Lylit: „Wie ein Befreiungsschlag“

Lylit alias Eva Klampfer hat in den USA die Tücken des Musikgeschäfts kennengelernt.
Lylit alias Eva Klampfer hat in den USA die Tücken des Musikgeschäfts kennengelernt.(c) Valerie Voithofer
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Drei Jahre lang waren Lylit eigene Veröffentlichungen verboten, jetzt ist sie zurück. Daneben hat sie das neue Album von Conchita Wurst geschrieben.

Manchmal verschwinden auch die stärksten Stimmen. Eva Klampfer ist das passiert. Sie war nach New York City gegangen, um für den früheren Boss von Motown Records zu singen, für Kedar Massenburg. Der Mann, der schon Erykah Badu groß herausgebracht hatte, hat auch die Innviertler Sängerin – Klampfer nennt sich Lylit, wer ihre Stimme kennt, nennt sie auch gern „Eva mit der Röhre“ – unter Vertrag genommen. Das war 2012. „Es hat alles begonnen wie ein Traum“, sagt sie.

Die Musik der Österreicherin wurde in den Vereinigten Staaten zur Single der Woche bei iTunes, während Lylit in New York an ihrer Musik arbeitete. Eine Reihe von Konzerten führte sie zurück nach Europa. „Dann haben eigentlich die Schwierigkeiten angefangen“, erinnert sie sich. Massenburg sei pleite gegangen – und habe seine Künstler nicht aus ihren Verträgen entlassen. Eine letzte gemeinsame EP im Jahr 2015 war nicht mehr das, was Lylit wollte. Eva Klampfer ging zurück nach Wien, ihrer Stimme beraubt. Sie konnte drei Jahre lang keine Musik veröffentlichen.

Bis jetzt. Heute, Freitag, erscheint die zweite Single von Lylit seit ihrer Zeit in New York – „Overload“ heißt sie. Bei einem Gespräch in einem Wiener Café zeigt sich Eva Klampfer wirklich, ehrlich, glücklich. Die Arbeit an ihrer neuen Musik sei wie „eine Katharsis“ gewesen: „Wie ein Befreiungsschlag!“

Freilich: Wirklich weg war Lylit als Musikerin auch während der vergangenen drei Jahre nie. Wie könnte eine Frau das auch, die schon als Kind einen eigenen Gospel-Chor gründete – im Innviertel. Einerseits steht Eva Klampfer als starke Frau hinter vielen bekannten Namen der österreichischen Popmusik. Sie war einst Sängerin von Parov Stelar, arbeitete zusammen mit der Band SK Invitational. Zuletzt veröffentlichte sie mit Cid Rim, dem Wiener Elektronik-Musiker, eine Single.

Privileg des ganzen Albums

Und sie schrieb das neue Album von Tom Neuwirth – alias Conchita Wurst. Musik und Text stammen von Lylit. „Es ist ein totales Privileg, wenn man für einen Künstler wirklich das ganze Album schreiben darf“, sagt sie. „Es wird für mich als Songwriterin auch spannend zu sehen, wie das ankommt.“ Immerhin bricht Conchita Wurst darin unter dem Motto „Trash All the Glam“ ja mit Sämtlichem, was man bisher mit der Figur verbunden hatte. „Das wird ein ziemlicher Bruch zu früheren Sachen“, meint Lylit.

Gibt es Musik, wenn keiner zuhört?

Ihre eigene Musik ließ sie ebenso wenig aus den Augen, auch, wenn der Abschied von Massenburg und New York Eva Klampfer durch „ein etwas dunkleres Tal“ gehen ließ. Der Release-Stopp habe sie vor die Frage nach dem Warum gestellt: „Ich finde, das ist die dunkelste Zeit. Gibt es Musik, wenn keiner zuhört?“ Lylit begann, wieder Songs zu schreiben: „Ich habe da so viel geschrieben wie noch nie. Das war wie ein Hahn, den man nicht mehr zudrehen kann. Was auch gut war – da hatte sich einfach viel angestaut.“ Das Resultat ist Musik, bei der man etwas spürt, hört man ihre raue, umfassende Stimme.

Und die Freude über die neue Musik ist groß bei den Kennern von Lylit. Etwa bei Soundframe-Macherin Eva Fischer, die Lylit am 23. März nach Graz zur Abschluss-Show des österreichischen Filmfestivals Diagonale holt – einen Tag nach der Veröffentlichung von Lylits EP „Aurora“. Was ja passenderweise Morgenröte heißt. Ein neuer Tag bricht an, auch für Lylit.

ZUR PERSON

Lylit alias Eva Klampfer gilt als österreichisches Soul-Talent. Die Single „Overload“ der aus dem Innviertel stammenden Sängerin und Komponistin erscheint heute, Freitag, die EP „Aurora“ folgt am 22. März. Ein Album soll im Herbst folgen. Konzerte u. a. am 22. 3. in Linz, am 2. 4. in Wien (Porgy & Bess), am 12. 4. in Salzburg (Jazz It).

Mehr Termine online:www.lylit.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2019)

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