Kleinvieh braucht auch Mist – oder Kompost

Schüler aus Tirol versuchen gemeinsam mit der Universität Innsbruck herauszufinden, wie sich Düngerarten auf die Kleintierwelt in Getreidefeldern auswirken. Das Kleinvieh bestimmt die Bodenqualität.

Ob Bauern ihre Felder mit Mist, Kompost oder Kunstdünger ertragreicher machen, ist nicht unerheblich. Denn die Düngerart wirkt sich nicht nur auf die Pflanzen selbst aus, sondern auf die gesamte Tier- und Insektenwelt, die auf dem Feld lebt. Welche direkten und indirekten Folgen die Wahl des Düngers hat, ist Teil der Forschungsfrage des vom Wissenschaftsministerium geförderten Projekts „Kleinvieh braucht auch Mist“.

Schüler und Lehrer des BRG in der Au in Innsbruck und der HBLA Kematen Innsbruck Land forschen dazu in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität Innsbruck im Feld und im Labor. Die Schüler werden dabei auf allen Ebenen eingebunden, „damit die Kinder ein Verständnis dafür kriegen, was im Boden der Getreidefelder lebt und krabbelt, welche Tiere es gibt und wie wichtig diese sind“, sagt Daniela Sint, Professorin am Institut für Ökologie und Projektleiterin. Die Kinder sollen erkennen, dass Düngemittel sowohl zur Ertragssteigerung von Nutzpflanzen führen als auch die Bodenbedingungen der Getreidefelder verändern. Die Art des Düngers kann Nützlinge wie Regenwürmer, Spinnen und Käfer anziehen – aber auch Schädlinge wie Schadpilze, Blattläuse oder Unkraut. All diese Auswirkungen auf die Pflanzen werden im Projekt analysiert.

Die zehn- bis 18-jährigen Schüler legen zunächst Lebendfallen in den Feldern aus: Sie graben Joghurtbecher in einer Ebene mit der Erdoberfläche ein. Spinnen und Käfer fallen dann in diese Grube. Ein besonderes Augenmerk legt das Projektteam auf Regenwürmer, die in keinem Boden fehlen dürfen: „Sie zersetzen einerseits totes, abgestorbenes Pflanzenmaterial, und andererseits durchlüften sie mit ihren Erdgängen den Boden“, erklärt Sint.

Als Nächstes bestimmen die Schüler die Kleinvieharten. Die 16- bis 18-Jährigen bringen ihren Fang in das Labor der Universität. Dort entwickeln sie einen molekularen Bestimmungsschlüssel für Regenwürmer und extrahieren deren DNA. Damit können sie die Wurmarten bestimmen und feststellen, „ob nicht nur die Anzahl der Regenwürmer vom Düngermittel abhängt, sondern vielleicht auch die Artenzusammensetzung“, sagt Sint. Welches Kleinvieh Mist bevorzugt, oder Kompost, wird das Sparkling-Science-Team gemeinsam herausfinden. (por)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2015)

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