Gebündelte Museen: „Medizinische Meile“ in Wien

Pläne. Medizin- und Gesundheitsthemen in Josephinum, Narrenturm und Co. könnten für Touristen spannend sein.

Die Wachsmodelle im Josephinum dienten schon im 18. Jahrhundert dem Studium für angehende Mediziner und Chirurgen. Joseph II. wollte hier Militärärzte akademisch und praxisnah ausbilden. Schließlich war das Militärsanitätswesen für eine auf Expansion ausgerichtete Monarchie wesentlich: Schlechte Versorgung von Verletzten oder Infektionskrankheiten konnten in der Armee mehr Opfer fordern als kriegerische Feinde.

Bis heute führen Professoren der Medizinischen Uni Wien ihre Studenten gerne durch die Sammlung der anatomischen Modelle, um die Lage von Organen, Nerven und Blutgefäßen besser als im Diavortrag zu veranschaulichen.

Attraktives kulturelles Erbe

„Unser Traum wäre, das Josephinum als Teil einer ,Wiener Medizinischen Meile‘ zu präsentieren, die das kulturelle und wissenschaftliche Erbe vieler Einrichtungen im neunten und ersten Bezirk für Touristen attraktiv macht“, sagt Josephinum-Leiterin Christiane Druml.

Dazu gehört auch das alte AKH, inklusive Narrenturm, in dem die pathologisch-anatomische Sammlung vom Naturhistorischen Museum ausgestellt wird.

Zudem zeigt etwa das Billrothhaus in der Frankgasse die Geschichte der ältesten medizinischen Gesellschaft Wiens und das Freud-Museum in der Berggasse historisches und modernes Wissen der Psychoanalyse. In einer gebündelten Präsentation würden die Sammlungen für Laien und Fachleute anziehender. Immerhin kommen jährlich tausende Mediziner zu Fachkongressen nach Wien, die man auch für die hier verborgenen Schätze begeistern könnte.

Für die Öffentlichkeit sind die fast 1200 Wachsmodelle des Josephinums auch jetzt frei zugänglich, Öffnungszeiten sind jeweils Freitag und Samstag von 10 bis 18 Uhr. Eine ganze Woche der offenen Tür bietet das Josephinum von 9. bis 15. März 2015. Hier befindet sich auch die größte heimische Sammlung von medizinischen Geräten und Instrumenten aus vergangenen Jahrhunderten.

Weltweit erstes Endoskop

In der aktuellen Ausstellung „Unter die Haut“ wird zum Beispiel das weltweit erste Endoskop präsentiert, das der deutsche Arzt Philipp Bozzini 1807 konstruierte: Eine Kerze lieferte das Licht, das über Spiegel ins Körperinnere geleitet wurde. Das etwa Handstaubsauger-große Gerät verfügte über verschiedene Aufsätze für die zu untersuchenden Körperöffnungen.

Zum Vergleich liegt daneben ein wenige Millimeter dünner Katheter der modernen Herzchirurgie. „Wir wollen die Geschichte der Medizin in einen aktuellen Kontext setzen“, sagt Druml. Daher wurden in die historische Präsentation über die Pioniere der modernen Medizin auch zeitgenössische Werke von Video- und Fotokünstlern aus Italien, Finnland und der Türkei integriert. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2015)

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