Der Klimawandel und das Spiel mit dem Feuer

Höhere Temperaturen, längere Trockenperioden und Unachtsamkeit führten zu einer Verdreifachung der Brände in Europa. Was tun? Aufpassen – und Feuer legen, rät eine aktuelle Studie.

Trockene Zeiten stehen uns bevor: Laut aktueller Studie des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, die im Fachjournal „Regional Environmental Change“ veröffentlicht wurde, werden die durch Waldbrände zerstörten Flächen in Europa bis 2090 um 200 Prozent zunehmen.

Durch den Klimawandel verursachte höhere Temperaturen und längere Trockenperioden führten schon bisher zu einem dramatischen Anstieg verbrannter Erde. Allein in den am stärksten betroffenen Ländern Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland wurden 2012 rund 520.000 Hektar Wald durch Feuer zerstört, wie aus der jährlich vom Joint Research Center (JRC) der EU herausgegebenen Waldbrandstatistik hervorgeht. In den Jahren 1980 bis 2008 lag die in Europa derart zerstörte Waldfläche jährlich zwischen 200.000 und einer Million Hektar. Zur klimatischen Misere gesellt sich laut den Forschern zunehmend auch menschliche Fahrlässigkeit: 95 Prozent aller Waldbrände in Europa werden durch weggeworfene Zigaretten, Lagerfeuer oder gar Brandstiftung verursacht.

Totholz kontrolliert verbrennen

Neben einer – der trockenen Natur angepassten – Aufmerksamkeit und vermehrtem Verantwortungsbewusstsein könnte aber auch eine bessere Waldbewirtschaftung das Problem abfedern. Die IIASA-Forscher haben dafür gemeinsam mit Kollegen vom JRC, nationalen Forstexperten und der EU-Expertengruppe für Waldbrände verschiedene Brandschutzoptionen und ihre Auswirkungen untersucht. Das verblüffende Resultat: Durch kontrollierte Feuer könnte der Anstieg der Schäden bis 2090 auf 50 Prozent reduziert werden. „Es gibt immer noch eine große Debatte über die Wirksamkeit kontrollierter Feuer. Unsere aktuelle Studie zeigt, dass es sich dabei um eine vielversprechende Option handelt, um die europäischen Wälder vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen“, zeigt sich Studienautor Nikolay Khabarov in einer Aussendung des IIASA von der Methode überzeugt.

Dabei wird im Winter durch kontrollierte Feuer Totholz im Wald verbrannt, damit es im folgenden trockenen Sommer nicht als Zunder für die nächste Katastrophe bereitsteht. (APA/dm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)

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