Eine neue Rezeptur für Gussasphalt

Weniger Hitze. Um Energie zu sparen, mengen Wiener Wissenschaftler dem Asphalt Wachs bei. Die CO2-Emissionen könnten dadurch verringert werden.

Was haben die Praterbrücke in Wien und der Grazer Augartensteg gemeinsam? Bei beiden Brücken, ob für den motorisierten Verkehr oder Radfahrer und Fußgänger, kam Gussasphalt als Belag zum Einsatz. Dieser eignet sich speziell für Brücken: wegen seiner abdichtenden Eigenschaft, seiner hohen Verschleißfestigkeit und weil er einfach aufzubringen ist.

Jährlich werden in Österreich rund acht Millionen Tonnen Asphalt produziert, davon etwa ein Prozent Gussasphalt. Zwar muss dieser nicht wie Walzasphalt vor Ort mit großem Gerät verdichtet werden, bei der Produktion sind allerdings Temperaturen zwischen 230 und 250 Grad notwendig, damit das Gemisch so dünnflüssig wie möglich und der Gussasphalt leicht aufzubringen ist.

„Rund siebzig Prozent des gesamten Energieverbrauchs bei der Asphaltproduktion entfallen auf die Mischanlagen, die hohen Temperaturen verbrauchen die meiste Energie. Hier gibt es großes Einsparpotenzial“, sagt Bauingenieur Bernhard Hofko vom Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien.

Gemeinsam mit Forschern des Instituts für Materialchemie und des Instituts für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft arbeitet er daran, die Produktionstemperatur auf unter 200 Grad zu senken, indem man die Rezepturen für Gussasphalt verbessert. Dies geschieht im Rahmen eines vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekts, unterstützt mit einer Förderung aus dem Wirtschaftskammerpreis.

Ressourcen sparen

Ein Weg, um die Produktionstemperatur zu senken, besteht darin, Wachs, etwa Montanwachs, beizufügen: „Unsere Labortests haben gezeigt, dass schon ein Anteil von 0,3 bis 0,4 Prozent der Gesamtmenge ausreicht, um die Temperatur um dreißig Grad zu senken.“

Das Wachs verflüssigt das Asphaltgemisch oberhalb des Tropfpunkts zwischen 110 und 140 Grad. Versuche, welches Wachs beziehungsweise welche andere innovative Methode die beste Temperaturabsenkung bewirkt, finden derzeit im Straßenbautechnischen Labor der TU Wien statt.

Die neue Rezeptur darf dabei nicht zulassen, dass sich im Material Spurrinnen oder bei tiefen Temperaturen Risse bilden. Geplant sei deshalb in Kooperation mit Industriepartnern, den Asphalt auf Probestrecken unter realen Bedingungen zu testen.

Hält die Rezeptur, was sie verspricht, wirkt sich das auch positiv auf die Umwelt aus: Am Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft der TU Wien berechneten Wissenschaftler anhand von Anlagedaten von Asphaltmischanlagen, dass sich Energieverbrauch und CO2-Emissionen um jeweils zwanzig Prozent senken lassen. Noch ein positiver Effekt: Straßenbauarbeiter wären nicht mehr den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ausgesetzt, die ab 200 Grad vermehrt entweichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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