Wie der Klimawandel Hochwasser beeinflusst

APA/Klaus-Dietmar Gabbert
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Die Erderwärmung verschiebt die Zeit, in der Überflutungen in Europa auftreten erheblich, so eine Studie aus Österreich.

Hochwasser finden in Europa im Durchschnitt zu anderen Zeitpunkten im Jahresverlauf statt als das noch vor 50 Jahren der Fall war. Das ist das Ergebnis einer im Fachblatt "Science" präsentierten umfassenden Auswertung der Daten von über 4000 Messstationen aus 38 europäischen Ländern zwischen 1960 und 2010. Die Effekte des Klimawandels sind jedoch in verschiedenen Region sehr unterschiedlich, wies das zahlreiche Forscher umfassende internationale Team um Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien nach.

Überflutungen treten seit jeher regional zu unterschiedlichen Zeiten auf: So ist etwa in Nordwesteuropa, in England sowie im Mittelmeerraum eher im Winter Hochwasser-Saison, weil dort dann die Verdunstung niedrig ist und Niederschläge heftig ausfallen können. In Österreich und dem Rest Mitteleuropas sind Hochwasser dagegen vor allem nach starken Regenfällen nach Sommer-Stürmen häufig - wie sich auch an den aktuellen Überflutungen von Tirol bis in die Steiermark ablesen lässt.

In Nordosteuropa wiederum ist die Schneeschmelze im Frühling der Hauptfaktor für das Auftreten von Überflutungen. "Der Zeitpunkt von Fluten ist also stark vom vorherrschenden Klima abhängig und damit ein deutlich aussagekräftigerer Indikator für den Nachweis von Auswirkungen des Klimawandels als deren Stärke", sagte Blöschl.

Hochwasser in Skandinavien um ein Monat früher

Nun zeigte sich nicht nur, dass es diesen Einfluss gibt, sondern auch, wie er in den verschiedenen Regionen wirkt: Da sich etwa in Skandinavien und dem Baltikum im Untersuchungszeitraum die Zeiten mit viel Schneefall verkürzt haben und die Schneeschmelze aufgrund höherer Durchschnittstemperaturen früher einsetzt, "kommen die Hochwasser heute um einen Monat früher als in den 60er und 70er Jahren", so Blöschl. Für den Alpenraum zeigte die Analysen dagegen keine so starken Veränderungen.

Anders wiederum in England und Norddeutschland, wo Fluten heute im Schnitt um rund zwei Wochen später auftreten. "Der Klimawandel ändert den Luftdruckgradienten, das führt dort zu später auftretenden Winterstürmen", so der Studienleiter. An den Atlantikküsten Westeuropas (etwa in Südengland oder im Nordwesten Frankreichs) führt der Klimawandel dazu, dass früher im Jahr der Boden keine zusätzliche Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann, was die Flut-Wahrscheinlichkeit erhöht.

Bessere Vorhersagen ermöglichen

In Regionen entlang der Mittelmeerküste wie etwa Kroatien, Südfrankreich oder im Osten Spaniens bringt die Erwärmung des Mittelmeers mehr Hochwasserereignisse immer später im Winter mit sich. Angesichts des anhaltenden Trends in Richtung höherer Temperaturen könne man davon ausgehen, dass sich beispielsweise dieser Prozess fortsetzen wird, so Blöschl.

Mit den neuen Erkenntnissen wollen die Wissenschafter in nächster Zeit daher auch den Blick in die Zukunft schärfen. Die Daten werden nun in mathematische Modelle eingearbeitet, mit denen man bessere Vorhersagen treffen will. Neben dem Hochwasserschutz habe das Wissen über mögliche längerfristige Entwicklungen vor allem für die Landwirtschaft, infrastrukturelle Planung oder die Energiegewinnung aus Wasserkraftwerken große Bedeutung.

(APA/dpa)

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