HIV-Entdecker Bob Gallo testet HIV-Impfstoff

HIV self tests are displayed in a pharmacy in Bordeaux
HIV self tests are displayed in a pharmacy in Bordeaux(c) REUTERS (REGIS DUVIGNAU)
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Nach 15-jähriger Entwicklung soll noch diesen Monat mit der Prüfung an Menschen begonnen werden.

„Es wird einen Impfstoff gegen HIV geben“, versprach Robert Gallo, 2007 bei einem Wien-Besuch der „Presse“. „Ich kann Ihnen nur keinen genauen Termin nennen, das wäre närrisch.“ Gallo hatte allen Grund zur Vorsicht: Als er 1983 das Virus mit entdeckte, waren die Hoffnungen groß, dass man rasch einen Impfstoff entwickeln werde, und zwar einen, der völlige Sicherheit („sterilising immunity“) verleiht. Das können nur Antikörper: Diese Waffen des Immunsystems heften sich an Eindringlinge in den Körper und fangen sie ab, bevor sie Schaden anrichten können, sie bringen die Eindringlinge wieder völlig aus dem Körper hinaus.

Aber keiner der bisher getesteten über hundert Impfstoff-Kandidaten schaffte das: Das Virus hat zwar nur neun Gene, aber es ist extrem wandlungsfähig, und es ändert seine Form just in dem Moment, in dem es an Körperzellen andockt bzw. in sie eindringt.

Anfang der Neunzigerjahre herrschte nach Gallos Erinnerung in der Community „blanke Depression“, fast keiner setzte mehr auf einen Impfstoff, nur Gallo machte weiter, sagte 2002 einen Impfstoff „in eineinhalb Jahren“ zu, auch deshalb wollte er sich später auf keinen Termin mehr festlegen.

Aber jetzt ist er so weit, noch diesen Monat soll an 60 Personen getestet werden, ob der seit 15 Jahren entwickelte Impfstoff sicher ist. Das hat der 78-jährige Forscher, der nun am Institute for Human Virology in Baltimore arbeitet, bisher ausgiebig an Affen getan: Der Impfstoff heißt Full-lenght Single Chain – „ein fürchterlicher Name“ (Gallo) –, er soll das Virus an dessen Hauptwaffe attackieren, an der Formveränderung beim Andocken, gegen sie soll das Immunsystem Antikörper produzieren. Wird es funktionieren? „Wir sind erst am Beginn des Beginns“, dämpft der Erfolge und Niederlagen Gewohnte. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2015)

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