„Viele Ideen in den Schubladen“

Der Innovations-Scheck, mit dem KMU kleine Forschungsprojeke durchführen können, entwickelt sich zu einem Erfolgsmodell.

WIEN (ku). Gerechnet worden war mit 2000 Einreichungen innerhalb von zwei Jahren – oder 1000 im ersten Jahr. Das Interesse am Innovations-Scheck war aber deutlich höher: Nach nicht ganz drei Monaten wurde am Montagabend der 750. Innovations-Scheck vergeben. „Hier gab es eine Lücke, unsere Aktion ist ein Beitrag zum Füllen dieser Lücke“, sagte Forschungs-Staatssekretärin Christa Kranzl (SPÖ) am Montag.

Der Innovations-Scheck ist als „Einstiegszuckerl“ für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) in die Forschung gedacht. Die österreichische Volkswirtschaft ist dominiert von derartigen Unternehmen – über 99 Prozent der heimischen Firmen haben wenige als 250 Mitarbeiter. Der überwiegende Großteil des Forschungsförderungs-Kuchens geht aber an Großunternehmen. Der Scheck ist mit 5000 Euro dotiert, mit diesem Geld können KMU bei Forschungseinrichtungen Machbarkeitsstudien, Prototypen oder Business-Pläne beauftragen.

„Es müssen sehr viele Iden in den Schubladen der Unternehmen gelegen sein“, resümiert Kranzl. Dass diese nun zum Teil gehoben werden und zu konkreten Produkten gemacht werden ist wohl der sehr einfachen Antragstellung zu verdanken. Das Formular ist nur zwei Seiten lang, innerhalb weniger Wochen prüft die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) die formalen Kriterien – und gibt das Geld frei. „Noch einfacher kann man es nicht machen“, so Kranzl.

Das bestätigt auch Klaus Pseiner, Co-Geschäftsführer der FFG. „Das Antragsformular ist gleichzeitig der Vertrag, mit dem das KMU zu einer Forschungseinrichtung gehen kann, nachdem wir ihn unterschrieben haben“. Pseiner ist vom Erfolg des Innovations-Schecks überwältigt. „Ich hätte viel Geld verloren, wenn ich gewettet hätte“, bekannte er am Montag ein. Das wirklich Spannende komme aber erst: Wie es gelinge, die KMU in das „normale“ – kompliziertere – Fördersystem einzubeziehen, und wie man die Firmen dazu animieren könne, in größere Projekte einzusteigen.

Aufstockung geplant

Die Fördernehmer haben viele spannende Vorhaben. So will etwa eine burgenländische Firma einen in den Motorraum eingebauten Feuerlöscher bauen. Ein steirisches KMU entwickelt ein Home-Monitoring-System für Pflegepatienten, eine niederösterreichische Firma ein System zu Hochtemperatur-Vergasung von biogenen Abfällen.

Vorerst hat das Infrastrukturministerium gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium 1000 Innovations-Schecks aufgelegt – im Wert von fünf Millionen Euro. Wenn das Interesse größer ist, was nach den ersten Erfahrungen zu erwarten ist, werden weitere Schecks aufgelegt. „Ich werde mit dem Wirtschaftsminister ein Wörtchen reden, wir werden sicher eine entsprechende Finanzierung haben“, so Kranzl.

International findet der Innovations-Scheck an KMU bereits Nachahmer: Irland, die Niederlande oder skandinavische Länder überlegen ähnliche Initiativen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2008)

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