Ein Kremser mit US-Stimme

Alex Miksch, unbedingt emotional.
Alex Miksch, unbedingt emotional. (c) Michele Pauty (Michele Pauty)
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Alex Miksch zählt zu den charismatischen Außenseitern in Österreichs Musikszene. Mit seinem Album „Nur a Opfe“ erlebt er zügigen Aufwind.

Von der Anmutung her klingt Alex Mikschs neues Album nach Tom Waits und dem späten Leonard Cohen. Die Erzählmechanik ist verwinkelt, die Atmosphäre verraucht. Die Songs lassen die Zeit zerbröseln. In manchen lodert revolutionäre Glut, in anderen glüht Verheißung.

Mit seiner unbedingten Emotionalität ist der 1967 in Krems geborene Miksch ein Unzeitgemäßer. Trotz heftig wackelnder Notenleiter drängen Mikschs Gespenster mit Eleganz ans Ohr. Eindrucksvoll lebt Miksch den Blues, einen Musikstil, der Schmerz und gleichzeitig die Erlösung davon ist. Entdeckt hat er ihn als Schüler.

Die Macht der Sonnenbrille

Wenn er von seinem alten Musiklehrer erzählt, kommt ein Leuchten in seine Augen. „Der Herr Katzenschlager, der war cool. Der hat uns „Meddle“ von Pink Floyd vorgespielt und solche Sachen. Und einmal hat er uns einen Katalog vom Schallplattenclub der Jugend gegeben, wo sich jeder eine Platte bestellen durfte. Ich entschied mich für Lightnin´ Hopkins. Der hat so eine scharfe Sonnenbrille auf, da wusste ich, die brauche ich. Die Platte hat auch nur 39 Schilling gekostet. Darauf war das Lied „Mojo Hand“. Mit diesem Lied hat alles für mich begonnen.“

Zu seinen ersten Bands zählte die Formation Faust an der Donau. „Ich schrieb alles Songs, aber sie auch zu singen haben mir die Kollegen damals verboten.“ Er beschränkte sich zunächst aufs Gitarrenspiel. Seine erste wirklich gute Gitarre hat er sich vom Lohn als Voest-Ferialpraktikant in der schweren Blechbearbeitung finanziert. Das war der Beginn einer schwierigen Laufbahn an der Grenze zum Existenzminimum.

„Leicht war es nie, ich habe immer mehr reingesteckt, als rausgekommen ist“ resümmiert er fatalistisch, „aber ich hatte ja keine andere Wahl. Ich wollte immer schon Musik machen.“ Das Internat, in das ihn seine in Trennung befindlichen Eltern einst steckten, das hat er vorzeitig verlassen. Eine Uhrmacherlehre in Karlstein, hat er „leider“, wie er sagt, abgeschlossen. Besser wäre für ihn gewesen, wenn er damals nach Wien gegangen wäre, um sich der Musik zu widmen. Aber das war lange nicht leicht für ihn.

Mehrmals hat er es in der großen Stadt versucht, um dann immer wieder relativ rasch aufs Land zurückzukehren. Jetzt aber scheint er in Wien angekommen zu sein. Seit vier Jahren lebt er in Meidling. Die schwierigen Lagen, in die er zeitlebens immer wieder gekommen ist, die haben sich in den Stimmbändern eingelagert.

Späte Entdeckung

Spät, nämlich erst vor 15 Jahren, entdeckte er seine Stimme als Instrument. Der Anlass war pragmatisch. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten, irgendwelche eitle Sänger mit Material zu versorgen. Da gab es stets Wickel.“

Seit vielen Jahre ist Tom Waits ein Leuchtturm für Mikschs raue Intonation. Er hat sogar Waits-Liedtexte wie „Jockey Full Of Bourbon“ in ostösterreichische Mundart übertragen. „Das Lied „On The Nickel“ ging mir besonders nah. Da dachte ich, das muss er für mich geschrieben haben.“

Live gibt er immer wieder Kostproben aus dem Waits-Repertoire. Derzeit aber läuft es ausgezeichnet mit den eigenen Songs von „Nur A Opfe“. Miksch ist nach vielen Rückschlägen beinah tiefenentspannt. „Den großen Erfolg erwarte ich mir gar nicht mehr. Wozu auch? Ich bin froh, wenn ich Gigs zu vernünftigen Gagen spielen kann.“

„Voll verknallt“

So einer steht nun wieder an. Beim Festival „Kunst in der Kartause“ wird er u.a. mit Organisator Otto Lechner in der Wachau aufspielen. Er wirkt auf Mikschs „Nur a Opfe“ genauso mit wie die Sängerin Anna Anderluh, mit der er gern ein Duettalbum aufnehmen würde. Songwriterkollege Ernst Molden stieß bei Miksch ein nur mit Gitarre und Stimme kreiertes auf Krems bezogenes Album an. Miksch gefiel diese Idee. Einen Song hat er bereits fertig.

Was findet er in der Musik, was er im Leben nicht findet? „Meditation, Freude, eigentlich alles. Die Gitarre war in meinem Leben immer ein ganz großes Messgerät für meine Gefühle. Ich bin voll verknallt in ihren Sound, aber zum Üben hab ich keinen Nerv. Ich spiele sie einfach.“

ZUR PERSON

Alex Miksch ist Singer/Songwriter. Geboren wurde er 1967 in Krems. Seine erste Band war Faust an der Donau. Das aktuelle Album trägt den Titel: „Nur a Opfe“ (Preiser).

Das nächste Konzert von Alex Miksch findet beim Festival Kunst in der Kartause am 30. August auf der Burgruine Aggstein unter anderen auch mit Otto Lechner statt.

Programm: www.kunstinderkartause.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2019)

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