Sarah Paulson: „Sehe meine eigene Arbeit nie“

Sarah Paulson will die Erinnerungen an die Dreharbeiten unangetastet lassen und zieht es deshalb vor, die Filme, in denen sie mitgespielt hat, nicht zu sehen.
Sarah Paulson will die Erinnerungen an die Dreharbeiten unangetastet lassen und zieht es deshalb vor, die Filme, in denen sie mitgespielt hat, nicht zu sehen.APA/AFP/ANGELA WEISS
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Die amerikanische Schauspielerin und Regisseurin Sarah Paulson spricht über ihren neuen Film „Glass“, ihre Ängste und die Zusammenarbeit mit dem Erfolgsproduzenten Ryan Murphy. Außerdem erzählt sie, warum sie ihre eigenen Filme nie ansieht.

Golden Globe- und Emmy-Gewinnerin Sarah Paulson spielt die weibliche Hauptrolle in M. Night Shyalamans „Glass“ (seit Freitag im Kino), der Fortsetzung von „Unbreakable“ und „Split“. Paulson im Interview.

Man kann über Ihren neuen Film „Glass“ kaum sprechen, ohne dem Zuschauer ein paar Überraschungen zu verderben, oder?

Sarah Paulson: Das stimmt. Wie bei den Filmen von M. Night Shyamalan ja häufig. Aber wir kriegen das schon hin.

Wie ist es für Sie als Schauspielerin, wenn Sie während der Dreharbeiten niemandem etwas über Ihre Rolle verraten dürfen?

Da ich selbst es hasse, wenn jemand mir zu viel über einen Film erzählt, den ich noch nicht gesehen habe, ist mir sehr bewusst, was auf dem Spiel steht. Aber natürlich ist es nicht immer ganz einfach. Gerade in diesem Fall, denn ich kenne viele Fans der Vorgängerfilme „Unbreakable“ und „Split“. Zum Glück bin ich nach acht Staffeln „American Horror Story“ gut in der Übung, was das Nichtsausplaudern angeht.

Sie spielen eine Psychiaterin. Ein Job, zu dem Sie einen Bezug haben?

Oh, ich habe jede Menge Therapieerfahrung, wenn Sie das meinen. Und mir fiel es leicht, jemanden zu spielen, der durch und durch davon überzeugt ist, anderen Menschen mit ihrer psychologischen Arbeit helfen zu können. Denn mir und vielen anderen in meinem Umfeld haben Therapien immer unglaublich geholfen.

Weil „Glass“, wie etliche Ihrer Arbeiten, auch mit dem Thema Angst spielt: Wovor haben Sie selbst Angst?

Letztlich wahrscheinlich vor den gleichen Dingen wie viele andere Menschen auch. Davor, geliebte Menschen zu verlieren. Oder auch davor, irgendwann einmal selbst nicht mehr hier zu sein. Und natürlich vor vier weiteren Jahren Donald Trump.

Sie sind aktuell auch in „Bird Box“ mit Sandra Bullock zu sehen, der auf Netflix ein riesiger Erfolg ist. Haben Sie damit gerechnet?

Kein bisschen. Ich fiel aus allen Wolken, als ich erfuhr, dass Netflix die Zahlen veröffentlicht hat, was sie ja sonst nie machen. Angeblich haben allein in den ersten sieben Tagen 45 Millionen Menschen den Film gesehen. Man muss sich einmal vorstellen, das wären alles zahlende Kinogänger gewesen.

Wie erklären Sie sich denn den Erfolg des Films?

Da fragen Sie die Falsche, denn ich habe ihn gar nicht gesehen. Alles, was ich darüber weiß, weiß ich dank der Drehbuchlektüre. Oder von Twitter.

Warum haben Sie ihn denn nicht gesehen?

Weil ich meine eigenen Arbeiten nie sehe. Früher tat ich das noch, aber als dann die Serie „The People vs. O.J. Simpson“ im Fernsehen lief, habe ich damit aufgehört. Plötzlich gab es da diese große und sehr positive Aufmerksamkeit für meine Arbeit, was ich einfach nicht gewohnt war. Plötzlich hatte ich Angst, mich selbst zu sehen und nicht zu verstehen, warum irgendjemand mich gut finden könnte. Das war ein ganz seltsames Gefühl der Verunsicherung. Also beschloss ich, meine Erinnerungen an die Arbeit an diesem wunderbaren Projekt unangetastet zu lassen. Seitdem handhabe ich das immer so – und fahre sehr gut damit.

Hinter „The People vs. O.J. Simpson“ sowie „American Horror Story“ steckt TV-Produzent Ryan Murphy. Stellen Sie sich manchmal vor, wie Ihr Leben aussähe, hätten Sie ihn nie getroffen?

Das tut ich in der Tat oft. Ohne ihn säße ich heute vermutlich noch in meinem Apartment in West Hollywood, nicht in meinem eigenen Haus. Ryan habe ich mein Zuhause zu verdanken, buchstäblich genauso wie in kreativer Hinsicht. Natürlich habe ich auch vorher schon viel gearbeitet. Aber erst die Zusammenarbeit mit Ryan hat mir all die Möglichkeiten eröffnet, die ich seither habe. Klar habe ich auch selbst meinen Teil dazu beigetragen. Doch ich bin auch mit vielen tollen Schauspielerinnen befreundet, die sicherlich genauso gut sind und trotzdem kaum Rollen bekommen. Einfach, weil sie nicht das Glück hatten, jemanden wie Ryan zu treffen.

Und Sie arbeiten weiter mit ihm zusammen, nicht wahr?

Natürlich. In Kürze fangen wir mit den Dreharbeiten zu unserer neuen Serie „Ratched“ an, die später auf Netflix zu sehen sein wird. Ryan hat mich zu einer Ko-Produzentin gemacht, was ein großer Schritt für mich ist.

Steckbrief

1974
wurde Sarah Paulson in Tampa, Florida, geboren.

Seit 2011
spielt sie in der US-Serie „American Horror Story“. Für ihre Rolle in der ersten Staffel von „American Crime Story“ gewann sie 2016 den Emmy sowie 2017 den Golden Globe. Zu ihren erfolgreichsten Kinofilmen gehören unter anderem „Happy New Year“, „12 Years a Slave“, „Die Verlegerin“ und „Ocean's 8“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2019)

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