Ein Porträt über Prinz Charles, den sozial engagierten "Prinz im Wartestand".
25.03.2019 um 08:29
Mit 70 bereiten sich die meisten Menschen langsam auf die Pension vor. Nicht so Prinz Charles. Er hat seinen Hauptberuf noch vor sich: König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland.
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Der "Prinz im Wartestand" sagte einmal, er sei besorgt, dass viele Dinge, um die er sich derzeit kümmere, nicht zu Ende gebracht werden könnten, "ehe sich die Gefängnistüren schließen".
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Die Prinzenrolle und die damit einhergehende Dauerbeobachtung lasteten schon früh auf Charles. Als er als Jugendlicher im fernen Australien an einem Schüleraustausch teilnahm, warteten mehr als 300 Journalisten auf ihn.
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Auch auf der Universität in Cambridge war er als Student der Archäologie und Anthropologie Objekt der Neugierde. "Mitstudenten sahen ihn als ein Phänomen, Fremde auf der Straße glotzten, die Medien saßen über ihn zu Gericht", schrieb der Biograf Gyles Brandreth.
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Vor allem die unterkühlte Beziehung zu seinem Vater, Prinz Philip, bedrückte Charles, wie er zum Unmut seiner Eltern mehrmals öffentlich bekannte. Als "Romantiker" bezeichnete Philip seinen Sohn, während er selbst "Pragmatiker" sei. Vielleicht haftet Charles auch wegen der Klagen über seine Eltern das Image des weinerlichen Prinzen an.
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Mit seiner Mutter konnte Charles Herzensangelegenheiten schwer besprechen. Dabei hätte es genug Gesprächsstoff gegeben. Das Liebesleben des Prinzen kann man wohl als eines der turbulentesten der europäischen Königshäuser bezeichnen; seine erste Ehe mit Prinzessin Diana wurde von der Öffentlichkeit beobachtet wie kaum eine andere.
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Als das Paar 1981 vor den Augen eines Millionenpublikums heiratete, war die Euphorie groß. Doch die Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern.
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Charles sei kalt, gefühllos und entscheidungsschwach, monierte Diana bald. Im Gegenzug teilte sie keine von Charles Leidenschaften: Statt den Garten umzugraben, ging sie lieber shoppen, der Jagd konnte Diana wenig abgewinnen.
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Doch das größte Problem war die Frau, die das Herz des Prinzen schon in Jugendjahren erobert hatte: Camilla. "Sie war eine Sucht, von der er nicht loskam; eine Besessenheit, von der er sich nicht befreien wollte", sagte sein Ex-Kammerdiener Stephen Barry.
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Den Gipfel der Affäre markierte ein Vorfall, der als "Camilla-Gate" in die Geschichte eingehen sollte: 1993 wurde ein Telefonat öffentlich, in dem Charles unter anderem den Wunsch äußerte, Camillas Tampon zu sein. Um das Ansehen des Prinzen war es geschehen, ein "Tampon auf dem Thron" wollten sich viele Untertanen nicht vorstellen.
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Als der Ehebruch in allen Facetten in den Medien breitgetreten wurde, zerbrach Charles und Dianas ohnehin schon zerrüttete Ehe vollends.
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Diana und Charles trennten sich 1992, vier Jahre später folgte die Scheidung - auch auf den Druck der Königin, die sich um das Ansehen des Landes sorgte. Die Scheidung war noch kein Freibrief für seine Beziehung zu Camilla.
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Bei den Briten sammelte Charles mit seinem ehebrecherischen Verhalten gegenüber der vergötterten Diana keine Bonuspunkte. Seinen Ruf konnte er erst nach Dianas Tod aufbessern.
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Nach dem tödlichen Autounfall im August 1997 eilte Charles nach Paris, um seine Ex-Frau nach Hause zu geleiten. Als allein erziehender Vater kümmerte er sich um die beiden Söhne William und Harry, zu denen er auch heute ein gutes Verhältnis hat. Als er 2005 Camilla heiratete, kehrte Ruhe in sein Privatleben ein.
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Man wird Prinz Charles allerdings nicht gerecht, wenn man ihn nur auf Diana und Camilla reduziert. Er ist Präsident von Dutzenden Wohltätigkeitseinrichtungen, die meisten hat er selbst gegründet.
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Sein Engagement reicht von der Bio-Landwirtschaft über alternative Medizin, Architektur und Städtebau bis zum Klima- und Regenwaldschutz.
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Mit umstrittenen Äußerungen setzt er sich zwar immer wieder in die Nesseln, im Allgemeinen rechnen ihm die Briten sein soziales, kulturelles und ökologisches Engagement jedoch hoch an.
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Auch deshalb mag es ihn schmerzen, wenn spekuliert wird, dass Charles zugunsten seines älteren Sohnes William auf den Thron verzichten muss. Viele Briten schwärmen mehr für Prinz William und dessen Frau Catherine als für Charles und die Ex-Diana-Nebenbuhlerin Camilla.
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Doch dass sein Erstgeborener noch vor Charles die Krone trägt ist wenig realistisch. So schreibt die Journalistin Emma Soames: "Niemand wird ernsthaft die lächerliche Idee unterstützen, die Verfassung zu ändern, um einen Mann zu übergehen, der sich sein Leben lang auf die Rolle vorbereitet hat."
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Der ewige Thronfolger
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