Maria Hofstätter: Begegnungen im Gefängnis

Maria Hofstätter spielt in Arman T. Riahis nächstem Film eine Gefängnispädagogin – neben Aleksandar Petrović, Andreas Lust und Sibel Kekilli.
Maria Hofstätter spielt in Arman T. Riahis nächstem Film eine Gefängnispädagogin – neben Aleksandar Petrović, Andreas Lust und Sibel Kekilli.(c) Valerie Voithofer
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Maria Hofstätter und Aleksandar Petrović unterrichten in Arman T. Riahis nächstem Film im Gefängnis – inspiriert von einem echten Lehrer.

Schule im Gefängnis: Dass es das in Österreich gibt, war vielen vor dem Filmprojekt nicht wirklich bewusst – und die Recherchen vor Ort gingen bisweilen unter die Haut. „Mir war natürlich klar, dass man ab 14 Jahren haftfähig ist – aber dass man in diesem Alter ja auch schulpflichtig ist, daran denkt man nicht, wenn man damit nicht konfrontiert ist“, sagt die Schauspielerin Maria Hofstätter (55).

Ihrem Kollegen Aleksandar Petrović (43) ging es ähnlich. „Darüber, dass die unterrichtet werden, denkt man ja eigentlich nicht nach“, sagt er. „Und wenn man dann dort ist, ist es einerseits ganz banal, eine Klasse, aber doch ganz anders. Dann sind die halt auch so irrsinnig jung. Und wenn die vor dir sitzen und dir Sachen erzählen, dann kiefelt man schon daran.“

In einer solchen Gefängnisklasse – nachgebaut im aufgelassenen Bezirksgefängnis von Stockerau – verbringen Hofstätter (zuletzt etwa in den Kinofilmen „Cops“ und „Ugly“ zu sehen) und Petrović („Die Migrantigen“) gerade viel Zeit: Als Gefängnispädagogen sind sie gemeinsam mit der jungen Schauspielerin Luna Jordan die zentralen Protagonisten von Arman T. Riahis nächstem Film „Fuchs im Bau“, der im Frühjahr fertig sein soll.

Allzu viel wird über den Film, in dem auch Andreas Lust (als Gefängniswärter) und Sibel Kekilli (als Sozialarbeiterin) mitspielen, noch nicht verraten. Grob gesagt geht die Geschichte aber so: Der Lehrer Hannes Fuchs (Petrović) soll die eigenwillige Elisabeth Berger (Hofstätter) ablösen, die seit 25 Jahren im Gefängnis unterrichtet. Und findet dank ihrer Unterrichtsmethoden nicht nur seine eigene Kreativität, sondern auch einen Zugang zu der 16-jährigen Insassin Samira.

Eisengitter und Zellentüren

„Allein die Recherchearbeiten waren schon sehr spannend“, sagt Hofstätter, während Regisseur Riahi wenige Meter entfernt gerade eine Szene probt. Kurz darauf hallt der Ruf nach Ruhe durch Eisengitter und an stahlschweren Zellentüren vorbei durch die langen Gänge des Gebäudes, die die Justizanstalt Josefstadt darstellen sollen. „Bei so einem Projekt darf man wieder einmal einen Blick in eine Welt werfen, die man sonst nicht kennen würde.“ Dabei gab es neben Besuchen im realen Gefängnis auch Unterstützung von einem, der sich auskennt – und der Regisseur Riahi bei einem zufälligen Treffen vor einigen Jahren überhaupt erst zu dem aktuellen Film inspiriert hat: Wolfgang Riebniger, ein großer Typ mit weißem Pferdeschwanz, hat bis vor fünf Jahren als Gefängnispädagoge in Wien gearbeitet – rund drei Jahrzehnte lang, vor allem in der Josefstadt und in der Schwarzau, punktuell aber auch hier in Stockerau, wo er einmal einen erwachsenen Häftling auf den Schulabschluss vorbereitet hat.

„Ich habe jeden Tag ein Déjà-vu“, sagt der 70-Jährige, der in dem Film auch eine kleine Rolle bekommen hat, für die seine Arme mit Tätowierungen übersät sind: als Häfnkoch. „Und am liebsten würde ich sofort wieder unterrichten.“ Sein Credo bei der Arbeit mit den straffällig gewordenen Jugendlichen: „Ein Ambiente der Akzeptanz, der Augenhöhe und des Miteinanders. Da ist schon von manchen gekommen: ,Herr Riebniger, Sie sind der erste Mensch, der mich ernst nimmt.‘“

Das ist etwas, das auch Hofstätter aus der Recherche und den Gesprächen mitgenommen hat: „Wenn man wirklich ehrlichen Respekt mitbringt, dann öffnen sich die Menschen auch, dann merkt man erst, wie sehr sie Kinder sind, wie liebesbedürftig sie sind und wie viel Zuwendung sie brauchen“, sagt die Schauspielerin. „Auch wenn sie Sachen gemacht haben, die nicht in Ordnung sind.“

Auf einen Blick

Dieser Tage wird im ehemaligen Stockerauer Bezirksgefängnis der Film „Fuchs im Bau“ gedreht. Lehrer Hannes Fuchs (Aleksandar Petrović) wird darin der Gefängnispädagogin Elisabeth Berger (Maria Hofstätter) zur Seite gestellt – und beginnt, die Jugendlichen dort zu verstehen. Ebenfalls mit dabei sind unter anderem Andreas Lust als Gefängniswärter und Sibel Kekilli als Sozialarbeiterin. Inspiriert zu diesem Film hat Regisseur Arman T. Riahi die Begegnung mit dem echten, inzwischen ehemaligen Gefängnispädagogen Wolfgang Riebniger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2019)

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