaunig: „Wir arbeiten wie die Wilden“

Sammler Peter Liaunig vor seinem Alfred Klinkan-Bild.
Sammler Peter Liaunig vor seinem Alfred Klinkan-Bild. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Peter Liaunig ist eigentlich Architekt – daneben leitet er nun auch offiziell das von seinem Vater gegründete Privatmuseum in Unterkärnten.

Den Wohnbereich dominiert Alfred Klinkan, Vater der Jungen Wilden, zu Lebzeiten Freund der Familie und einer von Peter Liaunigs Lieblingsmalern. Zu sehen sind auf dem gelb-orangen Bild eine Art Vogel, daneben ein zotteliges Tier, im Hintergrund eine schier unüberschaubare Anzahl weiterer Wesen. Auch seine eigene Familie erkenne sich darin. Er selbst sei etwa der Affe, „mein Sohn der rote Wurm...“

Kunst ist im Hernalser Haus Peter Liaunigs, einer umgebauten Gewerbeimmobilie, allgegenwärtig. Wie überhaupt im Leben der Familie. Vor zehn Jahren hat sein Vater, Sanierer Herbert Liaunig, im Unterkärntner Neuhaus die Konsequenz gezogen und ein Museum gebaut. „Da sind wir hineingestolpert, aus Platzmangel heraus.“ Etwas, das man eigentlich nie wollte – und heute mit umso größerer Begeisterung betreibt.

Zum Zehn-Jahres-Jubiläum ist nun Peter Liaunig offiziell an die Spitze gerückt – keine große Sache, wie er findet. Geschäftsführer ist er schon seit einem Jahr, „die Änderung, die jetzt erfolgt, ist, dass mein Vater keine Eröffnungsreden mehr hält.“ Ohnehin sei das Museum immer schon ein Familienbetrieb gewesen: „Wir arbeiten alle wie die Wilden.“ Seine Mutter sei stark involviert, ebenso sein Bruder, „der die schwierigere Aufgabe hat – weil er das Geld erwirtschaften muss, mit dem das Museum gestützt ist.“ Das sei nämlich auch „eine Geldvernichtungsmaschine: Zum Ticket zahlt mein Vater für jeden Besucher 50 Euro dazu“.

Kindheit inmitten von Kunst

Schon ab den Sechzigerjahren hatten Liaunig Eltern Kunst gesammelt; bis Anfang der Achtziger hatte freilich alles noch in einer Wohnung Platz. „Ein Meter mal ein Meter, das war ein großes Bild.“ Als sein Vater Firmen wie Funder zu sanieren begann, sich später selbstständig machte, sei die Sammlung sprunghaft gewachsen. Auch dank seiner Mutter, die archiviert, dokumentiert und die Leidenschaft mitgetragen habe. Als die Familie nach Wien zog, suchte sie ein Kärntner Domizil – und fand Schloss Neuhaus, „damals eine Ruine“. Man baute um und dachte, „das reicht bis ans Lebensende. Nicht einmal zehn Jahre später haben wir gewusst, das geht sich nicht aus.“

So entstand nebenan das Museum; inzwischen hat der Querkraft-Bau auch schon wieder eine spektakuläre Erweiterung erfahren. Die letzten sechs Monate vor Eröffnung der jüngsten Ausstellung, sagt Liaunig, „waren sicher die härtesten meines Lebens“, so viel sei im Sechs-Personen-Betrieb (Reinigungspersonal inbegriffen) zu tun gewesen. Er pendelt dann wochenweise zwischen Wien und Kärnten, arbeitet eigentlich als Architekt. Ursprünglich, erzählt er, habe er Bildhauer werden wollen. Bis heute hat er im Haus eine Werkstatt, hilft mit seinem technischen Know-how schon einmal Künstlern bei ihren Skulpturen. Sein erstes Bild – von Drago Prelog – habe er mit zwölf oder 13 mit Raten gekauft, schon die Einnahmen aus seinen Ferialjobs bei Heraklit flossen immer in Kunstwerke, später tauschte er auch eigene Arbeit direkt dagegen ein, half bei Aufbauten oder fotografierte.

Als neuer Chef will er nun noch mehr Menschen für die jährlich wechselnden Ausstellungen in einem von Österreichs größten Privatmuseen interessieren. „Unser grundsätzliches Problem ist: Uns kennt man zu wenig. Aber daran arbeiten wir.“ Er bedauert, dass viele Menschen Museen gegenüber oft eine Hemmschwelle hätten. „Sie glauben, man muss etwas wissen. Man muss nichts wissen – im Gegenteil, oft ist es besser, wenn man nichts weiß. Offen bleiben ist das wichtigste Kriterium.“ Dazu kommt die leichte Abgelegenheit des Museums. Neuhaus hat ein Wirtshaus mit vier Zimmern, Bleiburg ist der nächste größere Ort. Genau das, sagt Liaunig, sei aber auch genau der Reiz der Region: „Dass es im positiven Sinn ein bisschen eine verschlafene Gegend ist.“

Zur Person

Peter Liaunig wurde in Wien geboren, wuchs in Kärnten auf, ging dann fürs Architekturstudium wieder nach Wien. Seit Kurzem leitet er das von seinem Vater gegründete Museum Liaunig in Neuhaus in Unterkärnten. Neben einer Schau zeitgenössischer Kunst gibt es derzeit Sonderausstellungen zu afrikanischer Glasperlenkunst, europäischem Silber und Briefmarken der Monarchie von 1850–1867, am 8. Juli eröffnet die neue Ausstellung „M. E. Prigge – Die Schenkung Schönemann und andere Bilder“. Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr, Montag, Dienstag geschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2018)

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