Porträts von Menschen, die 2017 ein besonders gutes Jahr hatten.
15.01.2019 um 23:32
Schhhhhhh, Ruhe bitte: Flüsterzweieck „Eskalation, Stabilisation, Halluzination“ – und aus. Dass Antonia Stabinger und Ulrike Haidacher heuer mit dem Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises (und mit dem Hessischen Kabarettpreis) bedacht wurden, sollte man leise sagen. Sie hätten ihn (beides, mehr) früher bekommen müssen. Die beiden Grazerinnern spielen seit 2009 zusammen, in innerer Harmonie und ungebrochener Produktivität, genreunreine Kabarettstücke. Unrein, weil so viel herrliches, präzise gespieltes Theater dabei ist. Absurd, irritierend, verrückt und auch „geil“ – was der Essenz ihres aktuellen Programms „Stabile Eskalation“ entspricht – sind sie. Aber nie fad, einfach oder auf der Frau-Mann-Klischee-Welle reitend, um etwas Altes aus der „Letztens war ich im Baumarkt und hab’ das Tixo nicht gefunden“-Kiste auszupacken. So hat es auch die heimische Jury gesehen: „Die beiden Frauen verzichten auf geschlechterspezifischen Humor und sparen trotzdem nicht mit feministischen Ansagen“, hieß es in ihrer Begründung. Und weiter: „Stabinger und Haidacher stehen für die ungewöhnlichste und progressivste Form von Kabarett, die derzeit in Österreich zu sehen ist.“ Das kann man laut sagen. (Sabine Hottowy)
(c) Carolina Frank
Erleichtert seufzen. Dazu hatte der Architekt Andreas Cukrowicz (im Bild links) heuer mehr als einmal Gelegenheit: zweites Kind geboren. Herzoperation, überraschend. Und gemeinsam mit seinem Büropartner Anton Nachbaur-Sturm einen bedeutenden Wettbewerb gewonnen. Irgendwie nicht ganz so überraschend: „Wenn man nicht gewinnt, dann war der Entwurf nicht gut genug“, sagt Cukrowicz. Bei der Einreichung für das neue Konzerthaus in München hatte das Architekturbüro Cukrowicz/Nachbaur von Anfang an ein gutes Gefühl. Und dieses kommt immer wieder. Wenn sie sich die Liste jener anschauen, die hinter ihnen gelandet sind: Kaliber wie Herzog & de Meuron oder David Chipperfield stehen da drauf. Das Konzerthaus in München triggert plötzlich mehr Wahrnehmung für die baukulturelle Haltung der Vorarlberger als alle Projekte in den vergangenen 25 Jahren zusammen. So lange nahmen sie sich schon vor, „langsam zu wachsen“. Jetzt, von einem beruflichen Gipfel aus betrachtet, sehen der Weg dorthin, das Jahr 2017 und die Zukunft ziemlich gut aus. (Norbert Philipp)
(c) DarkoTodorovic
An der Seite von Noma-Chef René Redzepi Eierschwammerln sortieren, Flechten säubern, in den Wald zum exzessiven Wildkräutersammeln gehen: Dieser Traum vieler Köche wurde für die 25-jährige Milena Broger im August dieses Jahres Realität. Beim internationalen Köchetreffen „Gelinaz!“ war die Bregenzerwälderin unter den wenigen Auserwählten, die sich für vier Tage unter Stars wie David Chang, Ana Roš oder Magnus Nilsson mischen durften. Zum Kochen, Fachsimpeln und Plaudern im Mühltalhof. Danach musste sie eine PR-Frau für Presseanfragen engagieren. Bisher kannte man die sommersprossige Köchin von den Feldküche-Tafeln, für die sie mit Wild ebenso souverän hantierte wie mit Blütenpollen. Zu Milena Brogers Stationen in aller Welt zählen unter anderem das Restaurant Kadeau auf der dänischen Insel Bornholm, das Val di Cecina in der Toskana sowie Tokio. Dorthin flog sie ganz ohne Vorbereitung, um in verschiedenen Lokalen zu kochen. Brogers Outfit sieht man die Vorliebe für Japan an: Zur Kochuniform zählt mitunter ein Stirntuch, wie man es von Sushiköchen kennt. Ihr eigentlicher Arbeitsplatz: das Klösterle in Zug/Lech, das nun die Wintersaison startet. (Anna Burghardt)
(c) Florian Lechner
In den vergangenen Wochen war es noch ein bisschen schwieriger als sonst, Markus Wernitznig zu erreichen: Da hat nämlich ein hartnäckiges Grippevirus den jungen Designer niedergestreckt. Zum Glück war er auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise nach Istanbul in seine Heimatstadt London gerade auf Zwischenstopp in Spittal in Oberkärnten – so konnte ihn zumindest die mütterliche Hühnersuppe in seinem Fiebertaumel stärken. Kaum zu Kräften gekommen, kümmert sich Wernitznig nun wieder um all die Baustellen, bei denen dringend und drängend sein Rat gefragt ist. Dabei hat der junge Designer erst im Sommersemester sein Modestudium in Central Saint Martins abgeschlossen und dann vom Fleck weg den Modepreis des Bundeskanzleramts, vergeben durch die Austrian Fashion Association, gewonnen. Ein paar Monate später ist er Collection Manager bei Richard Quinn, einem der „hottesten“ jungen Labels in London. Außerdem begleitet er den Relaunch der Modemarke Simo als Kreativdirektor. Und er ist für einige andere Brands, deren Namen er nicht nennen darf, im Einsatz. „Die Vorstellung, fix für nur ein Label zu arbeiten – und sei es eines, das meinen Namen trägt –, ist derzeit noch nicht so spannend für mich“, sagt Wernitznig. „Das kann sich wieder ändern, aber jetzt gerade genieße ich es sehr, viel unterwegs zu sein und ununterbrochen etwas Neues zu lernen. Mein Leben ist gerade sehr aufregend, und das gefällt mir.“ (Daniel Kalt)
(c) Sarah Haase
Jahresrückblick in Porträts
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