Biologicum: Gefühle im Tal der Graugänse

In Grünau wird über Emotionen gesprochen.

Nach dem Vorbild des erfolgreichen Philosophicum Lech findet heuer erstmals ein Biologicum statt – an einem sehr passenden Ort: in Grünau im Almtal, wo Konrad Lorenz einst seine berühmten Versuche mit Graugänsen unternommen hat und wo heute noch an der Konrad-Lorenz-Forschungsstätte der Uni Wien geforscht wird.

Wissenschaftlicher Leiter ist Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal, ein Lorenz-Schüler im besten Sinn, einem großen Publikum durch seine Bücher über Wölfe, den „Presse“-Lesern insbesondere durch seine Kolumne „Mit Federn, Haut und Haar“ bekannt. Beim ersten Mal geht's im Almtal um die Biologie der Emotionen: „Zuckerbrot und Peitsche der Evolution“ nennt sie Kotrschal.

Wie weiblich ist Sprache?

Mit Jaak Panksepp, der u.a. über zwitschernde Ratten geforscht hat, ist ein internationaler Star unter den Vortragenden. Er unterscheidet vier Basisemotionen: Suche, Furcht, Wut, Panik. Claus Lamm (Uni Wien) spricht darüber, wie das Hirn Emotionen verwaltet; Wilhelm Schmid (Uni Erfurt) fragt, ob wir Gefühle zu unserem Glück brauchen, Philosophin Sabine Döring (Tübingen) behandelt die Verbindung zwischen Werten und Gefühlen. Aufregend wird gewiss der Vortrag von Barbara Schweder, die erklärt, dass die Gefühlswelten von Frauen und Männern recht unterschiedlich seien. So meint sie, dass Frauen „sekundär sexualisiert“ und Männer „sekundär emotionalisiert“ seien und dass die Sprache weiblich sei.

Beide Geschlechter werden gewiss auch die herbstliche Landschaft im Almtal genießen, es wird Zeit für Spaziergänge geben. Und dafür, die tierischen Stars von Grünau – Graugänse, aber auch Kolkraben und Waldrappe – zu würdigen. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2014)

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