Ich möchte ja niemandem seinen Weihnachtskarpfen vergällen, aber unter Umständen verspeisen Sie einen Seelenverwandten!
Ich möchte ja niemandem seinen Weihnachtskarpfen vergällen, aber unter Umständen verspeisen Sie einen Seelenverwandten! Der Karpfen ist nämlich, ähnlich wie wir, zu der Erkenntnis gelangt, dass man Weihnachten am besten durchtauchen kann, wenn man sich ein paar hinter die Kiemen gießt und irgendwo still wartet, bis es vorbei ist. Unser Kiemenfreund ist uns allerdings evolutionär einen Schritt voraus, denn er braut sich seinen Gelassenheitspegel selbst. Er stellt seinen Stoffwechsel um und produziert Milchsäure, aus der so viel Alkohol entsteht, dass er nicht mehr mit dem Auto nach Hause fahren könnte. Er macht das, um die Kälte nicht zu spüren und mit dem verringerten Sauerstoffanteil besser fertig zu werden. Bei uns ist es ähnlich. Vor allem, wenn wir versehentlich die falschen Familienmitglieder gleichzeitig eingeladen haben. Die einen Großeltern und die anderen Großeltern zum Beispiel. Stumm wie ein Karpfen um den Tisch herumsitzen wäre da noch die beste Lösung. Auf die man jedoch nicht hoffen kann, weil ja auch Schwester und Schwager kommen. Und dazu der Exschwager – wegen der gemeinsamen Kinder. Und womöglich auch noch die neue Frau des Exschwagers mit deren gemeinsamen Kindern. Da kann der Sauerstoffmangel dann so groß werden, dass man in kürzester Zeit selbst für einen untergetauchten Karpfen zu viel Alkohol ins Blut schwemmt. Dann wird man fehleranfällig. Man lässt sein Handy am Tisch liegen, und die ganz falsche Person entdeckt das ganz falsche SMS! Und in Sekundenschnelle wechselt man vom Karpfen-Seelenverwandten zum Karpfen-Leidensgenossen. Oder auf die andere Seite des Tellers. Jetzt wird man auch in die Pfanne gehauen und beim Weihnachtsessen im Familienkreis genüsslich verspeist!