Überdosis Fußball

(c) Carolina Frank
  • Drucken

Natürlich droht langsam die Fußballvergiftung. Seit einer im doppelten Sinn guten Woche läuft die Weltmeisterschaft nun, und mit ihr ununterbrochen unser Fernseher.

Natürlich droht langsam die Fußballvergiftung. Seit einer im doppelten Sinn guten Woche läuft die Weltmeisterschaft nun, und mit ihr ununterbrochen unser Fernseher. Der (also der Fernseher) fragt auch schon alle paar Stunden besorgt nach, ob er sich nicht vielleicht lieber abschalten soll. Falls tatsächlich immer noch jemand davorsitzt, was Sony in seiner auf internationalen TV-Nutzungsbefragungen basierenden Programmierung offenbar nicht mehr für möglich hält, möge man doch mit einer beliebigen Taste auf der Fernsteuerung ein kleines Lebenszeichen geben. Kann er haben. Einer von uns – meistens mehrere – sitzt nämlich immer davor. Neulich skypten wir mit dem Mittleren transatlantisch, dort lief auch im Hintergrund die WM. Das stimmt also schon mit der Welt-Meisterschaft. Diese hat übrigens einen ziemlichen raffinierten Modus, sie liefert nämlich nach der süchtig machenden Überdosis Fußball das Entzugsprogramm gleich mit. In der WM-Vorrunde gibt es 48 Spiele in 14 Tagen (mal 90 Minuten sind das immerhin 72 Stunden durchgehend Fußball; zum Vergleich: die „Sopranos“ haben 86 Folgen à 60 Minuten). Doch wenn man sich langsam an diese Dosis gewöhnt, seinen Alltag danach ausgerichtet und die inner- und außerfamiliäre Kommunikation ausschließlich auf das Turnier abgestimmt hat, beginnt mit zwei harmlos daherkommenden fußballfreien Tagen der unerbittliche Entzug: Zunächst gibt es noch einmal acht Spiele in vier Tagen (Achtelfinale), gefolgt von zwei Tagen Pause, noch vier Spiele in zwei Tagen (Viertelfinale), wieder zwei Tage Pause, gefolgt von zwei Spielen an zwei Tagen (Halbfinale). Dann die bereits gewohnten zwei Tage Pause, gefolgt vom Spiel um Platz drei und dem Finale, danach vier Jahre Pause . . . Aber noch ist es nicht so weit.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.