Jedes vierte Kleinkind ist zu dick

Kind wird gefuettert - child is beeing fed
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Prävention. Damit aus molligen nicht dicke Kinder werden, haben Sportwissenschaftler ein Vorsorgeprogramm für Kindergärten erarbeitet.

Jedes vierte Kleinkind hat Übergewicht. Das hat eine Pilotstudie für das Projekt „Salto – Salzburg together against obesity“ unter knapp 200 Kindergartenkindern in der Stadt Salzburg ergeben. Etwa zehn Prozent dieser vier- bis sechsjährigen Buben und Mädchen seien nicht nur etwas mollig, sondern krankhaft übergewichtig – mit allen negativen Folgen für die Gesundheit, berichtet Susanne Ring-Dimitriou, die Leiterin von Salto, über die ersten Ergebnisse. Besonders besorgniserregend: Die Zahl jener Kleinkinder, die schon unter Gewichtsproblemen leiden, nimmt zu.

Sportwissenschaftler der Uni Salzburg haben gemeinsam mit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde deshalb das Präventionsprojekt Salto erarbeitet. Die einfache Formel dahinter: Aus dicken Kindern werden dicke Erwachsene. Salto soll diese Logik durchbrechen. „Je früher gegengesteuert wird, desto höher sind die Chancen, später ohne restriktive Maßnahmen auszukommen“, sagt Ring-Dimitriou. „Bereits im Alter von drei bis sechs Jahren wird das Bewegungs- und Essverhalten stark von der familiären Umwelt geprägt“, erläutert sie.

Heuer werden elf Kindergärten aus fast allen Salzburger Bezirken an dem kostenlosen, auf drei Jahre angelegten Vorsorgeprogramm, teilnehmen. Neben den Kindergartenpädagogen sollen auch die Eltern und die jeweiligen Gemeinden mitmachen, um bei den Kleinsten gesunden Lebensstil zu verankern. Für jeden Kindergarten wird mit Sportwissenschaftlern, Ernährungsexperten, Psychologen, Erziehungswissenschaftlern und Medizinern ein individuell passendes Programm ausgearbeitet. Das kann die Einführung der gesunden Jause oder die Veränderung des Mittagstisches ebenso sein wie Bewegungsprogramme oder Ballspiele.

Mit gesundem Gewicht in die Schule

Die Pilotstudie habe gezeigt, dass sich dicke und normalgewichtige Kinder bei motorischer Fitness und Geschicklichkeit nicht wesentlich voneinander unterscheiden, so Ring-Dimitriou. Unterschiede zeigten sich eher zwischen Mädchen und Buben. Das hat aber weniger mit dem Gewicht als mit der Sozialisation zu tun. Geht es ums Laufen, Springen oder Klettern, wird Buben meist mehr erlaubt und zugetraut als Mädchen.

Ziel von Salto ist, durch gesünderes Essen und mehr Bewegung die Zahl jener Kinder zu erhöhen, die mit einem gesunden Körpergewicht die Schule beginnen. Weil spätestens im Schulalter der Babyspeck nicht mehr nett ist, sondern der Grund für Hänseleien, Spott und Ausgrenzung. (c.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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