Der Schöpfer des Himmels

Gerhard Heilingbrunner hat den Lebensbaumkreis zu einem hochmodernen Klangraum gemacht.
Gerhard Heilingbrunner hat den Lebensbaumkreis zu einem hochmodernen Klangraum gemacht.Valerie Voithofer
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Vor 20 Jahren hat Au-Urgestein Gerhard Heilingbrunner den Lebensbaumkreis an der Wiener Höhenstraße geschaffen. Jetzt spendiert er ihm ein neues Soundsystem.

Aktiver Streiter für das Gemeinwohl, offen, intuitive Begabung, ehrlich, Pionier: Das sind die Eigenschaften der Haselnuss – oder genauer: Jener Menschen, denen das keltische Baumhoroskop am Himmel die Haselnuss als Lebensbaum zuordnet. Gerhard Heilingbrunner hat die Haselnuss.

„Man kann dran glauben oder nicht“, sagt Heilingbrunner. So oder so ist der Lebensbaumkreis am Himmel mit Zypresse und Pappel, Ruhe und Aussicht ein schöner Ort, der als Wiener Ausflugsziel nicht mehr wegzudenken ist – und dass es ihn in dieser Form gibt, ist unbestreitbar Heilingbrunners Pioniergeist zu verdanken.

Den hatte Heilingbrunner lang vor dem Himmel schon in der Hainburger Au unter Beweis gestellt. Gemeinsam mit Günther Nenning hatte er, damals Leiter des Alternativ-Referats der ÖH, das Konrad-Lorenz-Volksbegehren initiiert und vor fast genau 35 Jahren zur berühmt gewordenen „Pressekonferenz der Tiere“ geladen, mit Nenning als Hirsch, Peter Turrini als Rotbauchunke, Othmar Karas als Kormoran.

Brandauer spricht für die Bäume

Nun sind es nicht sprechende Tiere, sondern sprechende Bäume, mit denen er Verständnis für die Natur wecken will, und ihre Stimme gehört diesmal Klaus Maria Brandauer. Der Schauspieler, erzählt Heilingbrunner, sei dem Baumkreis seit dessen Eröffnung vor 20 Jahren freundschaftlich verbunden – und hat für ihn nun Texte über die einzelnen Bäume eingelesen. Dazu kommt ein nagelneues Soundsystem, das die in die Jahre gekommenen Lautsprecher ersetzen soll. Jeder Baum hat einen eigenen neuen Lautsprecher mit Sensor – wenn man davor steht, hört man den Text.

Gleichzeitig, so Heilingbrunner, habe man mit den Konzertboxen der Firma D&B nun einen hochmodernen Klangraum geschaffen: Neben der schon bisher üblichen Einspielung klassischer Musik soll das Naturdenkmal künftig öfter zum Freiluft-Konzertsaal werden. Dabei könne man, schwärmt der Mozart-Liebhaber, jedem Baum etwa ein Instrument zuordnen und beeindruckende Surround-Effekte erzielen. Auch Lesungen und kulturelle Schwerpunkte, 2020 etwa zum Dante- oder Beethoven-Jahr.

Es sei seine Art, Menschen an die Natur heranzuführen, sagt Heilingbrunner. „Die Verbots- und Gebotskultur ist mir persönlich ein bissl zuwider.“ Das Areal hatte das Kuratorium Wald 1997 der Caritas der Erzdiözese Wien abgekauft. „Ich wusste nicht, was auf mich zukommt – aber sofort, wo man den Wein macht“, sagt Heilingbrunner. Zwei Hektar Weingarten gehören dazu, Gemischter Satz, Grüner Veltliner, auch ein paar Rote baut er mit Winzer Michi Malat zu „Himmelwein“ an. Dazu kommen acht Hektar Blumenwiese, erst vorige Woche hat er sie – das eine Mal im Jahr – gemäht.

Selbst im südlichen Waldviertel auf einem Bauernhof geboren, war Heilingbrunner mit der Tradition aufgewachsen, zur Geburt eines Kindes einen Baum zu pflanzen. Über eine Wahltante, die sich als Keltenforscherin betätigte, lernte er das Baumhoroskop kennen und verfiel auf die Idee, „es in Natura umzusetzen“. „Spiritus Rector“ des Projekts sei der damalige Wiener Finanzstadtrat Rudolf Edlinger gewesen – er habe den Himmel als mögliches Areal, damals als Hirseacker verpachtet, ins Spiel gebracht.

Heilingbrunner selbst hatte nach der Au zunächst sein Jusstudium abgeschlossen, wurde danach direkt von Umweltministerin Marilies Flemming in ihr Kabinett geholt. Später kehrte er zu den NGOs zurück, ist heute Präsident des Umweltdachverbands und seit dessen Gründung Teil des Kuratoriums Wald, das im ehemaligen Aubesetzungsbüro in der Alserstraße untergebracht ist. Einst war hier das Waldsterben das große Thema, heute ist es der Klimawandel, der den Bäumen zu schaffen macht. Die Buche im Baumkreis, berichtet er, ist daran jedenfalls schon eingegangen – alleinstehend, hatte ihr Stamm einen Sonnenbrand.

ZUR PERSON

Gerhard Heilingbrunner, geb. 1957, wuchs auf einem Bauernhof im Yspertal auf, studierte Jus und war einer der Initiatoren der Besetzung der Hainburger Au. 1997 kaufte er mit dem Kuratorium Wald das Areal Am Himmel als Ort der Erholung. Er führt das in seiner Architektur einem Baum nachempfundene Restaurant Oktogon. Morgen, Freitag, wird im Rahmen eines 20-Jahr-Fests u. a. mit einer Klanginstallation von Wolfgang Mitterer der neue Klangraum eingeweiht. Auch die sprechenden Bäume von Klaus Maria Brandauer werden uraufgeführt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2019)

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