Randerscheinung: Zeitmaschine

„Ich wünschte, ich hätte eine Zeitmaschine“, seufzt der Jüngste am Abend vor dem Schlafengehen.

Obwohl ich bereits ahne, wohin die Reise gehen soll, frage ich trotzdem pflichtschuldig: „Und wohin würdest du dann wollen?“ „Na, zu meinem Geburtstag natürlich“, sagt er, als gäbe es überhaupt kein anderes denkbares Ziel in Zeit und Raum. Man muss dazu wissen, dass er eh schon in einer Woche Geburtstag hat, es reicht also eine Zeitmaschine mit verhältnismäßig wenig Reichweite. Wobei das Vergehen von Zeit und die Ungeduld, was Geburtstage angeht, überhaupt nicht unterschiedlicher erlebt werden könnten als zwischen den Buben und ihrem 46-jährigen Vater. Während auch noch beim Ältesten mit knapp 20 jedes weitere vollendete Lebensjahr wie ein endlich erreichter Meilenstein gefeiert wird, betrachte ich die Geburtstage, die mir noch bis zum 50. bleiben, als sorgfältig zu bewahrende Kostbarkeiten (und das, obwohl ich ja weiß, dass sich rein gar nichts ändert mit dieser Altersgrenze).

Das Gemeine ist nur: Mir zerrinnen die Monate wie vor zehn Jahren noch die Wochen, dem Sechsjährigen, der so gern endlich, endlich sieben werden will, schleichen die Minuten wie Tage. Wir sitzen also in Zeitkapseln unterschiedlichen Typs fest. Wie praktisch wäre das, man könnte einfach tauschen, und alle wären zufrieden. Der Jüngste hat sich inzwischen eingekuschelt, und wir besprechen seine Geburtstagswunschliste. „Und nach deinem Geburtstag würdest du mit deiner Zeitmaschine gleich wieder hierher zurück ins Bett reisen?“, frage ich ihn. „Nein, dann natürlich gleich weiter zu Ostern, danach Weihnachten und wieder zum nächsten Geburtstag, das wäre schön.“ Ja, mit knapp sieben hat man es dann schon heraußen, was wirklich schön wäre.  

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