Von farblosen Lapislazulis, gefährlichem Bunt und warum man Grau lieben kann: „Gesprächsstoff Farbe“ versammelt Farbforschung aller Art.
Prince, der Autor von „Purple Rain“, brauchte es, nun braucht es angeblich auch die Welt: das kräftige Violett, das vor wenigen Tagen als in einer „Ultraviolett“ genannten Nuance zur Farbe des Jahres 2018 gekürt worden ist. Sie spiegle wider, „was in unserer heutigen Welt gebraucht wird“, verkündete dazu Laurie Pressman, die Vize-Präsidentin von Pantone. Dieses Institut, bekannt für seine „Farben des Jahres“, berät Firmen bei der Wahl von Marken- und Modefarben, definiert Trends und neue Farbtöne; wie etwa ein „Minion-Gelb“ nach den berühmten Filmfiguren.
In dieser eigentlich beängstigenden Logik gehören Farben dem, der sie zum ersten Mal definiert und benennt. Welch ein Gegensatz zwischen dieser Besitzlogik und etwa Peter Handkes Buch „Die Lehre der Sainte-Victoire“ – das nicht zufällig im Sammelband „Gesprächsstoff Farbe“ von der Wiener Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Bettina Gruber-Scheller zitiert wird. Dort bedeutet das Zuhause-Sein in der Welt auch das Zuhause-Sein in den Farben. Verzückt notiert da der Erzähler: „Das Gebüsch war gelber Ginster, die Bäume waren vereinzelte braune Föhren, die Wolken erschienen durch den Erddunst bläulich . . .“