Frühe Wanderung aus Indien nach Australien

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Vor 4000 Jahren zogen Menschen übers Meer auf den fünften Kontinent – und brachten den Dingo mit.

Koala, Wombat, Beutelteufel, Beutelmaus und natürlich Känguru: Auf dem fünften Kontinent hausen andere Säugetiere als anderswo, nämlich Beuteltiere. Vor der Kolonialisierung durch Europäer waren die „normalen“ Säuger, die Plazentatiere, (fast) nur durch Arten vertreten, die fliegen oder schwimmen können, etwa Fledermäuse und Robben. Eine Ausnahme ist der Dingo, eine verwilderte Form des Haushunds: Er ist schon länger dort, die ältesten Fossilien sind circa 4000 Jahre alt.

Dafür haben Genetiker um Irina Pugach (Max-Planck-Institut in Leipzig) nun eine Erklärung: Die Dingos bzw. ihre hündischen Vorfahren seien damals mit Einwanderern aus Indien gekommen. Vor 141 Generationen – also etwa 4200 Jahren – habe es nämlich einen „substanziellen Genfluss aus Indien nach Australien“ gegeben (Pnas, 14. 1.), das lesen sie aus der DNA-Analyse von 344 Menschen. Und sie assoziieren auch andere archäologische Ergebnisse mit der Einwanderung aus Indien: So hätte sich just zu dieser Zeit eine andere Art von Steinwerkzeugen durchgesetzt.

Diese frühe Wanderung widerspricht dem lange vorherrschenden Glauben, dass die Ureinwohner Australiens, die Aborigines (die man auf Englisch heute lieber „aboriginals“ nennt), seit ihrer Einwanderung (vor 50.000 Jahren aus Asien) im Wesentlichen isoliert gewesen seien – bis im Jahre 1606 nach Christus das holländische Schiff Duyfken unter Willem Jansz an der australischen Westküste landete.

Die DNA-Analyse ergab außerdem eine gemeinsame Abstammung der Ureinwohner von Australien und Neuguinea sowie der auf den Philippinen lebenden Mamanwa. Und dass diese drei Populationen vor spätestens 35.000 Jahren begonnen haben, sich auseinanderzuentwickeln. Damals bildeten Australien, Tasmanien und Neuguinea noch eine Landmasse („Sahul“), die erst am Ende der letzten Eiszeit vor circa 8000 Jahren durch das Steigen des Meeresspiegels zerrissen wurde. tk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2013)

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