Die reinigende Wirkung von Weiden

Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur untersuchen, wie Weiden und Pappeln Schwermetalle aus dem Boden ziehen.

Bei der „reinigenden“ Wirkung von Weiden denken viele an Weidenrindentee und ähnliche Heilmittelchen. Boku-Wissenschaftler denken da ganz anders, denn ihnen geht es um die Reinigung des Bodens, die sogenannte „Phytoextraktion.“ Gemeint ist damit, dass Pflanzen dem Boden Schwermetalle entziehen und diese in ihren Blättern speichern. „Wir nennen solche Pflanzen Akkumulierer“, erklärt Walter Wenzel vom Institut für Bodenforschung, der schon vor vielen Jahren die Möglichkeit der Bodensanierung mit Weiden und Pappeln aufzeigte.

Seinem Team gelang es, von einem kontaminierten Standort stammende Weiden- und Pappel-Stecklinge zu vermehren, die keine Schäden aufwiesen – trotz der hohen Schwermetallbelastungen. Ganz im Gegenteil, die Pflanzen speicherten bis zu 0,4 Prozent Zink und 0,004 Prozent Cadmium in ihren Blättern – mehr als das Hundertfache des Normalwertes. Hochrechnungen dieser Extraktionswerte ließen vermuten, dass bereits nach drei Jahren bis zu 20 Kilogramm Zink pro Hektar aus dem Boden entfernt werden könnten. „Das klingt viel, aber es dauert lange, bis eine umfassende Bodensanierung gewährleistet ist“, so Wenzel. Denn für raschere Sanierungen, wenn zum Beispiel der Verkehrswert von Liegenschaften steigen soll, eignen sich die Pflanzen nicht. „Phytoextraktionen klappen auf moderat kontaminierten Standorten, wo man langfristig arbeiten kann.“ Auch die Tiefe der Sanierung ist mit Weiden, deren Wurzeln ein bis zwei Meter in den Boden reichen, beschränkt.

Bodenmatte fängt Schwermetalle auf

Apropos Wurzeln: Spannend ist die Interaktion im Wurzelbereich, die zur Aufnahme der Schwermetalle führt. Normalerweise schirmen Mykorrhiza-Pilze, die in Symbiose mit den Wurzeln die Nährstoffaufnahme aus dem Boden regeln, die Pflanze gegen schädliche Schwermetalle ab. Aktuelle Forschungen zeigen, dass bei den Akkumulierer-Pflanzen die Metallaufnahme im Wurzelbereich durch die Mykorrhiza-Pilze auch erhöht werden kann.

Und was passiert mit den Akkumulierer-Blättern voller Schwermetalle? „Es gibt drei Methoden, die Blätter zu sammeln, ohne dass die Schadstoffe wieder in den Boden gelangen“, zählt Wenzel auf. Man kann zu einem günstigen Zeitpunkt die Weiden schneiden, man saugt die Blätter im Herbst vom Boden auf oder man verwendet eine spezielle Matte, die verhindert, dass die Schwermetalle der Blätter wieder in den Boden gelangen.

Diese von der Stadt Wien patentierte Bodenmatte wird unter den Bäumen aufgebreitet und enthält Eisenoxid oder Tonmineralien – jedenfalls Stoffe, die eine hohe Bindungskraft für Zink, Cadmium und andere Schadstoffe vorweisen. „99 Prozent der Schwermetalle bleiben in den von uns entwickelten Matten hängen. Wenn die Bindungskraft erschöpft ist, kann man diese entweder als Sondermüll entsorgen oder man wäscht die Schwermetalle aus und kann sie weiter verwenden“, sagt Wenzel über die praktische Anwendung der reinigenden Wirkung von Weiden. vers

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2008)

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