Insta-Famous mit ... Britney Spears

Britney ist der neue Star einer Nineties-Nostalgie-Kampagne von Kenzo. Bei genauerem Hinsehen wird offenbar, dass sie auch wohliges Sehnen nach einem anderen, dem verlorenen echten Instagram auslösen kann.

Eigentlich unglaublich: Britney Spears und Nostalgie werden im selben Satz genannt. Aber wirklich, vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das längst ausgewachsene Disney-Kind als Celebrity-Testimonial für eine Nineties-Nostalgiekampagne von Kenzo ausgewählt wurde (vergangenen November als "secret project" nebst Selfie mit Fotograf Peter Lindbergh angekündigt). Und tatsächlich ist Frau Spears – aber warum so förmlich, das macht einen selbst ja auch nicht gerade jünger, bleiben wir also bei Britney – schon wegen des Release-Datums ihres ersten großen Hits, „Baby One More Time“ (1998) eine Inkarnation der US-Popkultur der sehr späten Neunziger.

Als 1981-er-Jahrgang geht auch Britney gerade noch als Millenial durch, wenngleich sie da im oberen Alterssegment rangiert und für einige der letzten Generation-Y-Jahrgänge (die erst in den späten Neunzigern geboren wurden und deren Mütter während ihrer Schwangerschaft also schon Gymnastik zu Britneys ersten Hits gemacht haben könnten) eine nicht mehr ganz so aktuelle Referenz darstellen dürfte. Aber man kann ohnehin annehmen, dass die Entscheidung von Kenzo, Britney zum Testimonial ihrer Nineties-Nostalgiekollektion zu machen, nicht aus dem Bauch heraus getroffen wurde.

Aber nun zu Britney auf Instagram, Britney als Insta-Famous-Inkarnation, Britney als würdige Nachfolgerin von Lady Gaga auf Twitter, Britney als unendlich nahbare und unverstellte Berühmtheit, die Instagram genau so nutzt, wie es ursprünglich gedacht war: Als Möglichkeit, aus dem Leben gegriffene Schnappschüsse in die Welt hinauszuposaunen, ohne groß über Sinnhaftigkeit oder Ästhetik nachzudenken. (Und es mag schwer zu glauben sein, aber genau mit diesem Anspruch startete Instagram dereinst und so wurde es anfangs auch genutzt. Just you listen up, influencers of 2018.)

In einem Interview sagte der amerikanische Eiskunstläufer Adam Rippon (übrigens selbst ein Naturtalent, was unterhaltsame Social-Media-Auftritte betrifft) unlängst gar, wer Britney auf Instagram nicht folge, der könne überhaupt nicht den Anspruch stellen, den Sinn dieser App verstanden zu haben.

Und wahrlich, abgesehen von dem einen oder anderen Anflug von Nostalgie (ihr aktuell letztes Posting ist ein #tbt zu Britneys Auftritt bei den Grammys im Jahr 2000 – das Magazin Glamour schreibt über diesen Pop-Mode-Moment: „It was the birth of Britney Spears, glamourpuss, at the first Grammy Awards of the new millenium.“) gibt es kein großes Drumherum, was Content-Erstellung für ihren Insta-Auftritt betrifft.

Man kann ihr beim nicht übermäßig effizient aussehenden Workout zuschauen (darin ist sie eine Geistesverwandte von Stefano Gabbana, dem auch kein Workoutvideo zu peinlich ist). Man fühlt sich als Teil ihres Inner Circles, wenn man ihr beim improvisierten Catwalk in ihrem nicht gar so geschmackvoll eingerichteten Vorzimmer beiwohnt. Und man hört auf, sich wegen der eigenen less-than-perfect Rückhand zu schämen, wenn man sieht, wie Britney barfuß über ihren Hartplatz hoppelt und sich bei „a little game of tennis with my man“ prächtig amüsiert.

Legendär, oder zumindest insta-famous geworden ist auch das Video, das Britney als Kunstmalerin auf der Terrasse ihres Hauses zeigt: Vergangenen Oktober beschäftigte sie sich an einem schönen Herbsttag damit, knapp bekleidet eine Leinwand zu verzieren. Die Arglosigkeit, mit der sich Britney in diesem und vielen ihrer Insta-Beiträge darstellt, das Überblenden aus Inszenierung und Ungestelltheit (nämlich deshalb, weil kaum zu glauben ist, dass sie es mit diesem „Ich male ein Blumenbild, das aussieht wie ein Osterei“ ernst meint – ebenso wenig wie mit dem „Ich mache hier ein bisschen Workout, mit dem ich eine halbe Kalorie verbrenne“) machen aus ihr dann auch in dieser Hinsicht ein Phänomen, das auf den Nostalgie-Nenner zu bringen ist.

Man sehnt sich nämlich auf einmal nach dem alten Instagram und danach, was aus dieser App werden hätte können, wenn alle Stars ihre Insta-Fame so inszenieren würden wie Britney Spears.

Britney, we heart you!

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