Randerscheinung: Alles zu toppen

„Nein“. Die Antwort geschieht mir natürlich ganz recht.

„Nein“. Die Antwort geschieht mir natürlich ganz recht, mir, der ich doch tatsächlich die dümmste, verbotenste und peinlichste aller Fragen stelle, – zwar gedankenverloren, aber immerhin. Und auch auf nochmaliges Nachfragen, mir bleibt nun nichts anderes übrig als draufzubleiben, rührt sich der Volksschüler keinen Millimeter: Nein, überhaupt gar nichts fällt ihm ein, worauf er sich freut, wenn in einer Woche wieder die Schule beginnt. Natürlich nicht. Wahrscheinlich habe ich mir nur ein bisschen Trost und Aufmunterung erwartet, jetzt wo der Urlaub an den Rändern unübersehbar braun zu werden beginnt. Die erste Kastanie hab ich auch schon in der Hosentasche. Der Mittlere, von dem man sich, was Zuversicht und Laune angeht, immer eine Scheibe abschneiden sollte (und auch kann, es ist genug davon da), antwortet auf die Frage, wie es ihm auf einer Skala von eins bis zehn denn so geht, ohne zu Zögern mit „Sieben“.

Was es denn noch bräuchte zu einem glatten Zehner, will ich wissen, immerhin ist seit Wochen frei und ich hatte nicht den Eindruck (das meiste weiß ich freilich nur aus Erzählungen), er hätte es sich an irgendetwas fehlen lassen. „Keine Ahnung, man kann immer noch alles toppen“, sagt er mit einem breiten Lächeln, er weiß offenbar auch schon genau, wie. Ich kann mir zwar den nahenden Alltag schon wieder vorstellen, meine Füße können es nicht. Nach Wochen barfuß oder in Flip-Flops ist die Aussicht, in Sockendunkelheit zehenüber ins Schuhgefängnis geworfen zu werden, wenig verlockend. Aber der Herbst hat schon auch seine guten Seiten, ungefähr „fünf bis sechs“ würde ich sagen. Außerdem kann man ja alles noch toppen, hört man aus verlässlicher Quelle. Sogar in Schuhen und unter Beobachtung der Kastanientiere auf dem Fensterbrett.

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