Prinz Charles und der Thron: "So dumm bin ich nicht"

Königin Elizabeth II. und Prinz Charles begrüßen den früheren ägyptischen Präsidenten Muhammad Anwar as-Sadat und dessen Frau in Großbritannien, ca. 1975
Königin Elizabeth II. und Prinz Charles begrüßen den früheren ägyptischen Präsidenten Muhammad Anwar as-Sadat und dessen Frau in Großbritannien, ca. 1975 Keystone/Hulton Archive/Getty Images
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Am 14. November wird Prinz Charles 70 Jahre alt. Auf seinen Hauptberuf wartet er immer noch. Er ist in vielerlei Hinsicht ein ziemlich ungewöhnlicher Thronfolger.

Mit einem typisch Englischen Garten haben die Beete in der offiziellen Residenz von Prinz Charles nichts zu tun. Ökologisch angebautes Gemüse in der einen Ecke des Anwesens Clarence House mitten in London, der Rasen von einigem Unkraut und kahlen Stellen durchsetzt.

Charles, der am Mittwoch (14.11.) seinen 70. Geburtstag feiert, wird wohl als erster Ökobauer den Thron des Vereinigten Königreichs besteigen. Noch aber ist mit 92 Jahren Elizabeth II., seine Mutter, mit großer Ausdauer Königin. Charles bleibt vorerst der Prinz im Wartestand - in einem Alter, in dem andere schon längst in Pension sind.

Charles setzt sich nicht nur für umweltfreundliche Landwirtschaft ein, sondern ist auch ein leidenschaftlicher Klimaschützer, ein Kämpfer für die Menschenrechte, ein Architektur-Freak, der mit seinem Sturkopf so manches modernes Bauprojekt verhinderte, und er malt gern Aquarelle.

Die Kunst spielt auch eine große Rolle bei den diversen Feierlichkeiten zu Charles' rundem Geburtstag. So kamen bereits im Oktober viele Schauspieler und Shakespeare-Fans im Buckingham-Palast zusammen, um das Engagement des Thronfolgers für die Künste zu preisen. "Prinz Charles setzt sich auch stark in sozialen Bereichen ein", sagte der deutsche Royal-Experte Rolf Seelmann-Eggebert im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Er ist kein Schönwetterprinz."

In die Politik einmischen darf sich Charles als König aber nicht mehr. Das wolle er später als Monarch auch beherzigen, betonte Charles in einer BBC-Dokumentation zu seinem 70. Geburtstag. Ihm sei völlig klar, dass er dann nicht mehr so agieren könne wie jetzt: "So dumm bin ich nicht", sagte Charles dem Sender. Es handle sich doch schließlich um zwei völlig verschiedene Rollen.

In der BBC-Dokumentation ist auch zu sehen, wie der Thronfolger mit Truthähnen spricht. Viele Briten finden Charles ein bisschen spleenig: Selbstfindung in der afrikanischen Kalahari-Wüste und in der Einöde abgelegener britischer Inseln mit einem Haufen Schafe um sich herum - was ist denn das für ein Thronfolger? Als er einmal mit einem Verband zu einer Museumseröffnung erschien, sagte er: "Wenn man sich schon seit so langer Zeit mit Bäumen unterhält, trifft man früher oder später zwangsläufig auf einen streitlustigen Erdbeerbaum oder eine mürrische Eiche." Auch die Queen und Prinz Philip fanden ihren Ältesten zeitweise sonderbar, wie aus Biografien hervorgeht.

Camilla-Gate

Einen Tiefpunkt in der Popularitätskurve erreichte Charles, als pikante Details aus der Beziehung mit seiner Dauergeliebten Camilla an die Öffentlichkeit gelangten. Ein heimlich aufgenommenes Telefonat, in dem der Thronfolger den Wunsch äußerte, ein Tampon Camillas sein zu wollen, brachte für viele Briten das Fass zum Überlaufen: So einer kann doch nicht König werden! "Sie war seine Sucht, von der er nicht loskam; eine Besessenheit, von der er sich nicht befreien wollte", sagte sein Ex-Kammerdiener Stephen Barry.

Besonders übel nahmen ihm die Briten, wie Charles mit seiner ersten Frau Diana umging, der Königin der Herzen. Schon kurz nach der Verlobung sorgte die Antwort des Paares, auf die Frage, ob es verliebt sei, für Stirnrunzeln: Sie platzte mit einem "Ja, natürlich!" heraus, er sagte: "Was auch immer Verliebtsein heißen mag."

Als Prinzessin Diana 1997 - ein Jahr nach der Scheidung von Charles - bei einem Unfall mit ihrem Geliebten Dodi al-Fayed in Paris starb, mischte sich beim Volk Trauer und Wut. Camilla wurde als "Rottweiler" verspottet. Und heute? Sie hat Charles geheiratet, findet als Herzogin von Cornwall inzwischen viel Anerkennung und scheint Charles gut zu tun. Er wirkt ausgeglichener als früher, lächelt mehr. "Er ist zur Ruhe gekommen", so Seelmann-Eggebert. Allerdings ist der Thronfolger - im Gegensatz zu seinen Söhnen William und Harry - irgendwie unnahbar. "Da hat er sich nicht geändert."

Öko-Pionier

Viele Briten zollen Prinz Charles inzwischen Respekt. Mit seinem Engagement in der ökologischen Landwirtschaft - einst belächelt - leistete er zum Beispiel Pionierarbeit. Und Geld bringen seine Initiativen auch noch ein. Er gilt als fleißiger Royal, der seiner betagten Mutter viele Termine abnimmt. Wird es ein besonderes Geburtstagsgeschenk von der Queen für ihren ältesten Sohn geben? Sie veranstalte ein privates Fest für ihn, teilte der Buckingham-Palast der Deutschen Presse-Agentur mit, ohne weitere Details zu nennen.

Fraglich ist, ob Charles nach jahrzehntelangem Warten noch Lust hat, im hohen Alter König zu werden. Kein anderer hat so lange darauf gewartet, britischer Monarch zu werden. "Ich glaube, er akzeptiert das göttliche Gebot, dass er Thronfolger ist", so Seelmann-Eggebert. Viele Briten möchten lieber Prinz William - er ist der Zweite in der Thronfolge - zum König haben. Seelmann-Eggebert ist überzeugt: "William wird seinen Vater auf keinen Fall an die Seite drängen."

Mit dem Ausruhen in Clarence House dürfte es also nichts werden. Ohnehin bevorzugt Prinz Charles für seine Freizeit einen ganz anderen Ort - nicht das laute London, sondern die schottischen Highlands hoch oben im Norden. Besonders gern streift der leidenschaftliche Jäger dann mit seiner Liebsten Camilla in Gummistiefeln durch die Natur.

(APA/dpa)

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