Archies Taufe im Schatten des PR-Geplänkels

Vom neuen "Royal Baby", Archie Mountbatten-Windsor, gibt es nur ein Foto. Seine Eltern wollen seine Privatsphäre schützen.
Vom neuen "Royal Baby", Archie Mountbatten-Windsor, gibt es nur ein Foto. Seine Eltern wollen seine Privatsphäre schützen.APA/AFP/POOL/PETER NICHOLLS
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Archie Mountbatten-Windsor wird heute getauft - auf Schloss Windsor. Seine Eltern, Prinz Harry und Meghan Markle, haben dabei aber die britischen Reporter gehörig verärgert.

Während die kleine Herzogsfamilie von Sussex - Prinz Harry, Meghan Markle und Archie Mountbatten-Windsor - einen besonderen Tag in Ruhe begeht, ist das Vereinigte Königreich in heller Aufregung. Zumindest Teile davon. Denn: Die Taufe von Master Archie am Samstag auf Schloss Windsor findet hinter verschlossenen Türen statt.

Im wahrsten Sinne des Wortes. Das Herzogspaar wählte eine private Kapelle auf dem englischen Schloss aus, um ihren Sohn in die anglikanische Kirche aufnehmen zu lassen. Keine Fotografen, keine Journalisten werden dabei sein, wenn die Familie - samt Prinz Charles und Camilla, der Herzogin von Cornwall, Prinz William und Catherine, Herzogin von Cambridge, und Doria Ragland, Mutter von Markle - zur Zeremonie schreitet.

Und: Wer die Taufpaten von Archie Harrison, wie ihr Sohn mit vollem Namen heißt, sind, halten der Herzog und die Herzogin von Sussex ebenfalls geheim. Es handle sich um Privatpersonen, erklärten sie lapidar, man wolle ihre Namen nicht öffentlich machen. Das ist wahrlich ungewöhnlich für die britische Königsfamilie, in der Prinzen und Prinzessinnen gern mit namhaften Paten ausgestattet werden, die etwa auch über Privatjets oder schöne Anwesen verfügen - zum Urlauben, zum Beispiel.

Verweigert sich das Herzogspaar der Öffentlichkeit?

Die Geheimniskrämerei lässt manche Briten verdutzt zurück - und erinnert an das Hin und Her nach Archies Geburt, als seine Eltern partout nicht verlautbaren wollten, wo ihr Sohn zur Welt gekommen war. Auch war damals die Geburt selbst vom Palast zu spät kommuniziert worden - angeblich wegen eines technischen Fehlers. Für viele Journalisten wurde der nationale Freudentag also zum Informationschaos.

Bisher gab es zudem keine wirklichen Fotos des jüngsten „Royal Baby“, dafür aber in der Boulevardpresse viele Berichte über den angeblich ausschweifenden Lebensstil von Prinz Harry und der US-Amerikanerin Markle, die früher Schauspielerin war. „They cannot have it both ways“, heißt es da: Das Herzogspaar könne nicht im royalen Glanz schwelgen, aber der Öffentlichkeit das Zuschauen verweigern.

Zwischen Privatsphäre und Steuergeldern

Der Knackpunkt: Der Prinz und seine Frau sind „working royals“, also „arbeitende“ Mitglieder der Königsfamilie. Das heißt, sie unterstützen Königin Elizabeth II. und übernehmen für sie Aufgaben. Sohn Archie soll im Gegensatz dazu offenbar das Leben eines normalen - wenn auch höchst privilegierten - Briten führen; das deuteten seine Eltern schon bei der Namenswahl an.

Doch wie nun umgehen mit Anlässen, die für die Öffentlichkeit bisher die Möglichkeit boten, einen Blick auf das Leben der von ihr finanzierten Royals zu werfen? Prinz Harry und die Herzogin dürften entschieden haben, dass der Schutz der Privatsphäre ihres Sohnes vor dem Interesse der Öffentlichkeit steht. Vor allem der Prinz, geprägt von den Erfahrungen mit seiner Mutter, der verstorbenen Lady Diana, Fürstin von Wales, soll dies forcieren, heißt es in der britischen Presse.

