Wer ohnehin nie daran zweifelt, die Matura beim ersten Anlauf zu schaffen, für den ist das Ende nicht so eine Riesensache.
Zuerst muss ich den Jüngsten in die Schule bringen, als ich zurückkomme, ist der Mittlere noch im Bad, als ich kurz darauf von oben runterkomme, sehe ich ihn nur mehr von hinten aus der Tür wischen. Also rufe ich ihn an, um doch irgendwie an diesem speziellen Moment teilhaben zu können: „Hallo, ich habe dich vorher nicht mehr erwischt, ist heute nicht dein letzter Schultag? Ich meine, wirklich der allerallerletzte?" Der Mittlere braucht einen Moment und sagt dann: „Ah ja, stimmt eigentlich." Und ich ein bisschen aufgeregt: „Und? Wie fühlt sich das an?" Im Hintergrund sind S-Bahn-Geräusche zu hören: „Na ja, das kann ich mir ja noch gar nicht so vorstellen, jetzt sind jedenfalls einmal Osterferien." Im Kleinen habe ich dieses Erlebnis ja jeden Juni.
Immer wenn die Sommerferien beginnen, fühlt sich das auch für mich nach etwas ziemlich Großem an. Zu gut kann ich mich noch erinnern, wie froh ich war, wenn die Schule wieder für neun Wochen Pause machte. Wobei es bei mir in der Oberstufe nie die vollen neun Wochen waren, wenn Sie wissen, was ich meine. Aber die Buben haben sich schon, aber nie so auf die Ferien gefreut, wie ich das erwartet habe, was auch damit zusammenhängen dürfte, dass sie im Grunde immer ganz gern in die Schule gegangen sind. Und ähnlich dürfte es nun bei Matura und dem nahenden Ende der Schulzeit sein: Wer ohnehin nie daran zweifelt, die Matura beim ersten Anlauf zu schaffen, für den ist das Ende nicht so eine Riesensache. Mir ist mit der bestandenen Matura so eine Riesenlast von Schultern und Seele gefallen, dass ich es noch spüren kann, als wäre es gestern gewesen. „Und bist du am Abend zu Hause?", frage ich den Mittleren. „Ich glaub schon, weiß noch nicht", sagt er freundlich. Und fährt zur Schule. Noch ein Mal.