Charlize Theron: In die Politik? „Bloß nicht!“

Schauspielerin Charlize Theron liebt es, von Beginn an in Filmprojekte involviert zu sein: „Das ist viel befriedigender, als ein fertiges Drehbuch zu bekommen.“
Schauspielerin Charlize Theron liebt es, von Beginn an in Filmprojekte involviert zu sein: „Das ist viel befriedigender, als ein fertiges Drehbuch zu bekommen.“(c) imago images / PanoramiC (JB Autissier / Panoramic)
  • Drucken

In ihrem neuen Film „Long Shot“ zog Hauptdarstellerin Charlize Theron auch wieder hinter der Kamera die Fäden. Die Südafrikanerin über Frauen in der Politik, die gläserne Decke in Hollywood und ihre Tätigkeit als Produzentin.

Fünfundzwanzig Jahre ist es her, dass Charlize Theron sich einen One-Way-Flug nach Los Angeles gekauft hat. Heute gehört sie längst und andauernd zu den größten Stars in Hollywood. Für „Monster“ gewann sie den Oscar, mit „Mad Max: Fury Road“ oder „Fast & Furious 8“ feierte sie Welterfolge, für „Young Adult“ und „Tully“ wurde sie von der Kritik bejubelt. Derzeit ist sie in der Komödie „Long Shot. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“ im Kino zu sehen.


Miss Theron, zu Ihren bekanntesten Rollen gehört harte Kost wie „Monster“, „Mad Max: Fury Road“. Sie nun in einem Film wie „Long Shot“ zu sehen ist eine Überraschung . . .

Charlize Theron: Nicht nur für Sie, sondern für mich genauso. Ehrlich gesagt hätte ich nie damit gerechnet, dass ich mal in einer romantischen Komödie mitspiele. Alles was mir über die Jahre aus diesem Genre angeboten wurde, fühlte sich nicht richtig für mich an, deswegen habe ich lieber abgesagt. Aber als nun Seth Rogen anklopfte, konnte ich nicht Nein sagen. Mit ihm zusammen diesen Film zu entwickeln, der zwar eine romantische Komödie, aber alles anderes als schlicht oder banal ist, war eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen konnte.


Sie spielen in „Long Shot“ eine Politikerin, die sich anschickt, Präsidentin der USA zu werden. Glauben Sie, dass wir Ähnliches bald in der Realität erleben werden?

Sie meinen eine Frau als Präsident? Da sind wir ja leider ziemlich spät dran. Allerdings natürlich nur, was die USA angeht. Im Rest der Welt gab es zum Glück schon viele Regierungschefinnen. Was die Situation hier noch ein wenig trostloser macht.


Könnten Sie selbst sich vorstellen, eines Tages ein politisches Amt zu bekleiden?

Um Gottes willen, bloß nicht. Ich bin unbedingt eine Anhängerin von Frauen in der Politik, die Veränderungen anstoßen und Regeln neu definieren. Aber ich selbst habe nicht das Bedürfnis, eine von ihnen zu sein. Und vermutlich auch nicht das Talent dazu.


Immerhin sind Sie mit Ihrer Stiftung, dem Charlize Theron Africa Outreach Project, und Ihrem ehrenamtlichen Engagement aber durchaus politisch tätig, oder?

Sicherlich gibt es da Berührungspunkte zur Politik. Ich will Gutes tun, etwas bewirken und helfen. Aber mein Kampf gegen Aids unter jungen Menschen in Afrika ist natürlich etwas vollkommen anderes, als ein ganzes Land zu regieren.

Empfinden Sie als zweifache Mutter sich als Paradebeispiel dafür, wie man Kinder und eine erfolgreiche Karriere unter einen Hut bekommen kann?

Nicht weniger als andere berufstätige Mütter auch. Ganz im Ernst, ich mache meine Sache genauso gut oder schlecht wie andere Mütter auch. Ich habe die gleichen Ängste und Sorgen, und die Balance zwischen Kindern und Beruf ist nie einfach.


Würden Sie sagen, dass für Frauen in der Filmbranche die Glasdecke endlich durchbrochen ist und wir auf dem Weg zu echter Gleichberechtigung sind?

Das ist noch ein langer Weg, fürchte ich. Schauen Sie sich nur die Oscar-Nominierungen in diesem Jahr an: Wieder war keine einzige Frau in der Regiekategorie nominiert. Es ist teilweise wirklich unfassbar. Klar, wir haben inzwischen einiges erreicht, aber dafür mussten wir unglaublich hart arbeiten und über jede Menge sprichwörtliche Glasscherben hinwegkriechen. Ich bin seit bald zwei Jahrzehnten auch hinter der Kamera als Produzentin tätig und weiß sehr genau, wie viel schwerer es Frauen in dieser Branche gemacht wird als Männern.


Ist es ab einem gewissen Karrierestadium erfüllender, hinter der Kamera tätig zu sein als davor?

Wollen Sie damit sagen, dass ich langsam alt werde und mich zurückziehen sollte (lacht)?


Auf keinen Fall. Aber vielleicht sind die Möglichkeiten als Produzentin vielfältiger als für Schauspielerinnen.

Ich weiß schon, was Sie meinen. Ich produziere weniger aus Notwendigkeit als aus Interesse. 90% aller Rollen, die ich spiele, sind Projekte, die ich selbst entwickelt habe. Mir macht es große Freude, Beziehungen zu spannenden Regisseuren und Autoren aufzubauen und Geschichten wirklich von Beginn an mitzuentwickeln. Das ist viel befriedigender, als einfach ein fertiges Drehbuch geschickt zu bekommen.

Steckbrief

1975. Geburt in Benoni. Ihr Vater hat französische, ihre Mutter deutsche Wurzeln. Als Charlize Theron 15 ist, erschießt ihre Mutter den alkoholkranken Vater in Notwehr.

Model. Als 16-Jährige ist Theron zunächst als Model tätig, mit 18 geht sie nach L. A.

2003. Nach mehreren kleineren Rollen erfolgt der Durchbruch mit „Monster“, für den sie auch mit dem Oscar ausgezeichnet wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.