Hochenergetisch. Wenn ­Philipp Hochmair auf der Bühne steht, dann ist er da. Radikal.
Literatur als Droge

„Schiller Rave": Philipp Hochmairs Höllenritt

Mit seinem „Schiller Rave" im Wiener Musikverein will Philipp Hochmair den Dichter in die Jetztzeit bringen.

Zuerst zieht sich Philipp Hochmair die Schuhe aus. Und die Socken. Dann beginnt er, seinen Schmuck anzulegen: Ringe, Ketten, alles Glücksbringer. Oder so ähnlich. „Das ist meine Kriegsbemalung", sagt Hochmair lachend. „Das Kreuz ist aus einem Nonnenkloster im 17.  Bezirk, in der Nähe vom Neuwaldegger Bad. Das habe ich dort gekauft." Zum Kreuz, zum Glauben hat er eine Beziehung, aber keine einfache. „Ich bin österreichisch-katholisch geprägt, war auch Ministrant. Ich glaube schon an etwas, bin aber kein Christ." Das Kreuz will er im Nebel und Techno-Rausch befreien. „Der blutende Schmerzensmann am Kreuz hat mir als Kind immer Angst gemacht." Rave und Nebelmaschinen im Musikverein, das schafft auch nur der Popstar unter Österreichs Schauspielern, wie er gern bezeichnet wird. Nur die Zigarre muss er sich hier versagen, wenn er mit seiner Band „Die Elektrohand Gottes" zum großen „Schiller Rave" im Gläsernen Saal des Musikvereins antritt. Aber das sind eigentlich nur Nebensächlichkeiten. Hochmair geht es nicht primär um Pop, Sex-Appeal oder den Glauben.

Literatur als Droge

Es ist die Sprache, die ihn anturnt, ihn zu seinen hochenergetischen Deklamierauftritten anspornt. „Ich habe schon früh das Verlangen nach ex­­tremer Sprache verspürt", sagt der Schauspieler. Extrem, das sind für ihn die ewig großen Dramen, die immer mehr in Vergessenheit geraten: „Jedermann", „Werther", „Erlkönig", „Der Taucher", „Die Glocke". „Ich liebe diese Balladen über alles und möchte sie erhalten, beleben." Also bringt er sie unter anderem mit seinem „Schiller Rave" in die Jetztzeit, jeder Abend entsteht dabei völlig neu. „Die Band reagiert auf mich, auf meine Verse, Arabesken, Sprecheskapaden – und ich auf die Beats der Band. Dieses Duett ist jedes Mal ein Experiment.

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