Wo kam der Mensch auf den Hund?

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Die jüngste Analyse deutet darauf, dass der Wolf in Europa und als Jagdgehilfe domestiziert wurde.

Woher haben wir das Weiße in den Augen? Unsere übernächsten Verwandten, die Schimpansen haben es nicht, und unsere nächsten Verwandten, die Neandertaler, hatten es wohl auch nicht. Wir haben es, woher und wozu? Wir haben es von unseren besten Freunden, den Hunden, und wir haben es, damit wir sie mit dem Blick dirigieren können. Das geht nur bei Hunden, auch auf Fingerzeige reagieren nur sie, und wenn sie auf Augenbewegungen reagieren sollen, dann müssen die erst einmal sichtbar sein, die Pupille muss sich von ihrer Umgebung abheben, deshalb wurde die weiß.
Das vermutet eine Hypothese, die auch klären will, warum die Neandertaler verschwanden, kurz nachdem Homo sapiens vor etwa 45.000 Jahren in Europa eingewandert war. Die Neandertaler hatten ein etwas größeres Gehirn als unsere Ahnen, und sie waren ihnen in vielem ebenbürtig. Nur eines hatten sie nicht, den Hund. Dieser Jagdgehilfe begründete die Überlegenheit von Homo sapiens. So die Hypothese, sie ist allerdings darauf gebaut, dass vor 45.000 Jahren schon Wölfe zu Hunden domestiziert waren, und zwar in Europa. Beides ist höchst ungewiss: Die älteste Spur – ein 33.000 Jahre altes Fossil – deutet nach Sibirien, sie ist umstritten. Der erste gesicherte „Hundeähnliche“ lebte vor 32.000 Jahren im heutigen Belgien.

Aber stammte er von dort, oder hatten Einwanderer ihn mitgebracht? Drei Regionen konkurrieren, erst lag Südostasien vorn: 2002 analysierte Peter Savolainen (Stockholm) die mitochondriale DNA – die in den Zellkraftwerken – hunderter heutiger Hunde und Dutzender heutiger Wölfe rund um die Erde. Die größte Vielfalt fand sich in Südostasien, und die größte Vielfalt ist ein Hinweis auf den Ursprung. 2010 kam Widerspruch von Robert Wayne (UC Los Angeles), er hatte eine umfangreichere Studie durchgeführt. In ihr wies alles in den Nahen Osten und darauf, dass der Wolf erst spät domestiziert wurde bzw. sich selbst domestizierte: Demnach ist er Hund geworden, als die Landwirtschaft erfunden war – vor 11.000 Jahren im Nahen Osten –, ihre Müllhalden lockten ihn an.

Die Ahnen sind offenbar ausgestorben

Auch das stieß auf Kritik, und weil tiefe Stammbäume bei Hunden schwer zu erstellen sind – die unterschiedlichsten Arten wurden immer wieder gekreuzt, vermutlich kamen auch oft Wölfe dazu –, hat Wayne beschlossen, es mit fossiler DNA zu versuchen. Er hat 18 frühe Hunde und zehn frühe Wölfe – sie sind 1000 bis 36.000 Jahre alt – ausgewertet und ihre Gene mit denen von heutigen Hunden und Wölfen verglichen. Dabei zeigte sich zum einen, dass heutige Hunde mit Urwölfen enger verwandt sind als mit heutigen, diese Ahnen sind offenbar ausgestorben. Und zum anderen deuten alle Gene nun nach Europa. Der älteste Hund im Sample lebte vor 14.500 Jahren in der heutigen Schweiz, damals gab es keine Landwirtschaft: Der Hund wurde also von Jägern und Sammlern domestiziert – und bald mit den Augen dirigiert (Science, 342, S. 871).
Allerdings hat Waynes Befund einen argen Schönheitsfehler: Alle seine Fossilien stammen aus Europa, keines kommt aus dem Nahen oder Fernen Osten. „Eine objektive Studie ist das nicht“, kritisiert Savolainen.

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