Warum Donald Trump sich für einen afroamerikanischen Rapper einsetzt

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Am Dienstag begann in Schweden ein Prozess gegen den US-Bürger ASAP Rocky wegen Körperverletzung. Mit Telefonaten, Twitter-Botschaften und nun auch mit der Entsendung eines Experten für Geiselnahme setzt sich der US-Präsident für dessen Freilassung ein.

Es ist ein ungewöhnlicher diplomatischer Schlagabtausch, der sich seit Tagen zwischen Stockholm und den USA abspielt. Denn im Mittelpunkt steht ein US-amerikanischer Rapper. ASAP Rocky und zwei seiner Begleiter sollen Ende Juni in der schwedischen Hauptstadt einen 19-jährigen Mann zusammengeschlagen haben. Die Behörden nahmen ihn nach dem Vorfall fest und erhoben Anklage wegen Körperverletzung. Ihm drohen bis zu zwei Jahre Haft und eine Geldstrafe.

Am Dienstag startete der dreitägige Prozess gegen den Rapper, nachdem er sich gut ein Monat in Untersuchungshaft befunden hatte - und nach mehrfachen Interventionen von höchster Ebene in Washington. Seit ein paar Tagen setzt sich US-Präsident Donald Trump für den Musiker ein, der mit richtigem Namen Rakim Mayers heißt.

Sogar an den schwedischen Regierungschef Stefan Löfven wandte sich Trump. Er wolle persönlich per „Kaution oder einer Alternative“ für ASAP Rocky bürgen und garantiere, dass keine Fluchtgefahr bestehe. Doch der Sozialdemokrat ließ Trump abblitzen: "In Schweden sind alle vor dem Gesetz gleich, auch Gäste aus anderen Ländern. Die schwedische Regierung kann nicht und wird auch nicht versuchen, die Staatsanwaltschaft oder die Gerichte zu beeinflussen", reagierte Löfven auf Trumps Gesuch.

Fans fordern Boykott schwedischer Produkte

Das wiederum sorgte für Unmut im Weißen Haus: Er sei "sehr enttäuscht" über die Handlungsunfähigkeit des Ministerpräsidenten, schrieb Trump auf Twitter. "Schweden hat unsere afroamerikanische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten im Stich gelassen", fügte er hinzu. Der letzte Coup des US-Präsidenten: Er schickte Robert O'Brien, einen ranghohen Experten für Geiselnahmen, nach Schweden, um an dem Prozess teilzunehmen.

Zwar wurde die Schlägerei in einem Video festgehalten, das den US-Bürger belastet. Und der Staatsanwalt stützt sich in seiner Anklage noch auf weiteres Beweismaterial. Doch zog Trump diese Angaben in Zweifel. Er habe Videos von dem Vorfall gesehen. Asap Rocky sei von "Unruhestiftern verfolgt und belästigt" worden, behauptete der US-Präsident. Er forderte "Freiheit" für Asap Rocky und, dass US-Bürger "fair" behandelt müssen.

Auch der New Yorker Musiker selbst beteuert seine Unschuld: Er habe in Notwehr gehandelt, da er von dem Kläger belästigt und provoziert worden sei, sagte er am ersten Prozesstag. Er veröffentlichte seinerseits ein Video, das seine Schilderung untermauern soll. Der Staatsanwalt wirft ihm jedoch vor, die Aufnahmen manipuliert zu haben.

Auf Anklang stießen Trumps Tweets bei der Fangemeinschaft des Rappers. Unter dem Hastag #boycottsweden rief sie zum Boykott schwedischer Fleischklößchen, des Möbelkaufhauses Ikea, der Wodka-Marke Absolut, des Autoherstellers Volvo sowie des Streaming-Dienstes Spotify auf.

Schweden ist schon länger auf Trumps Radar

Warum aber setzt sich der US-Präsident für ASAP Rocky ein? Zum einen könnten US-Rapper Kanye West und dessen Frau Kim Kardashian Einfluss auf Trump geübt haben. ASAP Rocky und Kanye West sind befreundet. Viele in der afroamerikanischen Gemeinde in den USA unterstellen den schwedischen Behörden, das Vorgehen gegen ASAP Rocky sei rassistisch motiviert gewesen. Kim Kardashian wiederum hat das Weiße Haus bereits mehrmals besucht, um sich beim US-Präsidenten für Menschen einzusetzen, die unschuldig eine Haftstrafe verbüßen müssen.

Doch Kritiker werfen Trump vor, den Rapper nur zu unterstützen, um sein Image wieder aufzupolieren: Seit Wochen sorgt Trump mit Attacken auf demokratische Abgeordnete mit ausländischen Wurzeln für Aufsehen. Zunächst gegen vier Demokratinnen mit ausländischen Wurzeln, später gegen den mächtigen Vorsitzenden des Kontrollausschusses im Repräsentantenhaus, Elijah Cummings. So ist auch einer Trumps Tweets zu erklären: "Schweden hat unsere afroamerikanische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten im Stich gelassen", schrieb er in einem Kommentar auf dem Kurznachrichtendienst.

Zugleich ist Schweden schon seit Längerem eine Zielscheibe des US-Präsidenten. Er sieht das nordeuropäische Land als Beispiel für die seiner Ansicht nach verfehlte Einwanderungspolitik in Europa. Im Februar 2017 sorgte Trump für Empörung, als er in einer Rede vor Anhängern den Eindruck erweckte, "letzte Nacht" sei in Schweden ein Terroranschlag passiert. Das brachte ihm nicht nur Spott ein, sondern auch eine offizielle Bitte der schwedischen Behörden um Klärung, was denn tatsächlich passiert sei. 

(me)

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