„Eh ok!“

(c) Carolina Frank
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Seit ein paar Tagen ist der Jüngste böse auf mich.

Seit ein paar Tagen ist der Jüngste böse auf mich. In der letzten Ferienwoche war er nämlich für ein Tenniscamp angemeldet, eh mit zwei Freunden aus seiner Klasse und gleich um die Ecke, von Montag bis Freitag, neun bis vier Uhr. Aber nach dem ersten Tag wollte er nicht mehr hingehen. Blöd, fad (höchstens drei von zehn), zu Hause ist es viel schöner, war seine Begründung. Aber zu Hause war halt noch viel zu erledigen in diesen verbliebenen Tagen vor Schulbeginn, und die Fremdbetreuung dafür war eben fix eingeplant.

Wir haben lang darüber geredet, am Abend vor dem zweiten Tag, in der Früh vor dem neuerlichen Aufbrechen, aber konnten uns nicht einig werden. Letztlich hat er dann am Weg hin geweint, hat gesagt, es ist unfair, seine letzte Ferienwoche muss er etwas machen, was er nicht will, und ich habe so Sachen gesagt wie: Man kann sich eben nicht immer alles aussuchen, es sind ja deine Freunde dort, es war jetzt eh acht Wochen lang voll super, überhaupt und trotzdem.

Als er gemerkt hat, es ist wirklich nichts zu machen, hat er sich die Tränen abgewischt und ist mit Rucksack, Schläger und Trinkflasche zu seiner Gruppe gegangen. Verabschiedet hat er sich nicht. Ich habe mich den ganzen Tag schlecht gefühlt. Am Abend ist er zurückgekommen, und ich habe gefragt, wie es denn war. Und er hat nur gesagt: „Eh ok!“ Und hat die restliche Woche nur das Allernötigste mit mir geredet. Am Freitag habe ich ihn nach dem letzten Mal abgeholt und ihm noch einmal erklärt, warum er hinmusste, warum ich diesmal streng war. „Na ja“, hat er dann gesagt, als ich gefragt habe, ob er das wenigstens ein bisserl versteht. Darauf ich: „Und wie war es jetzt so insgesamt?“ Er denkt kurz nach: „Sagen wir neun von 20“ – und muss dabei lachen. Könnte sein, wir sind bald wieder gut.

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