Werk: Ein Club kommt in die Jahre

Stefan Stürzer, Direktor des Werk, mit seinem ausgestopften Marder. Das Tier, das er von einem Freund geschenkt bekam, ist eine Art Maskottchen, das immer auf seinem Schreibtisch steht. Wenn er nicht gerade mit ihm im Autowrack vor den Stadtbahnbögen des Werk am Donaukanal posiert.
Stefan Stürzer, Direktor des Werk, mit seinem ausgestopften Marder. Das Tier, das er von einem Freund geschenkt bekam, ist eine Art Maskottchen, das immer auf seinem Schreibtisch steht. Wenn er nicht gerade mit ihm im Autowrack vor den Stadtbahnbögen des Werk am Donaukanal posiert.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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An diesem Wochenende steht am Donaukanal das Minifestival Kunst am Kanal auf dem Programm. Kommendes Jahr wird im Werk wohl vieles neu sein.

Wenn es am Donaukanal noch einen Ort gibt, an dem nicht Touristenmassen Schlange stehen, an denen man sich nicht durch die Afterwork-Cocktail-Mengen drängen muss, sollte man diesen wohl am ehesten (gut, nehmen wir vielleicht die Hafenkneipe aus) an der Spittelauer Lände suchen. Das Werk ist dort in den vergangenen viereinhalb Jahren, seit es von Ottakring an den Kanal gezogen ist, zu einer Institution in Sachen Subkultur geworden. Und hat sich, das ist selten, gerade am Donaukanal, nicht in kommerziellen Erfolgen und Club-Schickschnack verloren, sondern ist authentisch geblieben: mit Räumen für Nachwuchsmusiker, Ateliers und fairer Preispolitik. An diesem Wochenende steht dort das Festival Kunst am Kanal auf dem Programm (siehe Infobox).

Ob es Kunst am Kanal, einen der Fixpunkte (immerhin feiert das Werk damit heuer sein elfjähriges Bestehen), 2018 noch geben wird? Das ist unklar. Denn, so gut sich der Kulturverein/Club entwickelt hat, so viel wird sich doch verändern. „Kommenden Sommer machen wir vermutlich ganz zu“, sagt Werksdirektor Stefan Stürzer, „wir wollen das Werk umdefinieren.“ Im Herbst 2018 soll es eine Neueröffnung geben, der Name bleibt, das Programm wird anders. Es soll wieder mehr die Kunst, weniger der Clubbetrieb im Fokus sein. Eine seiner Ideen ist es, jeden der Bögen einzeln zu bespielen: als Kunstraum, Atelier, Hafenbar oder Wohnzimmer. Auch Kinderprogramm könnte eine größere Rolle spielen, überhaupt soll das Werk vielleicht mehr eine Bar mit Kultur und gutem Essen als Partylocation sein. Clubabende könnte es vielleicht noch zwei bis vier im Monat geben.

Warum die Neuausrichtung? „Na ja, wir werden ja auch älter“, sagt Stürzer, der das Werk mit Kompagnon Benjamin Hötzendorfer und 25 Mitarbeitern bzw. ehrenamtlichen Helfern führt – und immerhin bald 33 wird. Ist man da für Clubs schon zu alt? „Ja, ich schon“, sagt er, lacht, „ich will es ruhiger und gemütlicher haben. Es ist gut, wenn man einen Ort hat, der mitwächst.“ Nachsatz: „Mit 80 sitzen wir dann alle hier und spielen Bingo.“ Derzeit laufen jedenfalls Überlegungen, wie sich die Neuausrichtung umsetzen lässt – ob sich das tatsächlich 2018 ausgeht oder verschoben wird, ist auch eine Frage des Geldes. Bisher haben vor allem die Clubabende Geld gebracht – und finanziell stand das Werk lang auf wackeligen Beinen: Stürzer hatte damit in Ottakring begonnen, viel investiert. Als alles fertig war, musste er, auch von Anrainern erzwungen, raus und stand vor einer Million Euro Schulden.

„Damals haben mir alle geraten, sofort in Konkurs zu gehen. Aber wir haben am Kanal von vorn gestartet, reingehackelt, ich hab lang auf der Baustelle geschlafen, jetzt im Herbst ist alles abbezahlt.“ Insofern ist das Werk finanziell freier – und Stürzer auch anderweitig involviert: beim Zwischennutzungsprojekt Creau etwa oder als Berater in der Gastro- und Kulturszene.

Jeden Monat ein Festival am Kanal

Aber auch, wenn das Werk älter wird, gewisse Grundsätze sollen bleiben: etwa, dass das Werk jungen Künstlern offen steht. „Wir sind neben Fluc und Rhiz die Einzigen, die sich in Wien wirklich um den Nachwuchs kümmern. Wanda, Johann Sebastian Bass oder Voodoo Jürgens haben zuerst bei uns gespielt.“ Auch bei den Festivals am Donaukanal will Stürzer weiter dabei sein. „Unser Ziel ist ein Festival jeden Monat. Bisher haben wir im April das Straßenmusikfest Down under the Bridge, im Mai das Kanaltreiben, im Juni das Audiovisual-Art-Festival Playground AV, im August Kunst am Kanal, und für den September haben wir auch etwas geplant.“ Ob sich das heuer noch ausgeht, ist unsicher; sonst starte es eben 2018, es solle jedenfalls, „voll die Gaudi“ werden. So viel sei sicher.

PROGRAMM

Kunst am Kanal. Das Festival findet am Sa, 12., und So, 13. August, im Kunst und Kulturzentrum Werk (Spittelauer Länder 12, Stadtbahnbögen 331–333 am Donaukanal) statt. Unter anderem mit Kinderprogramm (Recyclingbasteln, Schminken etc. und Kinderdisco am Samstag ab 19 Uhr).

Außerdem: Musik von Benjamin Bock, Safari, Wattens Akut oder The Base, Ausstellungen und Installationen, Literatur und Poetry-Slam. Eintritt: freie Spende.

Web:www.daswerk.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2017)

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