Die englischen Reporter, die über das Königshaus schreiben, zerreißt es deshalb fast vor Ärger. Das Leben der Familie werde zum Teil aus dem Steuertopf bezahlt - so auch eine umfangreiche, Millionen Pfund teure Renovierung des neuen Zuhauses der Sussex-Familie, dem Frogmore Cottage nahe Schloss Windsor -, wird dort argumentiert. Die Pflicht der Sussex-Familie sei doch nun, auch etwas zu bieten für das Geld, meinen die Journalisten. Ein Reporter des „Daily Express“ meint gar, die Königsfamilie würde bei Nicht-Nennung der Taufpaten die Gesetzeslage ignorieren.

Die Macht über das eigene Bild

Gleichzeitig stellt sich hier die Frage nach der Macht über das eigene Bild. Markle, einst Bloggerin und Instagram-Darling, legt bei der Gestaltung des Social-Media-Auftritts des Paars ganz offensichtlich selber Hand an - und zeichnet dort ein Bild ganz nach Influencer-Manier. Zum Muttertag gab es ein Foto von Archies Füßen, zärtlich gehalten von seiner Mutter, abgelichtet über einem Beet von Vergissmeinnicht, den Lieblingsblumen seiner verstorbenen Großmutter, Lady Diana. Zum Vatertag war dann Prinz Harry an der Reihe: Ein Foto in Sepia, der Sohn vom Arm des Vaters halb verdeckt. 

Auch von der Taufe wird es nun nur palasteigene Bilder geben. Das war zwar schon bisher so - allerdings erlaubten Prinz Harrys Bruder, Prinz William, und dessen Ehefrau, Kate Middleton, bei den Taufen ihrer Kinder auch Pressefotografen den Zutritt beim Einzug in die Kirche. Bei der Taufe ihrer Tochter, Prinzessin Charlotte von Cambridge, am Landsitz Sandringham war es sogar dem gemeinen Volk möglich, der Königsfamilie zuzuwinken.

Das wird bei Archie Mountbatten-Windsors Taufe nicht möglich sein. Die kleine Kapelle, die seine Eltern für die Zeremonie wählten, liegt im Schloss Windsor - einen öffentlichen Zutritt gibt es dort gar nicht. Damit dürfte der Plan, die Taufpaten nicht zu outen, aufgehen.

Kritik an Markle reißt nicht ab

Ein Ende der Kritik am Herzogspaar wird es aber auch mit Babyfotos keines geben. Seit Monaten wird in der Boulevardpresse das Bild einer luxusverwöhnten Herzogin gezeichnet. Zugleich wird Markle ständig gegen Middleton ausgespielt: die US-amerikanische geschiedene Schauspielerin versus die englische Rose. „Insider“ berichten über ein angeblich verkrachtes Verhältnis der Schwägerinnen, von Streitereien wegen Mitarbeitern und wegen unterschiedlichen Arbeitsstils. Markle habe zudem einen Keil zwischen die Prinzen William und Harry getrieben.

Auf Social Media ist die Kritik, die Markle entgegenschlägt, noch viel schärfer. Als sie vor kurzem ihren Verlobungsring umarbeiten und ihn mit Extradiamanten bestücken ließ, fühlten sich dann sogar Geschichtskenner auf den Plan gerufen, die Herzogin von Sussex öffentlich zur Schnecke zu machen.

Brüderpaar auf verschiedenen Pfaden

Dass die Realität wohl anders ist, steht außer Frage. Tatsächlich scheinen die Queen und Prinz Charles mit der Arbeit von Prinz Harry und Markle zufrieden zu sein. Die Herzogin wurde rasch mit großen Aufgaben betraut. Dass Prinz William und Prinz Harry ihre Agenden zuletzt trennten, könnte man auch als natürliche Entwicklung interpretieren: Der Herzog von Cambridge ist immerhin am Weg dahin, König zu werden. Der Herzog von Sussex kann, noch dazu mit einer US-Amerikanerin als Frau, ein wesentlich globaleres Netzwerk für das Königshaus pflegen.

Der Umgang mit der Presse wird allerdings für Prinz Harry und Markle noch eine umfänglichere Übung werden. Auch das Herzogspaar von Cambridge, damals noch frisch vermählt, hatte immer wieder mit Kritik vonseiten der Presse zu kämpfen - nach acht Jahren Ehe haben aber auch sie ein Verhältnis zu den Medien gefunden.

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