Eine Zweckgemeinschaft also

(c) Carolina Frank
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Ist es Liebe? Oder doch weniger. Der Hund und sein Herr.

Ich sitze also am Wochenende mit dem Hund am Küchentisch und lese Zeitung. Mit dem Hund am Küchentisch heißt, ich sitze am Tisch, er auf meinem Schoß. Noch ist der so klein, dass das gut geht. Die Initiative dafür geht meist von ihm aus, aber ich finde das schon auch recht kuschelig. Ich streichle also den Hund, lese dabei ein Interview mit einem Tierfilmer, als ich über folgende Passage stolpere: „Wir füttern unsere Haustiere, wir umsorgen sie, darum bleiben sie bei uns. Aber sie lieben uns nicht." Ich schaue den Hund an, der Hund schaut mich an. Ich denke mir, bei uns ist das aber anders, gell? Weil ja er er ist und ich ich. Wobei Liebe vielleicht ein bisschen hoch gegriffen ist, wir kennen uns ja erst seit knapp drei Monaten, aber mögen tun wir uns schon sehr. Kommt mir jedenfalls so vor. Ich schaue wieder den Hund an, der sich zumindest nichts anmerken lässt.

Der Tierfilmer spricht dann im Text weiter noch von einer „Zweckgemeinschaft". Also ich darf ihn füttern und seine Haufen wegräumen, dafür lässt er sich streicheln und macht „Sitz", wenn ich „Sitz" sage. Meistens. Und da fällt mir auf, das Gift des Tierfilmers beginnt also schon zu wirken, der Hund kommt schon recht oft rund um die drei Fütterungstermine zu mir. Nie ganz pünktlich, er ist ja nicht blöd, aber genau genommen stünde jetzt hier gerade, als er auf meinen Schoß wollte, auch eine Mahlzeit an. Ich schaue den Hund an, der Hund schaut zum Futternapf. Ich seufze, stehe auf, gebe ihm sein Futter und setzte mich wieder vor die Zeitung. Allein, bis auf den Tierfilmer. Eine Zweckgemeinschaft also. Hm. Der Tierfilmer kennt offenbar meinen Hund nicht. Der ist schon was ganz Besonderes, hat inzwischen aufge­gessen und will hinaus.

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