Philharmonikerball: Der goldene Ball

Es ist einer der schönsten Ballsäle der Stadt: Im Wiener Musikverein fand Donnerstagabend wieder der Wiener Philharmonikerball statt.
Es ist einer der schönsten Ballsäle der Stadt: Im Wiener Musikverein fand Donnerstagabend wieder der Wiener Philharmonikerball statt.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Intensität der Wiener Ballkultur erkennt man am subtilen Konkurrenzkampf – und dem geradezu hierarchischen Gesellschaftsmuster.

Die wichtigsten Wiener Bälle haben ihre ganz bestimmten Codes und Prädikate, die die regelmäßigen Besucher festlegen und weitergeben. Jahr für Jahr gibt es quasi eine inoffizielle Rangordnung.

Das schönste und wohl auch nobelste Derby der Welt findet zwischen dem am Donnerstag über die Bühne gegangenen Philharmonikerball und dem für heute, Samstag, angesetzten Techniker-Cercle statt. Viele Wiener besuchen beide, beide sind ausgebucht, und beide finden in den schönsten Sälen weitum statt, den goldenen des Musikvereins.

Logen, Plätze, Gästelisten und Quadrille-Formationen werden streng gehütet und von Generation zu Generation weitergegeben – oder zumindest wird das versucht. Der Phili-Ball, wie ihn freche Wiener abkürzen, weil sie fast alles abkürzen, trägt wohl am ehesten das Prädikat „elegant“, der TC dagegen gilt als „elitär“. Dabei sind beide beides.

Wobei: Am TC ist die „Jugend tanzt“-Fraktion doch stärker vertreten, am anderen jene, die wir „Künstler lauscht“ nennen wollen.

Türkis-schwarzes Ballmonopol

Der Philharmonikerball, der sich heuer besonders „seinem“ Richard Strauss widmete (ein 240-seitiger Band war die gewichtige Herrenspende), gab sich in diesem Jahr die Spur opulenter und prominenter als in den Jahren zuvor:

Anna Netrebko strahlt eben noch immer, vor allem mit ihrer Kollegin Olga Peretyatko an ihrer Seite. Musiker von Rudolf Buchbinder bis zu Konservatoriumsstudenten unterstützen den musikalischen Ernst. Sunnyi Melles und Cornelius Obonya schauen auch auf einem Ball hintergründig auf das Gold.

Gernot Blümel und Hartwig Löger bewiesen mit anderen das neue türkis-schwarze Ballmonopol – denn die Freiheitlichen wagen sich nicht auf Bälle mit potenziellen Mitte-links-Künstlern, die Sozialdemokraten fürchten wohl derer zu wenige und haben offenbar auch überhaupt die Bälle aufgegeben. Nur Beate Meinl-Reisinger und Claudia Gamon störten die Vorherrschaft ostentativ gut gelaunt.

Neben dem Tanzen wurde natürlich das Logen-Watching zur Hauptbeschäftigung des Abends: Ja, das waren wirklich Dichands, Hartmanns und Treichls mit der Doppelspitze Helga Rabl-Stadler und Markus Hinterhäuser Loge an Loge. Und hatten es lustig.

Eine Absage gab es am „goldenen Ball“ allerdings dann doch leider auch: Zubin Mehta musste als Dirigent des Abends absagen, der Brite Daniel Harding übernahm den Part jedoch bravourös.

Falls sich jemand fragen sollte, was eigentlich Tanzmeister Thomas Schäfer-Elmayer so macht – er durfte formvollendet „Alles Walzer“ sprechen. Die Tanzschule Elmayer hatte nämlich zum 20. Mal die Eröffnungschoreografie übernommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2019)

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