Streit um Indiana Jones' Maya-Kristallschädel

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Das Land Belize hat die Besitzer des mysteriösen Gegenstandes auf Rückgabe geklagt – und die Filmgesellschaften, die den Mythos verwertet haben, auf nachträgliche Beteiligung am Gewinn.

„Der Beschuldigte LucasFilm produzierte den Film mit dem Mitchell-Hedges-Schädel ohne Kenntnis und Autorisierung des Klägers Belize. Der Beschuldigte LucasFilm verschwor sich mit dem beschuldigten Paramount zur Vermarktung des Films ohne Autorisierung durch den Kläger Belize.“ So steht es in einer Klage, die Jaime Awe, Direktor des Archäologischen Instituts von Belize, am 5. Dezember bei einem US-Gericht eingereicht hat und die von den heutigen Besitzern den Schädel zurück- und von den Filmgesellschaften Gewinnbeteiligung haben will. So etwas hat man noch nicht gesehen, aber es passt gut zum Gegenstand: Der heißt „Indiana Jones“ und hat oft vorgeführt, welches Hauen und Stechen anheben, wenn es darum geht, Antiken zu stehlen, gar solche, denen höhere Mächte innewohnen.

In der letzten Folge waren das Kristallschädel, aus Bergkristall gefertigte Köpfe, die die Fantasie anregten, seit der erste 1863 in Mexiko auftauchte. Er weckte Gerüchte, die Köpfe seien von den Maya gefertigt worden, gar von Außerirdischen. Und das weckte Gelüste von Abenteurern, die Pate standen für „Indiana Jones“. Einer von ihnen, Frederick Mitchell-Hedges, fand nach eigenen Angaben den berühmtesten dieser Schädel – den „mit dem bösen Auge“ – 1926 in einer Maya-Tempelruine in Lubantuum in Belize bzw. seine Adoptivtochter tat es, sie hat die Geschichte allerdings in verschiedenen Versionen erzählt. Und immer falsch, Mitchell-Hedges erwarb den Schädel 1943 bei Sotheby's in London. Daran wird die Klage des Landes Belize wohl scheitern, und auch daran, dass die Schädel allesamt mit den Maya oder Außerirdischen nichts zu tun haben, sondern vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland hergestellt wurden, in Idar-Oberstein, darauf deuteten schon viele Auswertungen der Bearbeitungsmuster.

Das hinderte LucasFilm und Paramount natürlich nicht, den Faden weiter zu spinnen, dem Publikum gefiel es, „Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull“ spielte 786 Mio. Dollar ein. Das lag mit am Thema, der Schädel heißt auch der „des Untergangs“. Und in diesem „Indiana Jones“ geht es nicht um Lappalien wie den Heiligen Gral – Thema eines früheren Streifens –, es geht um das Ende der Welt bzw. die Rettung für Auserwählte, auch bei Doomsdayern und Esoterikern spielen die Schädel eine große Rolle: Wenn alle 13, die die Maya einst besessen hätten, wieder vereint sind, kommt für die Untergangsapostel das Ende, für die Gegenfraktion wird es dann abgewendet. Wie auch immer, das Datum steht fest: 21. 12., Freitag kommender Woche, Maya-Stichtag.

So rasch urteilt kein Gericht der Welt. Und selbst wenn es das täte und Belize Geld sowie den Schädel erhielte, würde es nichts helfen resp. schaden: Es gibt keine 13 Schädel, man kennt, zumindest in öffentlichen Sammlungen, nur vier.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2012)

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