Zeitgeist für Traditionsträger

Anleihen beim Rokoko: Nora Sri Jascha und Susanne Safer (v. l.) mit ihrem Plakat für den Opernball am 28. Februar.
Anleihen beim Rokoko: Nora Sri Jascha und Susanne Safer (v. l.) mit ihrem Plakat für den Opernball am 28. Februar.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Nora Sri Jascha und Susanne Safer haben mit ihrem Designstudio Dasuno zum dritten Mal das Opernball-Plakat gestaltet. Das passt gut zu ihrem Fokus.

Wenn das Weihnachtspapier der Traditionspapeterie Huber & Lerner eine Szenerie in barockem Gold zeigt – und der Geschenkanhänger ein Mops ist, der die Perücke der abgebildeten Dame in Brand steckt, dann stecken Dasuno dahinter. Deren Entwürfe wimmeln mitunter vor lauter herzigen Comictierchen, erst auf den zweiten Blick ist hier manches durchaus subversiv.

Freilich: Wenn die junge Frau auf dem heurigen Opernball-Plakat ein Modell der Staatsoper im Haar trägt, hält sich das Abgründige in Grenzen. Dafür setzt es die Prunkveranstaltung in Beziehung zu einer Vergangenheit, die einmal Gegenwart war – und in der wiederum das Einflechten von Objekten in Frisuren der letzte Schrei war.

Auftrag war gewesen, das 150-Jahr-Jubiläum der Staatsoper einzubauen. Ein Gebäude allein, befanden Nora Sri Jascha und Susanne Safer vom Designbüro Dasuno, transportiere aber noch nicht die nötige Emotion. So entstand das ans Rokoko angelehnte Porträt einer selbstbewussten jungen Dame. Als Draufgabe gibt es das Tattoostudio für die Ballnacht, in dem man sich als Königin der Nacht oder Rosenkavalier tätowieren lassen kann. So viel Rebellion muss sein.

Damit zeichnet Dasuno nun schon zum dritten Mal in Folge für das Opernball-Plakat verantwortlich. 2017, im ersten Jahr Maria Großbauers und ihres „Alles Oper“-Mottos, hatte Kreativdirektorin Jascha eine Collage aus Opernfragmenten gestaltet, im Jahr darauf ein mannshohes Opernzitat mit Laser aus Holz ausgeschnitten und mit Rosen und Ranunkeln drapiert.

Der Opernball ist dabei nur das jüngste Beispiel für etwas, auf das sich die beim Naschmarkt angesiedelte Agentur in den vergangenen Jahren spezialisiert hat: (Wiener) Traditionsunternehmen. Es gehe, sagt Jascha, um Firmen und Institutionen, „die eine sehr starke Geschichte zu erzählen haben, die man herausarbeitet und neu interpretiert, damit sie eine zeitgemäße Marke sind und bleiben“.

Verrücktes und Verbotenes

Jüngstes Beispiel sind die Österreichischen Werkstätten, die ihr Geschäft in der Kärntner Straße umgebaut haben und für die Dasuno ein Corporate Design entwickelt hat. Für die Dachmarke Wien Products hat die Agentur vor ein paar Jahren einen Relaunch durchgeführt. Um den rund 50 verschiedenen Unternehmen gerecht zu werden, sei der Entwurf schlicht und schwarz-weiß ausgefallen; aufgegriffen wurden Muster, die, so Safer, „jeder, der in einem Wiener Zinshaus aufgewachsen ist, kennt“. Auch sie und Jascha haben dieses Designerbe inhaliert – bis hin zu den alten Pferdetränken im Zeichensaal ihrer gemeinsamen Schule. Heute fließen auch Hausmauern und Dächer in ihre Arbeit ein.

Selbst die Wiener Philharmoniker haben schon auf die Dienste von Dasuno zurückgegriffen, um den Strauß Music Contest der Musikinstitution für die junge, aber nicht eben homogene Zielgruppe der Sechs- bis 19-Jährigen greifbar zu machen. „Was kann man aus der Substanz der Marke herausnehmen, um deren Kenner nicht zu verschrecken und gleichzeitig die Jungen anzusprechen? Das ist der Spannungsbogen, in dem wir uns bewegen“, sagt Jascha.

Ziel sei dabei stets, „ganz moderne Dinge zu produzieren, ohne die Wurzeln zu kappen“. Wird das verabsäumt, sagt Safer, die für die Kommunikation zuständig ist, wirke Tradition auch schnell verstaubt. Eben deshalb versteht sich ihr Büro durchaus nicht nur als Grafik-, sondern auch als Werbeagentur. Erst müsse der Kern einer Marke herausgearbeitet werden, ehe es an die optische Umsetzung geht. Bei dieser wiederum spielen Illustrationen eine große Rolle – gern auch mit Charakteren wie dem Mops. Weil man damit Welten bauen und Ebenen mischen kann. „Und manchmal auch etwas Verrücktes, Verbotenes tun.“

AUF EINEN BLICK

Die Agentur Dasuno wurde 1999 von drei Absolventinnen der Angewandten gegründet und nach ihnen benannt, darunter Nora Sri Jascha, die Dasuno heute mit Susanne Safer führt. Charakteristisch sind oft japanisch anmutende Illustrationen. Zu ihren Kunden zählten Traditionsunternehmen wie Huber & Lerner, Hawelka, Manner oder Ludwig Reiter, aber auch junge wie die Naturkerzen von Looops oder internationale wie Dior.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.