Ballgeflüster und Farbenlehre

Eröffnung Blumenball
Eröffnung Blumenball(c) Christian JOBST
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Politische Farbenlehre beim Blumenball – erstmals mit Bürgermeister Michael Ludwig. Orientalisch ging es beim Ball der Offiziere zu.

Wien. Ein Traum in Gelb: So präsentierte sich am vergangenen Freitag die 97.Ausgabe des Blumenballs der Stadt Wien im Wiener Rathaus, ausgerichtet von den Wiener Stadtgärtnern. Selbstredend nicht gelb wie der Neid, sondern gewiss gelb wie die Sonne war gemeint, lautete das Motto doch „Sonnentanz“. Ob damit nur eine glanzvoll-sonnige Rathauszukunft Michael Ludwigs, erstmals als Wiener Bürgermeister oberster Schutzherr des Fests, beschworen werden sollte oder gar die eines Sonnenkönigs seiner Stadt, muss an dieser Stelle ungeklärt bleiben. Das freudig euphorische „Begrüße Sie!“, das seinem Amtsvorgänger Michael Häupl, also quasi Michael I., von einem Ballgast entgegenschallte, nahm sich allerdings so ganz anders aus als die unverbindliche Freundlichkeit, die dem neuen Hausherrn wenige Ballminuten davor beim Gang durch seine Hallen begegnet war.

Wie immer: gelb die Rosen in den Sträußchen der Jungdamen, gelb die Rosen an den Revers der Jungherren, gelbe Dominanz in den aufwendigen Blütenkompositionen in Sälen, Gängen, Treppenhäusern, die tapfer in Widerstreit zur Friedrich-von-Schmidt'schen Architektur traten und, allenfalls, als müsst's so sein, Richtung Rot changierten, sich aber peinlich genau jedes Türkis- oder gar Blautons enthielten. Stadtgärtnerei mit politisch-symbolischem Hintersinn?

Unvermeidlich naturgemäß, zumindest wo's um Pflanzenarrangements geht: Grün in allen Schattierungen. Ob auch in künftigen Stadtregierungen, wird sich noch herausstellen.

Das Ballorchester des ehrwürdigen Ballorchester-Grandseigneurs Helmut Steubl vertrat von der eröffnenden Fächerpolonaise an würdevoll die einschlägig-hiesige Klangtradition; eine Bigband, geführt von seinem Sohn Wolfgang, ergänzte das Festsaaltanzprogramm aufs Flotteste um Twist, Boogie, Cha-Cha-Cha & Co. Und an diskretem Ort hörte der Berichterstatter eines der Bigband-Mitglieder klagen, das Ballgeschäft sei auch nicht mehr das, was es einmal war.

Im Volkssaal war zum Festdiner gedeckt, in seinem zum Heurigen adaptierten Vorraum gab's Blunzenbrot und – gediegene – Weine des stadteigenen Guts; im Stadtsenatssaal blickten Marek, Slavik, Jonas, Zilk in heiligem Bürgermeisterernst von den Wänden auf eine bürgerlich moderate Tollerei der Tänzer.

Zum Abschied wartete als „floraler Gruß“ eine Orchidee auf die Besucher. Und als süße Zuwaag: eine Miniprinzenrolle. Es gibt welche, die meinen, der müsse man auch anderwärts im Wiener Rathaus erst entwachsen.

Orientalisches beim Offiziersball

Der Ball der Offiziere stand (ebenfalls am Freitag) hingegen unter dem Motto „100 Jahre und eine Nacht“. Gastgeber war nämlich „Alt-Neustadt“, die Absolventenvereinigung der Theresianischen Militärakademie, die heuer ihre hundertjährige Gründung feiert. Aber die Reminiszenz des Mottos an den sogenannten Orient war durchaus auch beabsichtigt, denn erstens war der Botschafter des Sultanats von Oman einer der Ehrengäste, und zweitens wartete um Mitternacht die Musikkapelle der Royal Air Force aus dem Oman recht spektakulär auf. Wie gewohnt bestand ein Gutteil der Gäste von Verteidigungsminister Mario Kunasek aus Uniformierten aus aller Welt, unter den Debütanten – auch für Thomas Schäfer-Elmayer war es der erste Offiziersball – befanden sich zehn Kadetten aus Kroatien. Das Land auf dem Balkan war der zweite Ehrengast an diesem Abend. Moderator Alfons Haider führt durch den Abend, Kammersängerin Ildiko Raimondi eröffnete gemeinsam mit der Gardemusik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2019)

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