Big Data – made in Austria?

Eine österreichische Studie fasst die Aufgaben bis zum Jahr 2025 in neun Empfehlungen zusammen. Leuchtturmprojekte sollen helfen.

Wer glaubt, die Vereinigung sämtlicher österreichischer Anstrengungen zur intelligenten Datenanalyse könnte zu einer Lösung führen, irrt: Die Datenmengen laufen unserem Wissen ständig davon. Die Bürger der digitalen Welt generieren heute Daten von mehr als 200 Exabytes jährlich – das entspricht 20 Millionen Mal der Information, die in der nicht gerade kleinen Bibliothek des US-Kongresses lagert.

Wozu also eine Studie über das österreichische Programm „IKT der Zukunft: Daten durchdringen – intelligente Systeme“? Nach Genuss der 110 Seiten Text und Grafiken plus 33 Seiten Fotos von Tischtüchern, die bei Workshops beschrieben wurden, weiß man es: Das Chaos lässt sich zwar nicht ordnen, aber durch koordiniertes Vorgehen überblicken. Forscher des Wiener Unternehmens max.recall und des Instituts für Softwaretechnik und interaktive Systeme der TU Wien haben im Auftrag der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und des Ministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) eine Technologie-Roadmap erstellt, die Empfehlungen bis 2025 enthält. Die Studie zeigt nicht nur Stärken und Schwächen der österreichischen Landschaft auf, sondern gibt auch Tipps zur Pflege ebendieser.

Qualifiziertes Personal fehlt

„Die Breite der Anwendungsgebiete, die von österreichischen Unternehmen, Forschungsinstituten und Universitäten in diesem Bereich adressiert wird, ist beachtlich“, schreiben die Autoren. Schwerpunkte seien der Gesundheitsbereich, Energie, E-Science, Produktion und Logistik, die wichtigste Mangelware sei qualifiziertes Personal.

Die Erkenntnisse sind in neun Empfehlungen zusammengefasst. Auch auf die Kleinheit Österreichs wird hingewiesen: „Um mittel- bis langfristig herausragende Technologien ,made in Austria‘ im Bereich der intelligenten Datenanalyse zu produzieren, bedarf es zielgerichteter Förderung.“ Als wohl wichtigste Maßnahme schlagen die Autoren die Schaffung eines Ökosystems für daten-basierte Innovationen vor.

Um den Bedarf an hoch qualifiziertem Personal zu befriedigen, seien „neue Bildungsprogramme gefragt, die dabei unterstützen, universelle Denker anstelle von Fachexperten auszubilden“. Zusätzlich wird die Gründung eines „Austrian Data Technology Institute“ empfohlen, das einerseits Spitzenforschung und andererseits Vernetzung und Know-how-Austausch mit dem Ausland ermöglichen soll.

Leuchtturmprojekte wie das erwähnte Datenökosystem sollen die Richtung der Roadmap sichern helfen. Denn „innovative Technologien zur intelligenten Datenanalyse besitzen das Potenzial, nachhaltig Mehrwert für die österreichische Wirtschaft und Gesellschaft zu generieren“. Die Autoren wissen: „Es gilt jedoch noch viele Herausforderungen – sowohl aus technologischer als auch aus gesellschaftlicher Sicht – zu überwinden, bevor Österreich den vollen Nutzen aus diesen Entwicklungen ziehen kann.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)

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